Kapitel 25 • Abgrund •

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Der Gedanke von Newt blieb nicht einfach nur ein Hirngespinst. Er begann, neuen Mut zu fassen und direkt als wir am nächsten Morgen aufwachten, wollte Newt bereits loslegen. Mir ging das alles etwas zu schnell und so kam ich nicht Mal richtig aus dem Bett raus, ohne von meinem Freund an den Schultern geschüttelt zu werden.

»Darf ich vorher noch duschen?«, quängelte ich und sammelte meine Klamotten für den Tag zusammen.

»Aber keine zwanzig Minuten, in Ordnung? Ich muss das noch mit Alby abklären, dass wir heute Mal all unsere Köpfe anstrengen. Vielleicht finden wir etwas, wenn sich alle was gemeinsam überlegen.« Ohne, dass ich darauf etwas erwidern konnte, wollte er ins Freie hinaus. Bevor er ging, drückte mir Newt noch einen Kuss auf die Lippen und verschwand aus meinem Sichtfeld. Ich hingegen, blieb verdattert zurück und musste mich kurz sammeln, ehe ich zu den Duschräumen lief. Dieses Mal ins richtige Häuschen.

Unter kaltem Wasser zerbrach ich mir den Kopf. Durch die Verwandlung war zumindest Gally und mir klar, dass uns hinter den Mauern keine rosige, freie Welt erwartete. Warum sollte man also ausbrechen wollen? Wir besaßen hier alles, wenn auch ziemlich rückständig. Dennoch konnte man gut leben, wenn man die Griewer hinter den Mauern ignorierte. Es ihm sagen, wollte ich jedoch nicht. Newt hatte gerade erst eine schwere Zeit hinter sich und das wollte ich meinem Freund nicht noch kaputt machen. Innerlich redete ich mir auch ein, dass die Szenen in der Verwandlung eher einem Hirngespinst glichen, als Newts neuer Hoffnung, hier raus zu finden.

Das kalte Wasser war ich so gewohnt, dass ich selbst davon nicht richtig wach wurde und mich nach der Dusche trocken rubbelte, ehe ich meine Kleidung überwarf.

Am Lagerfeuer trudelten nach und nach die Lichter zum Frühstück ein. Alby hatte es geschafft, die Läufer davon abzuhalten, wieder so früh wie möglich ins Labyrinth zu laufen, denn heute sollte einiges anders abgehen. Voller Energie und Motivation, von der meiner Meinung nach viel zu viel in ihm steckte, setzte sich Newt neben mich und nahm meine Hand ins eine, während ich mit meiner anderen versuchte, ein Brötchen zu essen. Ein wenig tat es mir Leid, dass ich die Begeisterung meines Freundes kaum teilen konnte, aber ich versuchte mich für ihn zu bemühen.

»Also... vielleicht habt ihr bemerkt, dass heute eine etwas andere Stimmung herrscht«, begann Alby dann seine Rede, die er beim Frühstück sonst nie hält. Normaler Weise wird direkt gegessen, die Lichter unterhalten sich, man kommt mit Lichtern aus anderen Bereichen zusammen und dann ging es an die Arbeit. Heute nicht. Der Anführer klatschte in die Hände und sah in die Runde. Niemand sagte etwas.

»Ich habe mich noch Mal mit Newt unterhalten und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir noch nicht alles versucht haben, um aus diesem Klonk-Schuppen zu entkommen. Also wird es heute ein wenig anders ablaufen, als sonst, kapiert? Ich will, dass hier heute jeder seinen Schädel einmal anstrengt und nochmal in den hintersten Ecken seines Gehirns herumkramt. Forscht nach Ideen, ich weiß, dass keiner von uns ein dummer Strunk ist. Wir haben alle ein helles Köpfchen, da sollte es doch gemeinsam zu schaffen sein, hier einen Ausgang zu finden. Lasst uns die Sache heute zusammen angehen und schauen, was wir alles schaffen können. Esst erst einmal, dann überlegen wir uns eine Strategie nach der anderen, klar?«

In der Runde war es erst totenstill, dann tuschelten alle durcheinander. Während wir aßen, wurde wild spekuliert und jeder stellte irgendwelche haarsträubenden Ideen auf. Einen Griewer zu zähmen und damit die anderen Griewer auf unsere Seite zu ziehen, gehörte jedenfalls nicht zu den besten Vorschlägen. Dafür wurde Adam eher ausgelacht. Mein Blick wanderte durch die schnatternden und schmatzenden Lichter, bis ich auf Gallys Gesicht traf, das ganz und gar nicht glücklich aussah. Er wusste genau so gut wie ich, was uns draußen erwartete und fand es nicht gerade toll, jetzt so einen Aufwand zu starten. Gally wollte einfach nur bauen und die Lichtung lebenswerter gestalten. Plötzlich kreuzten sich unsere Blicke und er sah mich an, als wollte er sagen: ›Findest du das ernsthaft gut?‹

Their Darkest Times | Newt x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt