Vier Tage später:Och nöö. Wieso kann man Schule nicht einfach abschaffen?
Ich bin noch nie gerne zur Schule gegangen. Nicht wegen schlechten Noten oder so. Eigentlich bin ich echt gut. Aber ich war einfach schon immer eine Aussenseiterin. Eine Person die einfach nicht ins Konzept passt. Eine Person die von allen entweder ignoriert, gehasst oder gemieden wurde. Klar am letzten Schulort war Tami da und ich musste in der Pause nicht immer alleine rum stehen, aber der Rest hat mich trotzdem einfach gekonnt ignoriert.
Früher wurde ich auch mal gemobbt, dazu noch den Verlust meiner restlicher Familie. Es hat mich zerstört. Eine Zeit lang dachte ich sogar daran, alles zu beenden, doch ich konnte es einfach nicht tun. Warscheinlich gibt es tief in mir immer noch diese dumme dumme Hoffnung, dass meine Brüder mich irgendwann wieder mal in den Arm nehmen und alles bloss ein verdammtes Missverständniss war.
Doch gekommen sind sie nie und ich habe die Hoffnung aufgegeben. Sie brauchen mich nicht. Ich brauche sie nicht Punkt!
Irgendwann hat sich dann das Schulproblem gelöst, da ich begriffen habe, wie man sich taubstellt, eine Maske hochzieht, so tut als wäre alles okay, wie man alle ignoriert und erst anfängt zu heulen, wenn niemand da ist, der es sieht oder hört. So liessen mich meine Mitschüler zumindest in Ruhe, doch Freunde fand ich auf diese Art nie. Also doch Tami aber das ist eine komplett andere Geschichte. Und jetzt brauche ich auch nicht mehr mehr Freunde. Ich habe den Fakt akzeptiert, dass man auf sich alleine gestellt ist im Leben.
‚Nicht immer in Gedanken abtauchen Emily!', ermahne ich mich selbst. Es wird schon nicht so schlimm werden. Wenigstens kennst du die Stadt schon ein wenig und wirst dich nicht verlaufen, sage ich in Gedanken zu mir selbst.
Und es stimmt. Ich kenne die Stadt schon. Bis vor acht Jahren habe ich hier gewohnt. Bei meiner Grossmutter. Es war die schönste Zeit meines Lebens. Damals. Ich war noch so naiv und glücklich. Alles was man sich nur wünschen kann, hatte ich.
Doch dann machten die beiden Arschlöcher alles kaputt und zerstörten mein Leben.Ich brauche kaum 10 Minuten, bis ich am Schulhof ankomme.
Ich bin eine ziemlich unauffällige Person von aussen hin betrachtet. Deswegen beachtet mich wohl auch jetzt gerade niemand gross. Und ehrlich gesagt, bin ich echt froh darüber. Dann muss ich wenigstens mit niemandem sprechen.
*Schulglocke erklingt.*
Ich seufze laut. Ich will da jetzt nicht rein.
Nachdem ich mich dann irgendwann auch mal überwunden habe und das Schulhaus betrete, will ich als erstes mal ins Sekretariat, um meinen Stundenplan abzuholen. Doch leider habe ich gerade keine Ahnung wo sich dieses befindet.
Ich irre etwas in den Gängen umher, bis ich mich entschliesse, einfach mal jemanden zu fragen.
Da läuft ein Mädchen an mir vorbei. Sie sieht zwar nicht sehr nett aus, eher wie so eine typische Schultussy, aber versuchen kann ich es ja trotzdem. Ich tippe ihr auf die Schulter und sie dreht sich zu mir um. Vor Schreck wäre ich fast einen Schritt zurück getaumelt, aber ich kann mich gerade noch beherrschen. Sie ist viel viel zu stark geschminkt. Der Lippgloss ist knallpink ihre falschen Wimpern reichen fast bis zu ihrem Haaransatz und sie hat so viel Concealer/ Foundation und weiss nicht was drauf, dass man ihre richtige Hautfarbe nicht einmal mehr erkennen kann.
Ich versuche mir das Lachen zu verkneifen, es könnte ja schliesslich sein, dass sie echt nett ist oder so...
Doch jetzt wo sie mich mit ihrem Blick durchbohrt, bezweifle ich das stark. Ich kann ja trotzdem mal fragen.„Kannst du mir sagen wo das Sekretariat ist?"
Sie mustert mich nur abschätzend von oben bis unten und meinte dann hochnäsig: „Klar kann ich. Hab aber keine Lust." Und stöckelt dann mit ihren High Heels an mir vorbei.
Fühlt sie sich jetzt cool?
Ich verdrehe genervt die Augen und muss mich beherrschen ihr nicht laut meine Meinung zu ihr nachzurufen.
Verdient hätte sie es, aber ich will mir nicht schon am ersten Tag Feinde machen.Plötzlich ertönt hinter mir eine ziemlich hohe Stimme.
„Hii ich bin Lexi."
Überrascht drehe ich mich um. Ein zierliches, blondes Mädchen mit hellbraunen Augen sieht mich fröhlich an.
„Hallo."
„Bist du neu hier?", fragt sie mich.
Ich nicke nur.
„Wie ich vorhin gehört habe musst du zum Sekretariat richtig oder?"
„Ja ich brauche den Stundenplan und den Rest."
„Also du must ins Untergeschoss, dann den gesamten Gang entlang und dann ist es die letzte Tür links. Und nur so als Zusatzinformation, Jana kannst du einfach ignorieren. Sie ist immer so. Eine richtige Bitch halt."
„Okay ääh danke." Sage ich etwas überrumpelt von ihrer Gesprächigkeit.
„Bitte gerngeschehen oh shit ich muss stressen. Ich habe Mathe und bin jetzt schon zu spät dran.", sagt sie mit einem Blick auf ihrer schwarze Armbanduhr.
„Man sieht sich!", ruft sie noch und rennt mit einer Geschwindigkeit, die ich ihr nicht zugetraut hätte in eine Richtung davon.
,Wow was war das denn?', wundere ich mich über die kurze Begegnung. Aber eigentlich egal. Jetzt weiss ich wenigstens wo ich das Sekretariat finde.
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Alleine!
RandomDie 16 jährige Emily hat schon sehr früh die harte Realität des Lebens erfahren. Verlassen von ihren Brüdern. Eltern tot. Viele Pflegefamilien. Und nun schon wieder eine neue Familie. Dieses Mal in Chicago. Zwei Gangs die sich gegenseitig hassen und...