Kapitel 02 • Gefangen •

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Schreie drangen in meine Ohren. Schluchzen. Wimmern. Jungen gerieten in Panik.

»Was sollen wir jetzt machen?«

»Wir hätten durchlaufen sollen, so lange wir die Wahl hatten!«

»Wir sind verloren.« 

Eine wilde Vermutung und Anschuldigung nach der anderen schwirrte durch die Luft und niemand wusste so recht, was zu tun war. Taubheit und Übelkeit breitete sich in meinem Körper aus, die Stimmen verschwammen zu einem einzigen Chaos. Panisch hielt ich mir die Ohren zu.

Langsam ging ich in die Hocke und versuchte die Stimmen und die Jungen auszublenden. Ein Alptraum. Das musste es sein. Es handelte sich sicher nur um einen furchtbar bösen Traum und ich wachte gleich in meinem kuschelig weichen Bett Daheim auf. Mama weckte mich bestimmt gleich und ich musste mich für die Schule fertig machen.

Mama.

Keine Erinnerung daran, wie sie aussah. Wie ihr Wesen war. Genau das gleiche, wie bei Papa. Diese beiden Menschen, die mich in das Leben gebracht hatten, waren mir fremder als Newt oder Alby. Das trieb mir die Tränen in die Augen. Ich wollte einfach nur in die Arme meiner Eltern.

Die Stimmen klangen immer noch dumpf, als würde ich Kopfhörer tragen. Newt hockte sich zu mir auf den warmen Boden und berührte mich an der Schulter. Seine Stimme klang erst ebenso dumpf, dann immer klarer.

»Hey, beruhige dich«, redete er mir ein. Das half nichts. Ich wollte weg hier und nie wieder an diesen Ort zurück.

»Haltet die Schnauze!«, schrie Alby durch das laute Gewirr und plötzlich verstummten alle. Es war unglaublich, wie jeder auf ihn hörte, ohne dass man diesen Kerl auch nur ansatzweise kannte. Auch ich stockte in meiner Panik und spürte immer noch Newts griff an meiner Schulter. Sanft zog er mich hoch.

»Geht's wieder?«, wollte Newt wissen. Ich schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals festgesetzt hatte, hinunter und nickte langsam.

»Denke schon.« Im Grunde wollte ich nur weinen. Ich wollte mich unter irgendeine Decke verkriechen und nie wieder heraus kommen. Jedoch wollte ich auch nicht das schwache Mädchen sein, für das man mich ohnehin sicher hielt. Also schluckte ich meinen Schmerz und meine Trauer runter, ganz gleich wie schwer das war. Erneut versammelten wir uns allesamt bei Alby.

»Was, wenn das jetzt der einzige Weg nach draußen war und das dämliche Teil sich nie wieder öffnet?«, warf der asiatische Junge ein, der sich als Minho vorstellte. Wenigstens konnte ich bei einigen Jungen langsam die Namen zuordnen. Das machte es leichter, sie anzusprechen.

Alby verdrehte genervt die Augen.

»Malen wir erst Mal nicht den Teufel an die Wand. Oder eher an die Mauer. Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, was Morgen passiert. Wir sollten uns um was zu Futtern kümmern und Schlafplätze anschaffen. Irgendjemand hier, der was vom Kochen versteht?« Wir mussten uns organisieren, wenn wir überleben wollten. Zu meinem Leidwesen gab es keine andere Möglichkeit.

Aber nach der Frage über das Kochen, erntete ich wieder ein paar Blicke von vereinzelten Jungs, was mich wütend machte. Die dachten allen Ernstes, nur weil ich ein Mädchen war, musste ich wohl mit dem Herd verwandt sein. Pah.

»Ich kann's versuchen«, meldete sich ein ebenfalls dunkelhäutiger Junge. Er nannte sich Bratpfanne. Wenigstens musste ich nicht dem Klischee dienen und das Kochen übernehmen.

Their Darkest Times | Newt x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt