Kapitel 10 • Stille •

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Ein Jahr saßen wir jetzt auf der Lichtung fest. Seitdem Fast-Kuss mit Newt verging eine Menge Zeit und umso länger wir hier auf der Lichtung fest saßen, desto komischer wurde mein Verhältnis zu Newt. Wir redeten nicht oft miteinander. Er lief täglich mit Minho und anderen Läufern im Labyrinth umher und suchte immer noch nach dem sehnsüchtigen Weg in die Freiheit.

Ich kannte unseren Garten mittlerweile in und auswendig. Wir pflanzten eine ganze Menge Grünzeug an und das Essen von Pfanne wurde von Woche zu Woche besser. Alles in allem lies es sich hier gut leben, wenn auch es ein Gefängnis blieb und ich gern meine Erinnerungen zurück hätte. Stattdessen rammte ich meine Harke in die Erde und grub alles um, was umgegraben werden musste.

Hin und wieder bekam ich ein paar Tropfen von den Jungs ab, die die Pflanzen bewässerten, aber bei der Hitze empfand ich es als gelungene Abkühlung. Obwohl sich mein Verhältnis zu Newt verschlechterte, traute ich mich aber nicht, ihn darauf anzusprechen. Ich fraß den Kummer in mich hinein und hoffte ein wenig, dass es sich von selbst legte. Stattdessen lies ich mich von Zart, Adam und sogar Gally aufmuntern. Gally wurde mit der Zeit ein guter Freund, was ich selbst nie zu Träumen wagte.

»Nicht einschlafen, Kat«, neckte Zart und grinste nur dämlich. Durfte ich nicht Mal eine kleine Pause machen? Okay, er dachte mit großer Wahrscheinlichkeit, dass ich mit meinen Gedanken bei Newt hing. Vielleicht hatte er auch Recht. Der Fast-Kuss verursachte seitdem Abend damals jedes Mal beim Einschlafen ein Gedankenchaos. Und da kam ich zu dem Entschluss, dass ich in Newt verliebt war. Kein anderer Junge hatte so eine Wirkung auf mich, wie Newt. Er fand immer die richtigen Worte, baute mich in den richtigen Momenten auf oder lies mich sogar in Ruhe, wenn ich das wirklich Mal brauchte. Er war immer zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Newt besaß irgendwie diesen... sechsten Sinn dafür.

»Ich mach ja schon«, gähnte ich und stapfte meine Harke in den Erdboden, um ihr einen Halt zu geben und mich strecken zu können. Manchmal strengte diese Arbeit zu sehr an und obwohl ich das nie von mir dachte: gerade könnte ich es mir eher vorstellen, faul in der Schule zu sitzen und Lehrern beim Quatschen zu zu hören. Alles war mir lieber, als sich hier den Hintern ab zu ackern.

Das ging so bis zum Nachmittag, dann konnten wir unsere Werkzeuge niederlegen. Die Läufer sprinteten aus dem Labyrinth zurück und ich lächelte Newt kurz zu, erntete jedoch bloß einen Blick, der zeigen sollte, dass er mich wahrgenommen hatte. Wenigstens etwas.

»Habt ihr Streit?«, wollte Gally plötzlich wissen und tauchte aus dem Nichts neben mir auf. Ich erschrak mich halb zu Tode und hielt mir die Hand auf mein Herz.

»Schleich dich doch nicht so an«, brummte ich grinsend. Aber meine anfängliche Fröhlichkeit verschwand wieder, als er Newt erwähnte. Streit konnte man das nicht nennen. Immerhin gab es keinen Grund, weswegen wir uns in die Haare kriegen konnten, oder? Also zuckte ich mit den Schultern.

»Eigentlich nicht. Er ist in letzter Zeit einfach nur ruhiger«, seufzte ich und fuhr mir durch die Locken. Gally stemmte die Hände in die Hüften und sah in die Richtung zum Kartenraum, in dem Newt und Minho verschwanden. Manchmal fragte ich mich, was die da noch aufzeichnen konnten, wenn die schon so lange da drin liefen. Dennoch nahmen die immer Papier und Stift mit, um sich jede Veränderung zu notieren.

»Das ist mir auch aufgefallen. Ist da sicher nichts passiert? Vielleicht hast du es ja vergessen«, überlegte er. Es konnte gut möglich sein, dass Newt etwas auf die Nerven ging, was für mich keine große Sache war. Oder wir waren beide auf einem völlig falschen Weg und es lag an etwas ganz anderem. Ich machte mir Sorgen. Deswegen dachte ich über Gallys Worte nach und kramte in meinen Erinnerungen herum.

Their Darkest Times | Newt x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt