EmilyIrgendwie habe ich mir die Szene hier anders vorgestellt. Klar habe ich nicht gerade Foltergeräte und weiteres erwartet. Das würde ich meinen Brüdern- nein nicht Brüder- Noah und Blake, doch nicht zutrauen. Aber eine gefesselte Mary dachte ich schon zu sehen. Noah und Blake haben mich anfangs ja auch gefesselt.
Doch Mary liegt auf dem Sofa an der Wand und schaut überrascht von einem Buch hoch.
„Emily?", fragt sie verwirrt.
Blake sitzt an seinem Schreibtisch und starrt mich erschrocken an. Ich brauche einen kurzen Moment, um meine Gedanken zu ordnen. Dann mustere ich prüfend Mary. Es sieht nicht aus, als wäre sie verletzt, trotzdem frage ich noch einmal nach.
„Ist bei dir alles in Ordnung?"
„Ja es ist alles gut." Sie schenkt mir ein kleines Lächeln.
„Glück für dich!" Mit diesen Worten wende ich mich zu Blake. Er öffnet den Mund um etwas zu sagen, ich unterbreche ihn jedoch bevor er anfängt.
„Was fällt euch eigentlich ein, meine Freundin zu entführen? Denkst du dadurch wird unser Verhältnis wieder besser?" Drohend gehe ich ein paar Schritte auf ihn zu. Ich stütze meine Arme auf dem Schreibtisch ab. „Und dann noch die Drohung gegen ihren Bruder. Wie kannst du das Leuten nur antun. Ryder hatte verdammte Angst um seine Schwester und das alles nur, damit er sich von mir fern hält. Wie kannst du nur?" Blake öffnet erneut den Mund um etwas zu sagen, doch auch dieses Mal wird er unterbrochen. Dieses Mal ist aber die aufgehende Tür schuld. Kyle steht im Türrahmen. Alle Augen wenden sich auf ihn.
„Du hast bei diesem Entführungszeug also auch mitgemacht. War ja klar", schliesse ich aus dem Fakt, dass er kein bisschen Verwundert über Mary's Anwesenheit ist. Strafend sehe ich ihn an.
„Halt deine Fresse Emily und verpiss dich. Ich muss mit Blake reden."
„Kyle!", kommt es verwarnend von Blake. Schon krass, dass er mich überhaupt noch die Mühe macht mich zu verteidigen.
„Tut mir leid", entschuldigt sich Kyle sofort. Ich presse nur die Lippen zusammen. Ich wollte diese Entschuldigung nicht hören und ich wollte auch nicht, dass Blake mich verteidigt.
„Ich habe selbst einen Mund und kann mich auch selbst rechtfertigen", murmle ich zu Blake. „Also lass das doch bitte."
Blake antwortet nicht. Er schaut nur fragend zu Kyle.
„Wir haben drei Leute auf der Strasse aufgegriffen und du wirst nicht fassen, wer es ist."
Ich werde schlagartig bleich. Diese Dummköpfe haben doch gesagt, sie bleiben im Auto.
„Es sind Ryder und die Nummer zwei und drei", fährt er seine Erzählung fort. Mary keucht überrascht auf.
„Nummer zwei und drei?", hake ich fragend nach. Heisst das die drei sind auch in einer Gang? Ich bekomme keine Antwort auf meine Frage, doch ich bin mir auch so ziemlich sicher, dass meine Vermutung stimmt. Kann ich nicht einmal normale Personen kennenlernen?
„Jedenfalls sollst du so schnell wie möglich zu Noah gehen und du sollst Mary mitnehmen, damit die drei etwas redseliger sind", beendet Kyle seinen Satz.
„Geht es ihnen gut?", fragt Mary leise. Kyle guckt kurz in ihre Richtung und meint: „Vorhin ging es ihnen noch gut. Also ich denke schon." Ihre Schultern sacken erleichtert runter. „Gut."
„Also kommt ihr jetzt?" Fragend sieht Kyle zu Blake. Der Schwarzhaarige schein kurz etwas überfordert, dann jedoch fängt er sich wieder.
„Ja ist gut. Mary komm mit! Wir gehen zu deinem Bruder. Und Em, bitte bleib hier. Ich schaue, dass Mary unbeschadet da raus kommt, aber bleib bitte hier." Flehend sieht er mich an.
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Alleine!
RandomDie 16 jährige Emily hat schon sehr früh die harte Realität des Lebens erfahren. Verlassen von ihren Brüdern. Eltern tot. Viele Pflegefamilien. Und nun schon wieder eine neue Familie. Dieses Mal in Chicago. Zwei Gangs die sich gegenseitig hassen und...