17. Kapitel

47 7 0
                                    

Alekto fühlte sich das ganze Wochenende über nicht prickelnd, was teilweise auch daran lag, dass Lea sie und Helen in die Bibliothek zu lernen schleppte und sie den versäumten Stoff aufarbeiten musste. Aber als sie am Montag in Kräuterkunde saß, fühlte sie sich schon besser. Erst am Dienstag hatte sie wieder ein Fach, in dem sie zaubern musste und das war ausgerechnet Verteidigung gegen die dunklen Künste. Heute hatte sie nur noch am Abend Astronomie.


"Die Sterne sagen, ich sterbe nächstes Jahr", meinte Alekto und blickte auf ihre Karte vor ihr, während sie dick eingepackt auf dem Astronomieturm saßen und ihre Sternenkarten zeichneten. "Das Gute ist, dann muss ich mir immerhin keine guten Vorsätze machen." Sie versuchte die Bahn des Mars besser einzuzeichnen.

Dann hob sie ihre Karte mit kritischem Blick hoch, bevor sie sie um 180° drehte. "Das sieht besser aus, ich glaube nicht mehr, dass ich nächstes Jahr sterben werde. . . vielleicht übernächstes. So einfach kann man Leben retten." Sie grinste Lea an, die schmunzelte. Jedes Jahr vor den Weihnachtsferien mussten sie in Astronomie Vorhersagen, für das nächste Jahr machen, aber bis jetzt waren keine von Alektos, Leas oder Helens kryptischen Vorhersagen je eingetroffen.

"Wäre passend gewesen, laut meiner Sternenkarte werde ich nächstes Jahr viele Verluste erleben. Ich betrauere bereits den Verlust von meiner Motivation. . . und Helens Fähigkeit für kritisches Denken." Lea blickten zu Helen herüber, die etwas auf ihr Papier kritzelte, was verdächtig nach Mrs Helen Rookwood aussah. Alekto schnitt eine Grimasse und kniff dabei die Lippen zusammen, um ein Lachen zu ersticken, während sie Jupiter deutlicher auf das Pergament kritzelte. Was das tatsächlich Jupiter? Wusste sie überhaupt, wie Jupiter aussah? Sie fing an ihre ganze Karte zu hinterfragen.

"Immerhin hat sie jemand gefunden, der sie glücklich macht", sagte sie langsam, immer noch mit ihrem Jupiter Problem beschäftigt.
Lea quittierte es nur mit einem Augenrollen und konzentrierte sich wieder auf ihre Sternenkarte als Professor Sinistra ihnen über die Schulter schaute. "Das sieht sehr gut aus bei Ihnen, Miss Harris und auch bei Ihnen, Miss Myrddin, zehn Punkte für Slytherin."
"Verzeihung, ist das Jupiter?", fragte Alekto und zeigte auf ihre Karte. Professor Sinistra nahm ihr das verzauberte Fernglas ab und schaute hindurch. "Nein, das ist der Mars. Können Sie mir sagen, wofür dieser steht?", fragte sie mit ruhiger Stimme.
"Wille, Aggressivität und. . ." Sie blickte Hilfe suchend zu Lea.
"Schutz", fügte die hinzu.
Professor Sinistra nickte. "Sehr gut, Pluto ist sehr prominent bei Ihnen. Können Sie mir etwas zu dem sagen?"
"Er steht für Tod", sagte Alekto, daher hatte sie auch ihre Vorhersage zu ihrem baldigen Tod gezogen. Professor Sinistra sah sie auffordernd an, doch Alekto wusste nicht mehr als das.
"Er steht auch für Krisen, Wandlung und. . .-", jeder Planet hatte irgendwie fünf verschiedene Bedeutungen, die sich auch ändern konnten, je nach dem in was für einem Verhältnis sie standen und dem eigenen Sternzeichen. "Was sagt Ihnen, dass Sie den Pluto nicht vollständig sehen?", fragte die Professorin mit ihrer rauen Stimme.

"Mein Tod wird unvorhergesehen sein?" Neben ihr gluckste Lea amüsiert. Auch die ältere Hexe musste schmunzeln. "Nicht auszuschließen, aber es steht vor allem für Geheimnisse. Sie haben ein paar große Geheimnisse in ihrer Zukunft."
Merlins Geheimnis schoss Alekto durch den Kopf. Das hatte sie ganz vergessen, aber sie wurde auch von niemandem erneut darauf angesprochen. Vielleicht sollte sie es einfach vergessen.

Als sie am nächsten Morgen ins Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste trat, waren schon alle Tische auf die Seite geschoben und Übungspuppen aufgestellt worden. Wie immer verteilten sich die Slytherins im hinteren Teil des Zimmers und die Gryffindors im vorderen, bevor Professor Fraser ihnen den Zauber vorführte und nochmals die Bewegung, die Worte und den Effekt durchging.

Alekto nickte, dieses Mal hatte sie ihre Hausaufgaben gemacht, wenn auch erst gestern Abend vor Astronomie. Professor Fraser fragte, ob alle es verstanden hatten, bevor er den Platz freigab und die Schüler mit dem Üben begannen.

Alekto hob den Zauberstab und fixierte die Übungspuppe. Ein violetter Strahl blitzte aus ihrer Spitze, traf das Ziel und ließ es etwas schwanken.
Enttäuscht senkte sie den Stab wieder. Panik stieg in ihrem Brustkorb hoch. Hat der Spruch wirklich nicht funktioniert oder brauchte sie noch mehr Zeit?

Sie nahm wieder Stellung ein, versuchte sich zu konzentrieren. Sie drückte ihre Schultern zurück und festigte den Griff um ihren Zauberstab, bevor sie den Spruch wiederholte. Kaum hatten die Worte ihre Lippen verlassen, drehte sich ihr Magen um, als würde sie sich plötzlich im Sturzflug befinden. Gleichzeitig war es, als hätte jemand mit Wucht sie am Handgelenk nach vorne gezogen, als der Zauber sich aus ihrem Stab löste und Übungspuppe lautstark gegen die Wand krachen ließ, dass Alekto zusammenzuckte und instinktiv die Hände über dem Kopf nahm.

Es wurde still im Schulzimmer und Alekto konnte die Schamesröte in ihren Wangen fühlen. Hastig strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und versuchte das ganze zu überspielen.
"Miss Myrddin", sagte Professor Fraser höflich, der wie aus dem Nichts neben ihr aufgetauchte. Er warf kurz einen Blick über die Schulter zum Rest der Schüler. "Habe ich den anderen gesagt, Sie können Pause machen? Die Stunde hat erst angefangen!", brüllte er, was mehrere Kinder zusammenzucken ließ. Eilig wandten sie sich wieder ihren Übungen zu. Professor Frasers blaue Augen richteten sich erneut auf die Slytherin und auf einmal hatte diese das Gefühl, dass das Zentrum der Aufmerksamkeit dieses Mannes ein schlechter Ort zu sein war, vor allem, wenn man etwas zu verstecken hatte.

Er deutete ihr mit einem Kopfnicken an, etwas zur Seite zu treten. "Miss Myrddin, wissen Sie, was gerade falsch gelaufen ist?" Glücklicherweise klang er nicht wütend und Alekto atmete erleichtert auf.
"Ich habe. . . den Spruch unterschätzt", gab sie kleinlaut von sich und hoffte, das Gespräch schnell beenden zu können.
"Sie haben sich nicht konzentriert und dadurch nicht kontrolliert. Wissen Sie, wofür der Zauberstab ist?"
Alekto wusste nicht, worauf er hinaus wollte. "Zum Zaubern?", sagte sie und versuchte nicht neunmalklug zu erscheinen.

"Der Zauberstab bündelt die Magie in unserem Körper, aber man muss lernen, wie viel Magie man aufbringen muss für den Spruch und man muss lernen, sie zielgerichtet einzusetzen, das kommt mit dem Alter und der Schulung. Kleine Kinder können das noch nicht, daher geht bei ihnen die Magie in alle Richtungen. Durch das Lernen von Zaubersprüchen wird die Magie nicht nur weiter ausgebildet, man kriegt auch ein besseres Gespür für die Grenzen der eigenen Magie. Beim Üben geht es darum herauszufinden, wie viel Magie Sie aufbringen müssen für den Spruch und für das muss man sich fokussieren, die Magie zu kontrollieren, damit sie genau das tut, was sie soll."
Die Slytherin nickte. Dass der Zauberstab die Magie bündelte, wusste sie.
"Der Fokus ist das A und O. Ich weiß, es fällt Ihnen schwer, aber es ist wichtig, denn das-" er gestikulierte zu der Übungspuppe, "- war gefährlich. Genau so passieren magische Unfälle. Konzentrieren Sie sich auf die Magie in Ihrem Körper, spüre sie, kontrollieren sie und dann über den Zauberstab weg."

Er nickte ihr zu, bevor sich abwandte. "Mr Potter, ist das ein Zauberstab oder eine Peitsche in Ihrer Hand? Hören Sie auf, den so durch die Luft zu schwingen!"
Alekto drehte sich wieder zu der Puppe. Jetzt, da der erste Schock überwunden war, hatte sie ein Leichtigkeitsgefühl in ihrem Körper. Es hat funktioniert!
Sie konnte nur schwer ein Lächeln unterdrücken, als sie Professor Frasers Worten folgte. Sie versuchte, sich ganz auf ihre Magie zu konzentrieren.

Sie wirkte ungestüm wie das Meer während einem Sturms. Und als sie den Zauberstab wieder hob, fühlte es sich für eine Sekunde an, als würde ihr das Wasser bis zum Hals stehen und gleich über ihren Kopf einbrechen, bevor der Zauber violett aufzuckte.
Alekto atmete zitternd auf und betrachtete, wie die Puppe wieder rückwärts bis zur Wand rollte, jedoch ohne wieder laut dagegen zu knallen.

Ob jetzt wirklich alles im Lot ist für Alekto?

Und hoffen wir mal, dass auch dieses Jahr sich keine von den Vorhersagen erfüllen werden.

Merlins SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt