"Du hast bereits Astronomie verpasst und jetzt verpasst du noch Alte Runen", sagte Lea streng, die gerade ihre Bücher umpackte.
Alekto hörte nicht wirklich hin und blätterte weiter in ihrem Buch, während sie auf ihrem Bett saß. "Ich gehe morgen in Kräuterkunde." Außerdem hatte Helen auch Astronomie ausfallen lassen, um etwas mit Charles zu unternehmen. In letzter Zeit schienen sie viel Zeit miteinander zu verbringen."Du kannst nicht einfach Stunden ausfallen lassen, weil du die Fächer nicht magst. Du wirst noch weniger mit dem Stoff mitkommen."
Alekto hob den Kopf. "Danke, aber ich habe es unter Kontrolle, Lea." Sie versuchte ihrer Stimme etwas Nachdruck zu verleihen und tat, als würde sie weiter im Buch lesen, während das andere Mädchen ihre hellbraunen Locken mit den Fingern durchkämmte und ihren Mantel richtete, bevor sie endlich kopfschüttelnd den Schlafsaal verließ.Alekto warf das Buch achtlos zur Seite. Sie war in den letzten drei Tagen nicht untätig gewesen, sie hatte sich die möglichen Dinge für den Spruch zusammengesucht, genauer gesagt zusammengeklaut. Die Affodillwurzeln würde sie morgen nach Kräuterkunde stehlen und gleich musste sie noch ein paar Tentakelsamen der Venemosa Tentacula aus Slughorns Vorratsschrank holen. Aber dieser hatte noch eine Klasse vor dem Abendessen, also musste sie sich gedulden. In der Zwischenzeit zerbrach sie sich den Kopf, was sie Persönliches opfern konnte. Ihr fiel beim besten Willen nicht ein, was. Ohne was konnte sie kaum leben? Was lag ihr am Herzen?
Sie drehte Runden im Schlafsaal, während sie sich weiter das Hirn zermatschte. Was für persönliche Gegenstände besaß sie? Ihre Gedanken wanderten zum Taschenmesser, aber das war ihr zu wenig wertvoll. Eine Tante, an die sich Alekto nicht mehr erinnern konnte, hatte Taliesin und ihr je mal ein Taschenmesser auf Weihnachten geschenkt. Wieso man kleinen Kindern so etwas schenkte, war ihr nicht ganz klar, aber Taliesin hatte seines immer mit sich herumgetragen. Nach seinem Tod dachte Alekto zuerst, dass es verschollen war, aber eine Hauselfe konnte es irgendwie auftreiben.
Es brachte sie auf einen anderen Gedanken. Die Schmuckschatulle!
Die Bruchstücke lagen immer noch in Bellonas Korb vergraben. Alekto holte sie heraus und setzte sich mit ihnen auf das Bett. Sie versuchte, die verschiedenen Stücke an ihren richtigen Platz zu halten. Einen Moment starrte sie auf das Holz, dann zog sie mit dem Fuß die unterste Schublade der Kommode neben dem Bett auf und ließ die Stücke da hineinfallen, wo sie zwischen zerbrochenen Federn, ausgetrockneten Tintenfässern, einzelnen Schachfiguren und einem einzigen Socken landeten. Alekto sollte die Schublade schon lange ausmisten, aber sie schob es immer heraus. Würde die Schmuckschatulle ihr etwas bedeuten, hätte sie sie nicht zerstört.
Wütend stieß sie die Schublade wieder zu. Wieso dachte sie eigentlich immer an ihren Bruder, sie vermisste ihn nicht einmal.
Sie sprang wieder auf die Füße und überlegte. Ein Schmuckstück vielleicht? Ihre Mutter hatte viele Ketten und Ringe, die schon seit langem in der Familie waren, aber die würde sie erst nach dem Tod ihrer Mutter bekommen.Das Einzige, was ihr einfiel, war die Broché ihrer Großmutter. Dieses Mal öffnete sie eine andere Schublade der Kommode und schob die Dinge herum. Sie hatte die Broché auf der Hinfahrt getragen, wo hatte sie sie hingetan?
Kurz nachdem Alekto ihren Einschulungsbrief von Hogwarts bekommen hatte, waren sie die Mutter ihres Vaters besuchen. Diese hatte Alekto in ihr Zimmer genommen und ihre Schmucktruhe geöffnet. Ein Stück durfte sie sich daraus aussuchen. Lange hatte Alekto ihre dunklen Augen über die edlen Metalle und glitzernden Steine gleiten lassen. Am liebsten hätte sie die Dinge in die Hand genommen, um zu sehen, wie sich das Licht in den Edelsteinen brach, aber unter dem strengen Blick ihrer Großmutter getraute sie sich nicht. Schließlich wählte sie eine schlichte silberne Broche in Form einer Schlange. Als Kind hatte sie die absurde Idee, es könnte ihre Chancen erhöhen, nach Slytherin zu kommen. Es wurde zu einer Tradition, die Broche bei jeder Hin- und Rückfahrt zu tragen. Ihr Bruder hatte sich auf seine Einschulung eine Taschenuhr ihres Großvaters ausgesucht. Sie war so groß wie eine Galleone gewesen und hatte einen Drachen auf den Deckel graviert. Auch diese trug er oft mit sicher herum, aber sie ist nach seinem Tod nicht mehr aufgetaucht. Ihr Bruder hatte sie nie alleine gelassen, als er noch gelebt hatte, und anscheinend hatte er sich jetzt in ihren Gedanken eingenistet.
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Merlins Secret
FanfictionAlekto Myrddin: Reinblüterin, Slytherin, Nachfahrin des Merlins und Familienenttäuschung. Vor den Toren Hogwarts tobt der Krieg, noch gilt die Schule unter Albus Dumbledore als ein sicherer Hafen, doch dann wird das Schloss angegriffen. Neben der Fr...