"Alles klar bei dir, Al?", fragte Lea. Alekto blickte von ihrem Pergament auf und stellte die Feder in das Tintenfass. Sie hatten beschlossen, ihre Freistunden am Morgen für die Hausaufgaben zu verwenden und saßen nun in der Bibliothek. Das Wetter hat sich seit gestern Abend an Halloween nicht mehr verändert. Immer weiter prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben der Bibliothek, die von Laternen beleuchtet war.
"Ja, wieso?"
Lea und Helen wechselten einen Blick. "Als ich nach Tinte gefragt habe, hast du mir das leere Glas gegeben und Helen musste dir dreimal dieselbe Frage stellen, bis du zugehört hast. Ist irgendwas vorgefallen?"
"Du scheinst heute noch abwesender zu sein, als sonst", fügte Helen hinzu.
Alekto sah ihre beiden Freundinnen an. "Mir geht's gut! Hatte nur nicht viel Schlaf."
"Wo bist du eigentlich hin verschwunden? Du warst auf einmal nicht mehr auf der Party." Lea schnaubte hörbar auf, als Helen die Party erwähnte und diese rollte als Antwort nur mit den Augen.
"Ich hatte einfach keine Lust mehr und du schienst gut alleine zurechtzukommen", antwortete sie gereizt, bevor sie ihr Buch zuklappte und sich erhob, um es zurückzubringen.Da es Vormittag war, war die Bibliothek fast leer und Alekto traf niemand, während sie die Regale ablief. Die Laternen tauchten die hölzernen Regale in einen warmen Gelbton, während man vor den Fenstern den scharfen Wind um die Türme und Gebäude Hogwarts pfeifen hören konnte.
Alekto drückte ihr Buch zurück auf seinen Platz und warf einen Blick auf die Verbotene Abteilung. Der Zugang war durch ein schwarzes Gitter versperrt und dahinter war es dunkel. Zutritt bekam man nur durch die Erlaubnis einer Lehrperson, aber es musste möglich sein, irgendwie da hereinzukommen. Alekto wusste, dass sich Bücher über schwarze Magie da befanden und Morwenna hatte ihr genau gesagt, welches sie brauchte.
Der Rest des Tages verging schnell, was möglicherweise auch daran lag, dass Alekto vor allem ihren Gedanken nachhing. In Zauberkunst hörte sie Professor Flitwick kaum zu, während der kleine Zauberer ihnen den Spruch erklärte. Ob Flitwick erfreut sein wird, wenn sie plötzlich die Sprüche ohne Probleme konnte? Würde er in die Hände klatschen und Slytherin zehn Punkte geben? Würden auch die anderen Lehrer aufhören so tiefe Erwartungen an sie zu haben? Würden die Schüler aufhören mit den Augen zu rollen, wenn sie mit ihr in eine Gruppe eingeteilt wurden?
Die Gedanken kreisten noch in ihrem Kopf, als sie nachts im Bett lag. Die Hände hatte sie über dem Bauch gefaltet, während sie an die Decke ihres Himmelbetts starrte. Sie könnte Black so übel verfluchen, dass er sich ihr gar nicht mehr über den Weg getraut und seine Freunde gleich mit. Die Leute würden aufhören, sie als Squib zu bezeichnen und die UTZ würden nicht mehr dieses flaue Gefühl in ihrem Magen hervorrufen. Die Zukunft würde ihr offen stehen, welchen Beruf auch immer sie haben wollte.
Sie malte sich weiter Dinge aus, bis ihre Uhr halb drei zeigte. Dann schlug sie die Decke zurück und schob die Vorhänge auseinander. Der Raum war in den Mantel der Nacht gehüllt und nur den regelmäßigen Atem ihrer Freundinnen und das sanfte Plätschern des Sees waren zu hören.
Das Bett quietschte leise, als Alekto ihr Gewicht davon herunterrollte und in ihren Morgenmantel schlüpfte. Sie knotete die Bändel zusammen und steckte ihren Zauberstab ein. Sie würde ihn heute nur als Lichtquelle brauchen. Auch steckte sie das Taschenmesser ihres Bruders ein.Der Gemeinschaftsraum lag verlassen da. Die in der Dunkelheit orange glühende Glut ließ die Möbel lange Schatten werfen und Alekto erschrak kurz, als ihr eigener Schatten sich auf der Wand bewegte. Der Gemeinschaftsraum war warm gewesen, aber als sie heraustrat, spürte sie die Kälte, die in einem Schloss im November herrschte.
Das blaue Licht an der Spitze des Zauberstabes leuchtete ihr den Weg durch das schlafende Hogwarts, bis sie in die Bibliothek trat.
In die Verbotene Abteilung kam sie erstaunlicherweise ohne Probleme. Ein einfaches Alohomora reichte aus und die Tür quietschte nicht einmal als sie ihre Finger um die schwarzen Gitterstäbe wickelte und sie aufdrückte.
Sie machte einen Schritt hinein und blieb stehen. Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit, doch nichts war zu hören. Das ganze Schloss schien tief zu schlafen. Konnte es so einfach sein?
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Merlins Secret
FanfictionAlekto Myrddin: Reinblüterin, Slytherin, Nachfahrin des Merlins und Familienenttäuschung. Vor den Toren Hogwarts tobt der Krieg, noch gilt die Schule unter Albus Dumbledore als ein sicherer Hafen, doch dann wird das Schloss angegriffen. Neben der Fr...