„Anique? Da ist Besuch für dich!", riss mich Valerié so aus meinen Gedanken. Die letzten Wochen war zwar nicht viel passiert, aber seit ich aus Deutschland zurück war, igelte ich mich regelrecht ein. Etwas Zugang hatte Valerié zu mir, auch wenn sie immer noch nicht wusste, warum ich mich so zurück zog und so verschloss. Selbst den Besuch bei meinen Eltern in Caldolzburg dieses Wochenende hatte ich gecancelt. Ich schob die Arbeit vor, was auch nicht so ganz gelogen war, denn wir hatten immer noch genug zu tun, und hätte Valerié mich nicht überredet gehabt, jedenfalls heute mal zu ihr zu kommen, hätte ich mit absoluter Sicherheit wieder im Büro gesessen und gearbeitet, aber nun saß ich auf ihrer Terrasse und wir hatten bereits die 2. Flasche Wein geöffnet.
„Besuch... für mich...?!", ich wollte gerade aufstehen, als ich nur einen riesigen Strauß voller roter Rosen erblickte, die Person, die sich dahinter verbarg erkannte ich nicht... noch nicht, aber im Grunde wusste ich es.
„Hey Ani..." „Patrick..." „Ich lass euch zwei mal alleine und verschwinde ins Bett! Schlaft gut!", ertönte erneut Valeriés Stimme und im nächsten Augenblick schloss sich auch schon die Türe zu ihrem Schlafzimmer. „Sorry... ich wollte nicht so rein platzen... nur du warst nicht zu Hause, obwohl dein Auto da stand... ich dachte ich Versuch dann mal hier mein Glück..." „Was... was machst du hier? Ich dachte du bist noch in England?" „Das bin ich schon einige Zeit nicht mehr... ich erzähle es dir gern später..."
Total angespannt standen wir uns beide gegenüber. Keiner wusste, wie er sich Verhalten sollte, denn seit Ich in Köln war, hatten wir uns nicht mehr gesehen, wenn nur sms geschrieben, und telefoniert eher weniger, da Patrick beruflich wohl sehr eingespannt war.
„Sollen wir zu dir fahren? Ich hab das Auto vor der Tür..." „Ja... ok...", Patrick reichte mir daraufhin diesen riesigen und wunderschönen Strauß Rosen. „For you...", presste er leise hervor... und schaffte es, mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern. „Danke... die sind wunderschön..." Ich nahm meine Sachen, rief Valerié noch ein Tschüss zu und folgte Patrick zu seinem Wagen.
Auf der Fahrt zu mir schwiegen wir. Etwas beklemmendes, eine unsichtbare Mauer war seit Köln zwischen uns...Patrick hatte mich in Begleitung eines Security dann irgendwann an der Hafenmauer gefunden. Durch gutes Zureden schaffte er es, das ich mit zurück kam, nachdem er erstmal Tarzan, so hieß der Security, davon überzeugen musste, uns alleine zu lassen. Ich weiß nicht wie oft sich Patrick in dieser Nacht und am folgenden Tag bei mir entschuldigt hatte. Die Frage war wofür, denn er war es nicht Schuld, was damals in Amsterdam passiert war.
Ich blieb auf Abstand, was Patrick voll und ganz akzeptierte, ebenso das ich alleine Schlafen wollte. Da allerdings mein ursprüngliches Zimmer weiter vermietet worden war, ließ sich Patrick auf keinerlei Diskussionen ein, und schlief auf der Couch und überließ mir das Bett. Er versuchte alles, um mir die restlichen 1,5 Tage so angenehm wie möglich zu machen, dennoch zog ich mich von ihm zurück, ich konnte einfach nicht mehr zulassen... ich war blockiert. Auch der Abschied am Flughafen lief ähnlich ab. Er wollte mich zumindest für den Abschied umarmen, allerdings wich ich sofort aus, und das tat mir genauso weh wie ihm...„I missed you...", durchbrach er die Stille, als er seinen Wagen hinter meinem in der Einfahrt vor meinem Haus Parkte. Auch er hatte mir gefehlt... die wenigen Telefonaten die wir führten oder die sms die wir schrieben waren seit dem nur noch oberflächlich gewesen. „Ich dich auch... sollen wir rein?", ich griff automatisch nach seiner Tasche, die auf der Rückbank lag und wollte sie mit rein nehmen, als Patrick mich davon abhalten wollte. „Kannst die Tasche im Auto lassen. I booked a Hotel..." Irritiert sah ich ihn an. „Das... das musst du nicht... warum?" „Ich wollte mich nicht aufdrängen... und wegen letzten Mal..." „Und wenn ich dich bitte hier zu bleiben?!", fragte ich, als Patrick die Tür hinter sich schloss. „Then I stay..." Ich legte die Rosen auf die Arbeitsplatte in meiner Küche, drehte mich um und atmete nochmal tief durch. Patrick war mein Freund... noch immer hatte ich dieses kribbeln im Bauch, wenn ich an ihn dachte. Ich war bis über beide Ohren in ihn verliebt... es sollte doch ein leichtes sein, ihn zumindest in den Arm zu nehmen. Jetzt oder nie, sagte ich zu mir, ging langsam auf ihn zu, legte meine Arme um ihn und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Es dauerte einen Augenblick, aber dann erwiderte Patrick dies. Feste schloss er seine Arme um mich, hauchte mir einen Kuss auf die Haare und hielt mich einfach nur fest. Ich hatte Angst, ihn zu verlieren, und klammerte mich regelrecht an ihn, bis er sich aus der Umarmung löste. „Sei mir nicht böse... ich bin seit 5 h wach... ist es ok, wenn ich mich hinlege?" „Kein Problem...", Patrick schnappte sich seine Tasche und verschwand wie selbstverständlich ins Gästezimmer. Irgendetwas stand zwischen uns, das spürte ich... und es war nicht der Zwischenfall in Köln...
Wie die letzten Wochen holte ich mir mein Bettzeug runter, und schlief auf der Couch. Irgendwie fühlte ich mich in meinem Großen Bett plötzlich allein, hatte keinen ‚Schutz', sodass ich mich aufs Sofa unter meine dicke Daunendecke kuschelte. Auch diese Nacht wieder... meist schlief ich eh nie länger als 2 h, schreckte auf, versuchte mich mit Fernsehen abzulenken, und schlief dabei vielleicht nochmal 2 weitere Stunden ein.
Diese Nacht war es anders... das erste Mal seit Wochen schlief ich durch und wurde morgen von dem wundervollen Kaffeegeruch geweckt. Ich stand auf und total verschlafen wanderte ich in die Küche.
„Guten Morgen..", gähnte ich und lächelte, denn Patrick stand an Herd und machte Frühstück. „Good Morning Ani. Hast du gut geschlafen?", lächelte er kurz und widmete sich dann wieder den Eiern in der Pfanne. Ich ging zu ihm, ich hatte das Bedürfnis plötzlich wieder ihm nahe sein zu wollen, ihn festhalten zu müssen und spürte nun noch viel intensiver, wie er mir die letzten Wochen gefehlt hatte. Vielleicht war er auch der Grund, das ich die letzte Nacht durchschlafen konnte , nicht von Träumen geplagt wurde. Also stellte ich mich hinter ihm, legte meine Arme um seine Taille und kuschelte mich an ihn. Kurz spannte sich Patrick an, damit hatte er wohl nicht gerechnet, bevor er seine freie Hand nahm, diese auf meine legte und sie sanft streichelte. „Ich deute das mal als Ja?", schmunzelte er griff nun nach meiner anderen Hand, drehte sich, sodass wir nun dich an dich uns gegenüberstanden und er mich in seine Arme zog.
„Das erste mal seit...", flüsterte ich und mehr brauchte ich auch nicht zu sagen, denn ich wusste, das er mich auch so verstand. „Ach Ani...", er gab mir wie den Abend zuvor einen sanften Kuss auf meine Haare und intensivierte seine Umarmung. Ich spürte deutlich, den dicken Kloß, der sich gebildete hatte, versuchte gegen dieses Gefühl anzukämpfen, aber das war schier unmöglich. „Lass es raus...", wisperte Patrick und ich lies es geschehen. Während er mich weiterhin feste in seinen Armen hielt, sprudelten plötzlich meine unterdrückten Emotionen, Ängste und Zweilfel hervor und die Tränen liefen unaufhaltsam. Er hielt mich in der Zeit einfach nur fest in seinen Armen, sagte nicht, sondern war einfach nur da. Irgendwann hatte ich mich beruhigt, die Tränen waren versiegt, aber er hielt mich dennoch noch etwas in seiner Umarmung. „Better?" „Ja... danke... ich..." „Was hältst du davon, wenn wir frühstücken und dann zum Strand gehen?" „Gern..." Dieses Feingefühl und zu wissen, wie man mit besonderen Situationen umging, beherrschte er, sodass wir gemeinsam das Früstück genossen. Er hatte sich verdammt viel Mühe gegeben. Rührei, kleine Pancakes, frisches Baguette sowie Croissants. Kaffee, O-Saft, Obst... alles hatte er liebevoll auf meinem großen alten Küchentisch drapiert und damit erneut mein Herz berührt. Der Strauß Rosen, den ich den Abend zuvor noch in eine Vase getan und auf den Tisch gestellt hatte, fand ebenso noch Platz. Er machte soviel, und erneut bröselte meine Mauer erneut, diesmal nur viel schneller... seine liebevolle und verständnisvolle Art, seine Geduld trugen nun Fruchte.
Während er es sich nicht nehmen lies, nach dem opulenten Frühstück alles noch zu spülen und wegzuräumen, machte ich mich frisch, zog mich an und wollte gerade mein Bettzeug wegräumen, da war es schon weggepackt, denn Patrick saß auf der Couch und wartete schon auf mich. „Sollen wir?" „Sure..." Ich nahm mir Mamas Schal, denn obwohl der Frühling schon eingezogen war, konnte der Wind hier am Meer tückisch sein. Wir schlenderten eine Weile schweigend nebeneinander her, als Patrick plötzlich die Stille durchbrach. „Seit wann schläfst du nicht mehr in deinem Zimmer?" „Wie kommst du darauf?" „Du stapelst alles auf dem Bett, ich glaube nicht, das das erst von ein Paar Tagen ist... auch dein Koffer..." „Seit ich wieder hier bin...", gab ich zu. „Why?" „Ich fühl mich unten wohler..." „Why?" „Hast du nicht auch andere Fragen, als nur warum?" „Schon... but I want to know, how you are..." „Warum?" „Jetzt fragst du warum...", er blieb stehen, und sah mich an. „Ani... ich mach mir Sorgen um dich, ganz einfach. Du sagst das Wochenende mit deiner Familie ab, worauf du dich so gefreut hast... wäre ich jetzt nicht einfach hier her gekommen... dann hätten wir uns ebenso nicht gesehen, obwohl es ursprünglich anders geplant war. Du ziehst dich vor allen zurück... bist entweder arbeiten oder verkriechst dich in deinem Haus... und ich... I think it's my fault... I Never wanted, you...." „Das ist doch nicht deine Schuld! Wie kommst du denn darauf?!" „The night... im Hotel... ich hab gemerkt, das du noch nicht so weit bist, und hab es zugelassen, anstatt es zu unterbrechen..." „Patrick... bitte... deine Schuld? Ich bin soweit gegangen, wie ich es in dem Moment konnte... das ich danach diesen Zusammenbruch hatte... damit hab ich dich auch nicht gerechnet..." „Hast du dir denn jetzt Hilfe geholt?" „Ich arbeite...!" „Ani... that's not the right way, you already know it..." „Ich komm schon zurecht..." „Und deshalb ziehst du dich zurück? You are like a hedgedog..." „Du... dich lass ich dich an mich heran... das reicht doch..." „No... you don't... jedenfalls nicht so..." „Es tut mir leid... ich kann nicht so aus meiner Haut... letzte Nacht... ich hab mit mir gerungen... wollte erst zu dir ins Bett... letztlich hab ich mich nicht getraut, weil du erst ins Hotel wolltest, und nicht mal in Erwägung gezogen hast, in meinem Bett zu schlafen... ich wusste nicht, ob du willst, das ich bei dir schlafe und..." , Patrick nahm plötzlich meine Hände in seine und sah mich eindringlich an. „Hey.... Listen... I never pushed you! Und das würde ich nie tun... es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte es mir nicht gewünscht, das du in meiner Nähe bist, sonst wäre ich jetzt auch nicht hier... aber... Ich akzeptiere das... habe auch in den letzten Wochen mich viel damit beschäftigt und was gefunden, wie ich unter anderem auch damit umgehen kann... ich will doch nur, das es dir gut geht..." „Wenn du bei mir bist... dann... dann gehts mir gut..." „Hat man in Köln ja gesehen..." „Patrick... bitte... du kannst doch nichts für meine Vergangenheit..." „No... but..." „Nichts aber... ich bin so unendlich froh, das du alles weißt, ich in dir jemanden gefunden habe, dem ich das alles anvertrauen konnte... ich bin dankbar für das uns... die Zeit die du uns gibst..." „Übertreib doch bitte nicht! Erstmal ist das selbstverständlich und... ob ich alles immer richtig in Zukunft mache..., das sei mal dahin gestellt... wir sind halt beide gezeichnet... vielleicht liegt es auch daran...", Er lies meine Hände los, drehte sich um, ging weiter. Irgendwas stimmte hier ganz gewaltig nicht... er war merkwürdig... und das war mir bereits die letzten Wochen schon aufgefallen, wenn wir mal telefonierten. Natürlich hatte er wie immer verständnisvoll reagiert, dennoch lag in seinen Aussagen teilweise eine Zweideutigkeit, die ich nicht verstand... noch nicht...
„Patrick... warte doch...", mit einigen schnellen Schritten hatte ich ihn eingeholt. „Ich will nicht, das du irgendwann irgendetwas bereust, was mit mir zu tun hat..." „Warum sollte ich?" , nun war ich es, die sich ihm in den Weg stellte. „Rede mit mir bitte... ich hab das Gefühl irgendetwas steht zwischen uns... oder liegt es daran, das ich so abweisend war... aber... das hatte nichts mit dir zu tun... ich hab dich so vermisst... und...", ich schloss die letzte Lücke zwischen uns, sah ihn an und überwand mich endlich. Ganz sachte legte ich meine Lippen auf seine und steckte all meine Gefühle in diesen einen Kuss. „I missed you too!", seufzte Patrick an meine Lippen und zog mich dabei in seine Arme.
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Dämonen der Vergangenheit
FanfictionEinen Fehler durch eine Lüge zu ersetzen heißt, ein Loch mit einem Flecken zu überdecken. Diese Weisheit stammt zwar nicht von mir, denn meine Fehler hatte ich selbst gemacht.... Vor allem den einen... Wenn ich eines gelernt hatte, dann das... Verg...