Kapitel 37

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Kyle

Ich schaue stirnrunzelnd auf den Rücksitz. Dort liegt die betäubte Mary. Irgendwo in meinem Inneren regt sich das schlechte Gewissen. Was ist nur aus mir geworden? Jetzt entführe ich schon Mädchen. Wie weit soll es noch weitergehen? Werde ich irgendwann töten müssen? Ich seufze und konzentriere mich wieder auf die Strasse. Einfach verdrängen. Ich kann es sowieso nicht ändern. Einmal drin nie wieder raus.

Aber ich frage mich wirklich, was zur Hölle Blake nur mit Mary vor hat?

Klar ich weiss, dass sie die Schwester von Ryder, diesem anderen Anführer ist. Das war auch der Grund, weswegen wir ihr das Leben in der Schule etwas schwer gemacht haben. Wir wollten einfach zeigen, dass die Vicious Hellcats hier das Sagen haben. Doch sie weiss rein gar nichts von der Gang ihres Bruders. Also wozu das Ganze? Wollen sie Ryder vielleicht mit ihr erpressen? Aber für was?

Egal. Es bringt nichts, mir hier den Kopf zu zerbrechen. Ich werde es schon sehen.

Ich halte vor dem Fabrikgelände. Es öffnet sich und ich parke meinen Wagen auf dem Parkplatz. Ich steige aus und gehe zur hinteren Autotüre. Diese öffne ich ebenfalls und vorsichtig schiebe ich Mary auf meine Arme. Ich hebe sie aus dem Auto und trage sie ins Gebäude. Viele meiner Kollegen schauen etwas verwundert auf das Mädchen. Ich ignoriere die Blicke und gehe schnurstracks mit Mary auf den Armen in Blake's Büro.

Ich öffne so gut es halt mit vollen Armen geht die Türe. Blake der an seinem Schreibtisch sitzt, hebt seinen Kopf. Als er uns sieht, erscheint auf seinem Gesicht ein Lächeln.

„Super gemacht Kyle. Leg sie einfach hier auf das Sofa." Er zeigte auf ein grünes Ledersofa, das in der Ecke steht. Ich befolge seine Anweisung und lege Mary dort hin. Ich betrachte sie noch kurz. Das Mädchen sieht so unschuldig aus. Sie gehört definitiv nicht hier hin. Ich wende den Blick ab und drehe mich zu Blake.

„Was hast du mit ihr vor?", frage ich ihn.

Er schaut mich verwundert an. „Wieso interessiert dich das?"

„Sie geht mit mir in die Klasse", nuschle ich vor mich hin.

„Aha."

„Also?", frage ich erneut.

„Wir brauchen ein Druckmittel gegen Ryder", bestätigt er meine Vermutung.

„Wieso überhaupt? Wir sind doch im Moment um einiges stärker als die Razors oder nicht? Und werdet ihr sie verletzten?" Ich weiss nicht, warum ich das gefragt habe. Es sollte mir egal sein, wenn sie verletzt wird.

„Ja wir sind stärker. Es sind persönliche Gründe, die dich nichts angehen. Ob wir sie verletzten, kommt auf die Antwort von Ryder an. Aber jetzt verschwinde! Mehr werde ich dir eh nicht erzählen."

Ich nicke und verlasse den Raum. Eigentlich wollte ich so schnell wie möglich nach Hause und das ganze verdrängen, doch ich laufe Nicola über den Weg.

„Hey", ruft er mir zu.

Ich winke kurz.

„Was tust du hier?", fragt Nicola neugierig.

„Hatte einen Auftrag. Ich musste die Schwester von Ryder hierherschaffen", fasste ich kurz zusammen.

Er schloss kurz die Augen. „Ahh."

Erstaunt mustere ich meinen Freund. Es wirkt, als hätte er ein schlechtes Gewissen.

„Hast du was damit zutun?", frage ich sofort neugierig.

„Mhm vielleicht ein bisschen", bestätigt er. „Ich habe ihnen den Grund für die Entführung geliefert."

„Was für einen Grund?"

„Ryder soll aufhören sich mit Emily zu treffen. Du weisst schon dieses Mädchen, das wir letztes Mal.-   „Ja, ich weiss welches", unterbreche ich ihn.

„Aber was hat sie mit Blake zu tun?"

„Sorry ich darf es niemandem sagen. Ich habe dir jetzt schon zu viel gesagt." Entschuldigend sieht er mich an. Ich werde wütend. Emily macht mich rasend. Sie ist in alles verwickelt. Zuerst hat sie sich mit Mary angefreundet und uns/mich bloss gestellt, dann hat sie diesen Überfall gesehen und jetzt auch noch das.

„Naja ich muss dann auch mal", verabschiedet sich Nicola.

Ich nicke ihm nur kurz zu und mache mich dann auf den Heimweg.





Emily (nach der Schule)

Zusammen mit Jenna stehe ich in der Küche. Wir backen einen Kuchen, denn morgen hat Jenna Geburtstag und es gibt etwas Besuch von ihrer Verwandtschaft. Ich bin gerade dabei den Kuchen in den Backofen zu schieben, als mein Telefon klingelt.

Ich ziehe mein Handy hervor und starre auf das Display.

Was zur Hölle will Ryder von mir? Er hat mir gestern doch klar gemacht, dass er nichts mit mir zutun haben will. Er meint sogar, ich solle Mary in Ruhe lassen, doch das kann er vergessen.

Eigentlich will ich ihn ignorieren, wie er mich auch, doch ich bin zu neugierig. Ich nehme den Anruf entgegen.

„Was willst du?", frage ich möglichst genervt.

„Sorry dass ich dich anrufe, aber es ist wichtig. Ist Mary bei dir?"

Verwirrt ziehe ich meine Augen zusammen. „Nein ist sie nicht. Sie wollte nach Hause gehen. Hat sie mir jedenfalls in der Schule gesagt."

„Okay. Kannst du dich melden, wenn du was von ihr hörst?" Er klingt echt gestresst und besorgt.

„Ist okay."

„Gut danke."

Er hängt ab. Ich schaue noch ein paar Sekunden ratlos auf mein Handy, bis ich beschliesse Mary einmal anzurufen.

Es erklingt gleich die Mailbox. Das heisst es ist ausgeschalten. Komisch. Naja ich werde es später nochmals probieren.

Wir backen den Kuchen noch fertig und verzieren ihn so gut wie möglich. Danach beschliesse ich noch schnell in die Stadt zu gehen und ein Geschenk für Jenna zu kaufen. Nach kurzem suchen finde ich auch etwas passendes. Eine Rostfigur. Sie richtig Fan von den Dingern. Also denke ich, es wird ihr gefallen.

Zwischendurch habe ich immer wieder erfolglos versucht Mary zu erreichen. Doch plötzlich kommt eine Nachricht rein. Leider nicht von Mary, sondern von Ryder.

‚Es ist alles deine verdammte Schuld. Lass meine Familie in Ruhe verstanden!'

Wie paralysiert schaue ich auf den Satz. Es ist alles deine Schuld. Es ist alles deine Schuld Emily! Es ist immer meine Schuld. Wieso bin ich immer Schuld? Eine Träne entweicht meinen Augen. Was mache ich nur falsch?

Ich reisse mich zusammen, wische die Träne weg und schreibe Ryder zurück.

‚Ist Mary wieder zurück?'

Er hat es gelesen, doch schreibt nicht zurück. Ich versuche ihn anzurufen. Doch er nimmt auch nicht ab. Ist Mary jetzt wieder da? Und auf was bezieht er das ‚es ist alles deine Schuld'?

Ich muss wenigstens wissen, ob ich mir noch Sorgen um Mary machen muss. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als zu ihnen nach Hause zu gehen. Also mache ich das. Nach 10 Minuten stehe ich vor der Haustüre. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich traue zu klingeln. Schlussendlich drücke ich auf den Klingelknopf. Ein Läuten ertönt und nach ein paar Sekunden öffnet sich die Tür.

Ryder steht dahinter.

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