Kapitel 05 • George •

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In letzter Zeit sollte sich jeder von uns Mal ausprobieren. Wir hatten noch nicht viele Gebäude - okay, im Grunde fast gar keines. Es gab das Gehöft, das mehr einer Bruchbude ähnlich sah, von Anfang an hier stand und das immer erweitert wurde, wenn es Holz zum Anbauen gab. Die Baumeister planten ein kleines Gebäude für separate Besprechungen und auch einen extra Raum für die ›Sanis‹. Dort sollte ich heute hin und schauen, ob ich für diesen Bereich geeignet war. Viel lieber wäre ich im Garten geblieben, aber so richtig mit Alby anlegen, wollte ich mich nicht. Daher redete ich mir auch ein, dass es mir vielleicht sogar Spaß machte.

Bei Jeff angekommen, sah ich mir das Lager für unsere Verletzten etwas genauer an. Da ein Gebäude dafür noch in Planung stand, musste alles im Freien stattfinden. Ein provisorisches Regal beinhaltete einiges an Medikamenten, Verbandszeug und kleinen Spritzen mit einer blauen, mysteriösen Flüssigkeit. An die trat ich etwas näher heran und begutachtete diese Spritzen.

»Was ist das denn für ein Zeug?«, fragte ich Jeff. Er faltete gerade einige Handtücher zusammen und warf mir einen nachdenklichen Blick über die Schulter zu.

»Das wissen wir selbst nicht. Die lagen von Anfang an mit dabei, aber gebraucht haben wir sie bisher nicht. Wir denken, die müssen für irgendetwas besonderes sein, deshalb lassen wir da erst Mal die Finger davon und warten ab ob da noch was passiert.« Etwas besonderes. Das musste es sein. Ich konnte mir nicht richtig vorstellen, dass wir diese Spritzen bei einer gewöhnlichen Grippe oder einem Schnitt in der Haut einsetzen sollten. Es sah eher aus, wie ein... Gegenmittel für eine Krankheit? Nur was für eine, war hier eher die Frage.

Ich zuckte bloß mit den Schultern und ließ das Thema auf sich beruhen. Ansonsten besaßen wir noch ein Etwas, das einer Pritsche ähnlich sehen sollte, aber eher wie ›gut gedacht, schlecht gemacht‹ aussah. Natürlich sagte ich das nicht. Ich war froh, überhaupt irgendwas in der Richtung hier zu haben. Wenn jemand ernsthaft krank wurde, wüsste ich nicht, was wir tun sollten.

»Und was machst du den ganzen Tag hier so?« Die meisten arbeiteten in ihren Bereichen, brachten sich in den Fortschritt rein und taten etwas... produktives. Bisher gab es keinen Kranken, den wir ernsthaft verarzten mussten. Glaubte ich.

»Meistens kommen hier Schlitzer und Baumeister vorbei, die weder mit dem Hammer, noch mit dem Messer umgehen können. Die kriegen kurz ein Pflaster oder einen Verband und das war's. Wenn dann nichts weiter zu tun ist, helfe ich meistens in der Küche bei Pfanne oder im Garten mit.« Ich ließ die Schultern hängen. Wenn es danach ging, konnte ich doch direkt im Garten bleiben.

»Spannend«, seufzte ich und ließ mich auf einen hölzernen Hocker nieder, der aus dicken Ästen und Holz-Resten zusammen genagelt wurde. Für einen Moment fürchtete ich, das Teil würde mich nicht aushalten und jeden Moment unter mir zusammen brechen.

Die ersten Minuten geschah nichts spannendes. Ich wanderte mit dem Blick über die Lichtung, sah hier und da hart arbeitende Jungs. Dann blieb ich am Tor hängen. Meine Gedanken schweiften zu Newt. Jetzt gerade lief er dort drinnen umher und suchte mit Minho und den Anderen nach einem Ausgang. Manchmal hatte ich etwas Angst dass, wenn sie einen fanden, einfach abhauten und uns zurückließen. Aber, wenn Newt dann wieder neben mir beim Abendessen saß und ich in sein Gesicht sah, verflog dieser Gedanke schnell.

Mittlerweile scherte ich mich nicht Mal mehr drum, dass er mich nicht ins Labyrinth lassen wollte. Bei den Geräuschen, die ich während der Nacht von dort hörte, fühlte ich mich auf der Lichtung ganz sicher.

»Da kommt schon unser erstes Opfer«, riss mich Jeff aus den Gedanken und ich fuhr kurz herum. Ihn hatte ich fast vergessen. Peinlich berührt drehte ich mich in die Richtung, in die Jeff sah und erkannte einen schwarzhaarigen Jungen, der gerade von den Ställen kam. Winston. Jeff schüttelte grinsend mit dem Kopf und lotste seinen Kumpel auf die Pritsche. Er fing an, einen etwas tiefen Schnitt am Finger zu behandeln.

Their Darkest Times | Newt x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt