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Sand. Überall Sand. Brühende Hitze. Das war das Einzige, das ich von unserer Welt zu sehen bekam. Ein einziges Wüstenmeer. Die Hitze war so unerträglich, dass die Klamotten wie eine zweite Haut am Körper klebten. Trotzdem musste man sich vor der Sonne schützen. Befand sich das außerhalb der Mauern?
Wir waren bei WICKED.
Heute wäre alles ganz ›normal‹ gewesen. Aufstehen, Essen, Unterricht, Essen, Schlafengehen. Dann wollte ich mich in der Nacht wieder mit Newt treffen. Er wollte mir etwas unter vier Augen sagen, weshalb wir unsere Freunde außen vor ließen. Also wartete ich mitten in der Nacht an unserem Treffpunkt. Doch er kam nicht. Ungeduldig wippte ich auf den Füßen hin und her, wartete bereits zwei Stunden. Dann gab ich es auf. Hatte er mich vergessen? Traurig schlurfte ich ins Zimmer zurück. Nicht wissend, dass er längst ins Labyrinth geschickt wurde.
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Meine Lider flatterten. Ich fühlte mich elend. Alles tat mir weh und ich spürte meine Organe noch intensiver, als je zuvor. Krämpfe im Magen wurden zur Hölle. Die ganze Zeit rollte ich mich nur noch wie ein Embryo im Bett zusammen. Zudem lag meine Stimmung unter dem Nullpunkt und ich wollte niemanden sehen. Nicht einmal Newt. Egal, wer als erstes durch die Tür kam, der würde meine schlechte Laune direkt an den Kopf bekommen. Manchmal hustete ich sogar Blut und ich glaubte beinahe daran, dass ich nicht mehr gesund wurde. Wie lange musste man denn dafür im Bett liegen? Ich konnte mich nicht Mal mehr daran erinnern, wie lange Gally im Bett gelegen hatte und wann er wieder gesund war.
Tage verbrachte ich schon in diesem Zimmer. Oder sogar Wochen? Mir kam alles, wie ein einziges, quälendes Jahrhundert vor. Am Schlimmsten war es, sich zu den Duschräumen zu schleppen. Die Jungs wollten mir dabei helfen, aber ihnen gegenüber verhielt ich mich nur zickig, da ich keinen Jungen im Duschraum haben wollte. Das hätten die wohl gern.
Stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite, ehe die Tür aufging. Newt. Sofort stellte ich mich schlafend und bemerkte, wie er eine Schüssel mit Essen auf mein Nachttisch stellte und sich zum Schluss noch auf den Stuhl daneben setzte. Das tat er immer, wenn ich ›schlief‹. Der Duft einer Suppe kroch in meine Nase. Zur Zeit bekam ich hauptsächlich Flüssiges, weil ich mich von allem anderen übergeben musste. Es grenzte an ein Wunder, dass ich Suppen generell noch runter bekam.
»Du musst was Essen, Kat«, sagte Newt dann mit besorgtem Unterton. Er versuchte gar nicht erst, mich zu wecken. Er wusste, dass ich wach war.
»Muss ich nicht«, quängelte ich bitter. Mir ging jeder auf die Nerven. Alby, Newt, Jeff, Newt, Clint, Newt, sogar Minho und allen voran Newt.
Warum nervte gerade er mich so?
»Ich gehe hier nicht weg, bis du was gegessen hast«, erwiderte er stur. Ich musste nicht zu ihm sehen, um zu wissen, dass Newt die Arme verschränkte. Dieses Spiel spielten wir eine geschlagene Stunde. Bis ich dank meines knurrenden Magens aufgab und missmutig anfing, die Suppe zu schlürfen.
Sie war kalt, weswegen ich mich kurz schüttelte und das Gesicht verzog.
Newt lachte.
»Sie wäre heiß, wenn du sofort gegessen hättest.« Anstatt eine Antwort zu bekommen, erntete Newt von mir nur einen finsteren Blick.
»Musst du nicht irgendwas arbeiten?«, grummelte ich ihn an. Nebenbei schlürfte ich die kalte Suppe und könnte mich für meine eigene Sturheit ohrfeigen.
»Tue ich doch. Alby hat mir im Garten frei gegeben, damit ich mich um dich kümmern kann. Du hast diese Krankheit und wir wissen nicht, ob du irgendwann durchdrehst. Deswegen muss die ganze Zeit jemand bei dir bleiben.« Genervt verdrehte ich die Augen, ließ die leere Schüssel auf den Nachttisch sinken und fiel in die Kissen zurück. Immer noch konnte ich mir nicht erklären, warum ich von allem so genervt war. Insbesondere von Newt.
»Kannst du... dich wieder an etwas erinnern, wovon du vielleicht berichten kannst?«, hakte Newt wieder nach. Ja, ich konnte mich erinnern. Wie wir Spaß mit unseren Freunden hatten. Mit irgendeinem Thomas. Und einer komischen Teresa. Und daran, dass mich Newt irgendwann einfach versetzt und seitdem allein gelassen hatte. Schlagartig wurde mir bewusst, weshalb ich sauer auf Newt war. Er wollte mir an diesem Abend etwas wichtiges sagen und ließ mich letztendlich in dieser Höllenqual von WICKED allein. Ich hatte ihn vermisst und Newt kam nicht. Ein Schmerz zog sich durch meinen Körper, der dieses Mal nicht durch diese Krankheit kam.
»Nein«, log ich schließlich. Das machte ihm deutlich, dass dieses Thema für mich beendet war. Vielleicht reagierte ich etwas zu hart. Schließlich wusste Newt nichts mehr von all dem. Trotzdem verletzte es mich. Es machte mich traurig. Kurz herrschte Schweigen zwischen uns. Newt kippelte auf seinem Stuhl hin und her, bis er anfing vom Alltag auf der Lichtung zu erzählen. Dass Gally sich wieder geprügelt hatte, wie die Ernte in den Gärten aussah. Keiner redete darüber, dass ich mich hatte stechen lassen. Darüber wurde nie geredet, wenn es jemanden traf. Als Gally krank lag, arbeiteten alle weiter, als ob es ihn nie gegeben hätte. Nachdem er wieder draußen herum laufen konnte, behandelten ihn die Jungen so, als wäre er nur kurz duschen gewesen. Niemand wollte mehr Gedanken als nötig, an diese seltsame Krankheit verlieren.
»Und Zart lässt grüßen, er hofft schon, dass du bald wieder im Garten mithelfen kannst«, erzählte Newt weiter. Von seinem anfänglichen Unglück, war im Moment nichts zu spüren. Er führte sich auf, wie ein normaler Teenager ohne Probleme. Was mich noch mehr deprimierte. Die ganze Zeit wollte ich für ihn da sein und jetzt war Newt derjenige, der auf mich aufpasste. Irgendwas passte hier nicht zusammen.
»Wie geht es dir eigentlich?«, unterbrach ich Newt aus heiterem Himmel. Er rechnete nicht mit der Frage, stockte in seinem Schwall aus Wörtern und sah mit einem Blick zu mir, den ich nicht ganz deuten konnte.
»Ganz gut, schätze ich. Und wie sieht es mit deinem Stich aus?« Newt lenkte vom Thema ab. Ich könnte ihn hauen.
»Wird schon wieder. Hoffe ich. Ich hab zumindest nicht das Bedürfnis, jemanden zu zerfleischen. Und klar denken kann ich auch noch. Ich fühle mich nur, als bestünde mein Hirn aus Brei.« Die Gedanken hatten einen normalen Verlauf, aber mir war immer noch nicht bewusst, wer Thomas und Teresa waren und warum zumindest Thomas nicht in unserem Labyrinth lebte. Vielleicht kam er noch.
»Und dir geht's wirklich gut?«, versicherte ich mich. Newt wich meinem Blick kaum merklich aus. Ihm ging diese Frage nahe. Aber es würde mich wundern, wenn dies nicht der Fall war. Dann nickte er zögernd.
»Besser. Ich kann mich um dich kümmern, das... gibt mir einen Sinn«, gestand er, den Blick gen Boden gerichtet. Diese Antwort verwirrte mich allerdings. Warum sah er einen Sinn darin, sich um mich zu kümmern?
Newt erhob sich von seinem Stuhl und ging Richtung Tür.
»Ich hol uns Mal Abendessen«, sagte er und verschwand auf den dunklen Flur. Ich blieb mit gemischten Gefühlen zurück. Wie sollte ich mich jetzt ihm gegenüber verhalten? Ich wusste, dass wir uns bereits vorher kennengelernt hatten. Dass wir mehr füreinander empfanden, als bloße Freundschaft. Dass er mich allein gelassen hatte und von all dem wusste Newt nichts mehr. Er kannte nur meinen Namen und wie ich in etwa tickte. Wie mein Charakter war. Und das auch bloß nach einer langen Zeit, in der wir uns neu kennenlernen konnten. Nach Monaten. Und sogar nach einem Jahr. Nach all dieser Zeit, machte er nicht einmal deutlich, dass Newt mich auf die gleiche Weise mochte, wie ich ihn.
Wie sollte ich ihm da zeigen, dass ich mehr empfand?
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Their Darkest Times | Newt x OC
FanfictionDie Experimente von WICKED haben gerade erst begonnen und Kat hat es in ihrem Fall ganz besonders schwer, denn sie findet sich als einziges Mädchen in einem Haufen pubertierender Jungs wieder. Gefangen zwischen Mauern und Stein, in einem ausgeklügel...