Kapitel 19 • Kat •

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Langsam füllte sich die Lichtung. Mehr Frischlinge kamen mit der Box nach oben und ich fragte mich, wie lange das noch gehen sollte. Hörte das nie auf? Irgendwann wurde der Platz innerhalb der Mauern zu eng. Sicher, jetzt ging es noch. Aber wie sah es in ein oder zwei Jahren aus? Außerdem blieb ich nach der langen Zeit immer noch das einzige Mädchen. Ich hatte keine beste Freundin mit der ich reden konnte. Niemanden bis auf Gally. Wir wuchsen mit der Zeit wie Geschwister zusammen und seitdem das der Fall war, prügelte er sich viel weniger. Natürlich tat er das beim Frischlings-Fest immer noch - was ich immer noch nicht verstand -, aber aus Frust oder Ärger schlug er sich mit kaum jemandem mehr. Die Lichter wuchsen zu einer Familie zusammen. Zwar bildeten sich hier und da kleine Grüppchen, aber alles in allem, blieben wir in einer großen Gemeinschaft.

Minho lief immer noch im Labyrinth umher, jedoch ohne Neuigkeiten. Mittlerweile fragte ich mich, weshalb er das noch durchzog. Es sollte klar sein, dass es hier keinen Weg nach draußen gab. So war zumindest Gallys Ansicht und ich fand sie ziemlich schlüssig.

»Hey, Dornröschen«, begrüßte Newt mich mit einem süßen Lächeln. Er riss mich aus meinem Gedankenfluss und setzte sich mir beim Frühstück gegenüber.

»Hey«, erwiderte ich müde lächelnd. Wir waren bereits früh auf den Beinen und ich hatte in der letzten Nacht kaum geschlafen. Mir geisterte immer noch die Frage im Kopf herum, was Newt mir insgeheim sagen wollte. Aber ihn zu fragen, traute ich mich nicht.

»Verdammt, ich bin dafür, dass wir Mal wieder einen freien Tag kriegen. Ich bin so müde«, gähnte ich und rührte in meinem Haferbrei herum. Es war ein wenig Zeit vergangen, seitdem ich die Verwandlung durchmachen musste und seitdem hatte ich kaum mehr einen Tag frei bekommen. Einerseits freute ich mich, wieder etwas tun zu können, andererseits war unsere Arbeit sehr kräftezehrend. Wir hatten es nicht so gut, wie in der alten Welt. Wir hatten keine Maschinen mit denen wir arbeiten konnten und an Elektronik erhielten wir nur das Nötigste, um nicht an Verwahrlosung zu krepieren.

»Keine schlechte Idee. Leider glaube ich, dass Minhos Fernseher dafür nicht kommen wird«, scherzte Newt. Ich schmunzelte. Vor wenigen Monaten fanden wir heraus, dass wir den Schöpfern ›Bestellungen‹ in Form einer Liste schicken konnten, indem wir den Zettel einfach in die Box legten, bevor diese wieder hinunter fuhr. Auf der Liste konnte alles stehen. Von Kleidung, bis hin zu Saatgut oder bestimmten Lebensmitteln, wie Mehl. Dinge, die wir nicht selbst herstellen konnten. Minho hatte es Mal versucht und wollte von den Schöpfern einen Fernseher bestellen.

Der kam jedoch nie. Leider. So eine ›Movie Night‹ im Freien, wäre bestimmt spannend gewesen. Aber man durfte wohl nur träumen.

»So ein Fernseher wäre nicht übel«, kicherte ich. Gerade zeigte Newt noch sein strahlendes Lächeln, das einem die innere Sonne entlocken konnte. Doch von einem auf den anderen Moment, verblasste dies und ich wusste nicht warum, bis ich ›seine‹ Stimme hörte.

»Morgeeen~«, gähnte Gally und setzte sich direkt neben mich.

»Morgen«, wiederholte ich grinsend. Newt murmelte bloß ein monotones ›Morgen‹, ehe er sich erneut seinem Essen widmete. Eine seltsame Spannung machte sich bemerkbar, aber ich drückte sie von mir weg und unterhielt mich mit Gally. Gleichzeitig versuchte ich auch, Newt mit einzubinden, aber bei ihm brachte das nicht sonderlich viel. Er aß ziemlich zügig auf und dann machte er sich auf den Weg in die Gärten.

»Und wann sagst du es ihm?«, wechselte Gally auf einmal das Thema. Verwirrt sah ich ihn an, dann nickte er in Newts Richtung.

»Du weißt, was ich meine. Der verzieht sich offensichtlich wegen mir.« Meine Wangen färbten sich rot und so richtig wahrhaben, wollte ich das Ganze nicht. Newt war nur ein Freund. Nicht mehr, nicht weniger. Er sah mich sicher auch nur als gute Freundin. Warum sollte es auch anders sein?

Their Darkest Times | Newt x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt