Kapitel 21

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Rider

Ich stürze mit Emily an der Hand aus dem kleinen Kaffee. Blake rennt uns glücklicherweise nicht nach.
Wir steuern auf mein Auto zu und steigen ein. Nachdem Emily sich angegurtet hat, fahre ich los.

„Was meinte er?", frage ich Emily.

„Was meinst du?", entgegnet sie.

„Also gehörst du zu ihnen?" Wenn das der Fall wäre, dann müssten wir wohl oder übel unsere Freundschaft etwas einschränken.

„Nein." Sie schüttelt dazu noch energisch ihren Kopf. Ihre Stimme klingt so entschlossen, dass ich es ihr glaube. Aber Blake behauptet sowas doch nicht einfach ohne Grund. Also hake ich weiter nach.

„Was wollen sie dann von dir?"

„Ich weiss es nicht." Sie rauft sich verzweifelt ihre Haare.

„Aber Blake sagt so was doch nicht einfach so. Bitte ich muss die Wahrheit wissen. Handle ich mir Ärger ein, wenn ich mit dir abhänge?", spreche ich meine Gedanken aus. Nicht weil ich Angst vor den »Vicious hellcats« habe oder so. Ich will einfach darauf vorbereitet sein, wenn es Ärger geben wird. Damit ich grössere Schäden irgendwie verhindern kann.

Abwartend sehe ich Emily an. Die starrt jedoch nur mit grossen Augen in die Leere, krallt ihre Hände um eine Kette und wiederholt leise den Namen Blake.

„Ist etwas?", frage ich, denn irgendwie sieht sie gerade echt verloren aus.

Sie antwortet mir nicht. Stattdessen stellt sie mir eine Gegenfrage.
„Wie heisst der Typ von vorhin in dem Café?"

„Blake. ... Ich dachte das wüsstest du." Sie schien ihn vorhin jedenfalls zu kennen.

„Mhm", nuschelt sie. „Kannst du mich nach Hause fahren?!" Ihr Blick wird wieder abwesend.

„Alles okay?"

„Mhm", meint sie nur wieder.

Einen Moment mustere ich sie noch, bis ich mich dann wieder auf die Strasse konzentriere. Ich biege nach rechts ab. In Richtung ihres Zuhauses.

Emily

Das kann nicht sein!
Meine Augen füllen sich mit Tränen.
Nein!
Nicht hier.
Ich reisse mich zusammen und nur eine Träne stiehlt sich aus meinem Auge. Die wische ich mir schnell weg, damit Ryder sie nicht sieht. Er soll sich keine Sorgen um mich machen.

Doch anscheinend hat er die Träne gesehen, denn er fährt rechts an den Strassenrand und haltet an.

„Emily was ist los?" Sein fürsorglicher Ton treibt mir wieder Tränen in die Augen. So sollten eigentlich meine Brüder sein. Sie sollten mich beschützen, doch sie hassen mich anscheinend so sehr, dass sie sogar Leute auf mich hetzen, die mir weh tun.

Jetzt ist es zu spät. Ich versuche die Tränen nicht einmal mehr zurückzuhalten. Sie strömen in Bächen aus meinen Augen. Ich schluchze in meine Hände.

„Shh Emily.", versucht Ryder mich zu beruhigen. Ich sehe ihn an. Er sieht etwas verloren aus. Plötzlich lehnt er sich zu mir rüber und zieht mich in eine feste Umarmung. Ich vergrabe meinen Kopf in seinen Pullover und weine weiter.
Langsam beruhige ich mich wieder.
Vielleicht ist es ja auch einfach komplett fremde Person, die Blake heisst.

Doch ich weiss, dass ich mich selbst belüge. Schon alleine die Augenfarbe passt mit der von meinem Bruder überein. Allgemein das komplette Aussehen. Aber sein Charakter hat sich anscheinend sehr krass verändert.

Ryder umarmt mich immer noch und langsam höre ich ganz auf zu weinen und werde wütend. So richtig wütend.
Sie waren in dieser Stadt. All die Jahre lang. In der Stadt, in der Oma gestorben ist und trotzdem kamen sie nicht mal an die Beerdigung. Wie kann man nur so-

„Hey beruhige dich.", unterbricht Ryder meine Gedanken.
Ohh ich habe gar nicht gemerkt, wie ich mich ab Ryder's T-shirt festgekrallt habe. Schnell lasse ich los und löse mich auch gleich aus der Umarmung.

„Danke Ryder. Das habe ich gebraucht.", bedanke ich mich bei ihm.

„Du wirst mir nicht sagen was los ist oder?"

Ich schüttle nur den Kopf.
Er presst die Lippen aufeinander, sagt aber nichts mehr weiter dazu.

„Soll ich dich nach Hause fahren?", fragt er in die Stille hinein.

„Ja gerne."

Die Fahrt verläuft schweigend. Ich bin in Gedanken versunken und versuche mich an den angeblichen Ramon zu erinnern. Ich habe nur noch ein vages Bild von ihm. Allgemein habe ich die ganze Geschichte in dieser Fabrik ziemlich verdrängt. Aber soweit ich noch weiss, sah er Blake sehr ähnlich. Also Noah.
Was ist nur mit den Beiden passiert. Früher waren sie so nett.

Das Auto bleibt stehen und Ryder schaut mich abwartend an.
Ich umarme ihn kurz.
„Danke Ryder."

„Ist schon okay. Pass auf dich auf und falls du reden willst, ruf mich einfach an."

Ich schenke ihn ein kleines Lächeln und steige dann aus dem Wagen.

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