Kapitel 30 • Freiheit? •

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Es konnte nicht besser laufen. Newt und ich standen uns näher als jemals zuvor und morgen sollte auch noch ein neuer Frischling kommen. Möglicher Weise auch ein neuer Freund für Chuck. Oder wirklich ein Mädchen. Ich sollte aufhören, mir dafür Hoffnungen zu machen, aber ein bisschen träumte ich schon davon. Vielleicht hörten die Schöpfer doch noch Mal auf meine Wünsche.

Bis dahin hing ich jedoch wie eine Klette an Newt und konnte nicht genug von ihm bekommen. Aber ihn störte es auch nicht. Einige Lichter bemerkten sogar, dass wir mehr aneinander hingen und Alby schenkte uns viel mehr Aufmerksamkeit. Leider nicht im positiven Sinne. Er freute sich immer noch für uns aber sein »Konzentriert euch auf die Arbeit« - Gehabe, bekamen wir jeden Tag zu spüren.

»Ich hoffe, es ist Mal jemand in meinem Alter«, seufzte Chuck beim Frühstück, als es wieder darum ging, wer der neue Frischling auf unserer Lichtung werden würde.

»Ein Mädchen in deinem Alter, damit würde ich mich schon zufrieden geben«, beklagte ich mich und aß meinen Haferbrei. Dann hätte Chuck wenigstens eine kleine Freundin und ich jemanden mit demselben Geschlecht. Win-Win-Situation für beide. Ben träumte von einem Mädchen in meinem Alter, damit er jemanden zum Anbaggern hatte. Gally wollte jemanden, der etwas vom Kämpfen verstand und Winston endlich einen Frischling, der sich auch Mal ins Bluthaus traute.

»Ich glaube, darauf kannst du lange warten«, scherzte ich und sah zu dem Schlitzer, der es längst aufgegeben hatte, Unterstützung zu bekommen. Minho hingegen wollte neue Läufer und Alby hoffte auf einen ganz normalen Lichter, der sich nur integrieren und die Lichtung weiter ausbauen wollte. Jeder hatte so seine eigenen Vorstellungen und doch blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten. Zu warten. Und zu warten. Dieser Tag würde sich bis in die Unendlichkeit ziehen, da war ich felsenfest überzeugt.

So kam es schließlich auch.

Wir Hackenhauer gingen unserer üblichen Tätigkeit nach, so wie jeder andere auch. Vom Bluthaus aus, hörte man einige Schmerzenschreie. Mittlerweile nichts unübliches, denn viele Schlitzer hatten mit Tierbissen und Schnittverletzungen zu kämpfen. Baumeister errichteten weiterhin Möbel und Hütten oder reparierten kaputte Gegenstände. Gally hockte meistens über Papieren und tüftelte Pläne aus, wie die nächsten Hütten aussehen sollten. Alby war am Überlegen, ob erst jeder Hüter eine Hütte bekommen sollte und dann die anderen Lichter. So musste in Zukunft bald niemand mehr im Freien schlafen.

»So lange wir unser Zimmer behalten ist mir alles andere egal«, lachte Newt bei diesem Thema und verpasste mir vor allen Jungs im Garten einen leidenschaftlichen Kuss. Erst Adam drückte uns mit einer Schaufel sanft auseinander.

»Nehmt euch dafür ein Zimmer«, sagte er grinsend und tat so, als würde er sich deswegen noch übergeben.

Mit roten Wangen und klopfendem Herzen machte ich mich wieder an die Arbeit, die bis in den Nachmittag dauerte. Und wie immer, wenn es nicht mehr lange bis zum nächsten Frischling dauerte, ging es auf der Lichtung heiß her. Immer, wenn sich Freunde aus anderen Bereichen begegneten, wurde wild diskutiert, wer es diesmal sein könnte. Den ganzen Tag über, sodass Alby manchmal einschreiten und die Lichter zurück an die Arbeit schicken musste. Gally fing sogar heute bereits an, sein ›spezielles Getränk‹ zu brauen, aber die Läufer blieben die einzigen, die pünktlich wie immer zurück kamen. Die anderen mussten sich zwingen, die Arbeit nicht früher nieder zu legen. Und obwohl es jeden Monat gleich ablief, fühlte sich diesmal einiges anders an. Ich spürte, dass es sich Morgen um einen besonderen Frischling handeln musste. Vielleicht wurde es diesmal wirklich ein Mädchen.

Their Darkest Times | Newt x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt