Alekto warf einen vorsichtigen Blick zu Lea, die neben ihr saß. Diese hatte ihren Kopf auf die Hand gestützt und las das vorgegebene Kapitel im Buch. Sie hatte bis jetzt nur das Nötigste mit Alekto gesprochen, aber immerhin hatte sie sich nicht einen anderen Platz gesucht.
Im ganzen Klassenzimmer war es ruhig, während die Schüler sich über ihre Bücher beugten. Heute hatten sie eine der seltenen Theorie-Stunden, wie Professor Fraser ihnen mitgeteilt hatte. Vermutlich lag es daran, dass er selbst nicht wusste, was als Nächstes auf dem Lehrplan stand, denn auch er hatte sein Buch aufgeschlagen und las das Kapitel. Dabei konnte man durch das periodische Zusammenkneifen und Heben seiner Augenbrauen sehen, dass er nicht mit allem in diesem Buch übereinstimmte.
Alekto war nicht unglücklich über eine Stunde ohne Zaubern. Der zweite Zauberspruch hatte durchaus geholfen, aber es fühlte sich an, als hätte man einen Damm in einem schnellen Fluss errichtet und Alekto wusste nicht sicher, der Damm war. In ihrer letzten Zauberkunst-Stunde hatte sie sich nie recht getraut, richtig zu zaubern. Sie brauchte nicht mehr dieselbe Energie, die Magie zurückzuhalten, aber dafür hatte sie immer Angst, wenn sie zu viel Magie verwendete, der Damm brach und alles wieder außer Kontrolle geriet.
Es knallte, als der Professor sein Buch zuschlug. "Vielleicht sollten wir nicht mehr dieselben Schulbücher verwenden wie 1879", kommentierte er vermutlich mehr zu sich selbst, aber durch seine laute Stimme konnten alle ihn hören. "Schaut euch die Bewegung an und versucht sie ohne Zauberstab zu machen."
Der Raum füllte sich mit Schülern, die den Zauber aussprachen und dabei mit einer Hand in der Luft herumwedelten.
"Liegt die Betonung auf dem O oder dem I?", fragte Alekto.
Lea warf ihr einen kurzen Blick zu. "Im Buch steht auf dem I", sagte sie schließlich. "Aber ich finde, dass es sich etwas seltsam anhört."
Alekto nickte, sie nahm es als ein gutes Zeichen, dass sie ihn nicht einfach gesagt hat, sie soll es im Buch nachschlagen. Lea hob die Hand und der Lehrer kam an ihren Tisch, wo Lea ihm die Frage nach der korrekten Aussprache stellte.Er kratzte seinen Dreitagebart. "Ich verstehe, was Sie meinen. Versuchen Sie die erste Silbe langzuziehen. Wenn man einen Zauber nicht richtig ausspricht, kann es sein, dass er nicht wirkt, das kann man auch nicht mit mehr Magie überbrücken", erklärte er und sah kurz zu Alekto. Es wirkte wie bei jeder Lehrperson, die versuchte beide Schüler in die Erklärung einzubeziehen, aber dennoch wirkte es für Alekto, als würde er ihr das spezifisch sagen und das Paranoia-Gefühl bereitete sich weiter in ihrem Magen aus. "Da es sich um einen Schutzzauber handelt, ist die Aussprache besonders wichtig" fuhr der Lehrer fort. "Sonst merkt man erst zu spät, dass der Zauber nicht richtig funktioniert und das ist nicht gut."
Der Professor wandte zu einem anderen Schüler mit einer Frage und Lea und Alekto versuchten seinen Tipp umzusetzen.
"Ich hasse es, dass wir immer so viele Hausaufgaben haben in diesem Fach", meinte Alekto, als die Stunde endete und Professor Fraser sie anwies, das Kapitel erneut zu lesen. Sie hoffte, Lea wieder dazu zu bringen, mit ihr zu sprechen.
Diese sah sie kurz an und schien sich zu tatsächlich zu überlegen, ob sie antworten sollte. "Ich weiß, dass viele ihn nicht mögen wegen den Hausaufgaben und weil er sehr streng ist, aber ich finde ihn und seine Methoden gut", sagte sie und Alekto atmete erleichtert auf. "Er will, dass wir die Theorie haben, damit wir mit ihm möglichst viel üben können. Es ist nicht immer optimal, aber angesichts der Tatsache, dass wir Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht abwählen durften, wegen des Krieges macht es Sinn und er versteht ganz klar etwas von seinem Handwerk."
"Danke, Miss Harris", erklang seine Stimme und die beiden Mädchen zuckten zusammen. Für seinen Körperbau konnte er sich überraschend schnell und lautlos bewegen. "Übung macht den Meister, aber der erste Schritt ist immer die Theorie. Aber Sie glauben nicht, wie viele unnütze Sachen ich Ihnen trotz des Krieges dieses Jahr beibringen muss. Machen Sie Ihre Hausaufgaben gut, nächste Stunde werden wir viel zaubern."
Sein Blick glitt zu Alekto. "Sie wirken ausgezehrt, Miss Myrddin. Ist alles in Ordnung bei Ihnen?"Alekto konnte wieder das unangenehme Gefühl in ihrem Magen spüren. Aber er konnte doch unmöglich wissen, dass sie schwarze Magie angewandt hatte, oder?
"Der Winter kommt mir nie gut", antwortete sie tonlos und zwang sich zu einem Lächeln.
"Dann passen Sie gut auch sich auf. Sie brauchen genug Energie, um mit der Magie fertig zu werden." Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zurück in sein Klassenzimmer.Lea hatte die Braunen zusammengezogen und warf Alekto einen Blick zu, der ihr sagte, dass sie Dasselbe dachten.
Wortlos traten sie aus der Tür in den Flur. Alekto seufzte, sie hatte wirklich ein Problem nach dem anderen, wenn sie doch irgendwie ihre Magie besser kontrollieren könnte.
Nicht weit von ihnen waren die Rumtreiber auf ihrem Weg irgendwo hin.Vielleicht würde etwas Nachhilfe gar nicht schaden. Sie könnte die Grenzen ihrer Magie testen und Black könnte nicht einmal etwas gegen ihre Magie sagen, jetzt da sie so viel mächtiger war.
Aber es gab noch einen anderen Grund, der sie neugierig machte: seinen Hintergrund.
Er hatte etwas von Informationen gesagt, aber worauf war er wirklich aus? Hoffte er, mehr Informationen über Merlins Geheimnis zu bekommen? Oder über etwas anderes?Sie würde es herausfinden und wer weiß, vielleicht kriegte sie so selbst Informationen, wie weit sie mit ihrer Suche waren oder wieso bei Merlin plötzlich Leute nach dem Objekt einer Sage suchten!
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Merlins Secret
FanfictionAlekto Myrddin: Reinblüterin, Slytherin, Nachfahrin des Merlins und Familienenttäuschung. Vor den Toren Hogwarts tobt der Krieg, noch gilt die Schule unter Albus Dumbledore als ein sicherer Hafen, doch dann wird das Schloss angegriffen. Neben der Fr...