Kapitel 13 • Träume • | TW

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Erneute TW: Suizidversuch bzw. Traumhandlung dessen


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Schweißgebadet wachte ich in meinem Zimmer vom Gehöft auf. An den Unterarmen stützte ich mich auf dem dunklen Holzboden ab und starrte an die finstere Zimmerdecke. Immer noch hasste ich es, hier allein zu schlafen. Andererseits bot es eine Menge Privatsphäre gegenüber den Jungs hier. Erschöpft lies ich mich zurück ins Kissen sinken und strich mir feuchte Strähnen aus dem Gesicht. Wieder quälte mich ein Alptraum nach dem Anderen. Sobald ich die Augen schloss, ging es los.

Ich lag ganz oben auf der Mauer drauf, genau am Rand. Dort streckte ich die Hand nach Newt aus, der sich an den Efeuranken festklammerte. Mit braunen, verweinten Augen sah er zu mir hoch.

»Warum hast du mir nicht geholfen?«, sagte er mit einem unerträglichen Zittern in der Stimme und bebenden Lippen. Verzweiflung und Wut lag in seinem Blick. Enttäuschung gepaart mit Hoffnungslosigkeit.

»Ich will dir doch helfen, Newt! Sag mir nur, wie!«, rief ich schluchzend und reckte meine Hand weiter nach ihm. Meine ganze Kraft legte ich in den Arm, spreizte jeden einzelnen Finger. Ich beugte mich schon mit dem halben Oberkörper über den Rand, doch seine Fingerspitzen erreichte ich nicht Mal annähernd.

»Du hast versagt, Kat«, flüsterte er mit brüchiger Stimme und ließ die Ranken los.

Genau dann wachte ich auf. Jedes Mal lief es so ab und wenn ich dann aufwachte, bekam ich Angst, wieder einzuschlafen. Ich wusste, dass es wieder so schrecklich laufen würde. Deshalb blieb ich seit Tagen stundenlang wach und bekam nur wenig Schlaf.

Ich setzte mich wieder auf und machte mir Gedanken. Wie immer, wenn ich diesen einen Traum erlebte. Und wie so oft, stellte ich mir diese eine Frage. Wie konnte ich Newt eine Hilfe sein? Es brachte nichts, ihn darauf anzusprechen. Es brachte nichts, ihn zu bedrängen. Vielleicht sollte ich mich auch erst Mal von ihm abwenden? Ihn in Ruhe lassen. Möglicher Weise wollte er gar nicht meine Nähe. Aber was, wenn das auch falsch war? Wenn das eine Art war, nach Hilfe zu rufen? Mein Kopf platzte nach all diesen Gedankengängen und als die Sonne aufging, war die Folge dessen: Kopfschmerzen. Wenn ich zu den Duschräumen ging und mir die Zähne putzte, sah ich leichte Schatten unter meinen Augen, die mit jedem Tag dunkler wurden. Es würde nicht lange dauern, bis mich Alby darauf ansprach. Zart hatte es in einer Pause bereits getan. Aber ich versicherte ihm, dass alles in Ordnung war.

Beim Frühstück lief alles, wie immer ab. Jeder suchte sich etwas, was man irgendwie als Teller benutzen konnte und stellte sich in einer Reihe bei Pfanne an. Heute gab es ausnahmsweise Mal belegte Brötchen. Das gab es selten und so etwas mussten wir genießen und zu schätzen wissen.

»Danke«, sagte ich zu Pfanne, als dieser mir meine Ration auf den Teller packte.

»Du siehst müde aus. Ist alles in Ordnung?«, wollte er dann wissen, aber ich winkte schnell ab.

»Nur schlecht geschlafen«, gähnte ich. Mit meinem Teller setzte ich mich an eine Art zusammengebauten Tisch und verdrückte die Brötchen. Salami, Käse. Alles war dabei und es fühlte sich fast an, wie Zuhause bei Mama. Obwohl ich natürlich keine Ahnung hatte, wie sich ›Zuhause bei Mama‹ anfühlte.

Zwischen den ganzen Jungs erkannte ich Newt, der sich ausgerechnet gegenüber von mir setzte und seelenruhig sein Frühstück aß. Kaum merklich, spannten sich meine Muskeln an und meine Hände begannen zu schwitzen. Vor Verliebtheit und vor Nervosität. Wie sollte ich ihn ansprechen? Wie sollte ich mich verhalten? Abermals geisterten mir tausend Fragen durch den Kopf, auf die ich keine Antwort wusste.

Their Darkest Times | Newt x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt