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Nun war ich schon ein Paar Tage in Kerlouan und genoss regelrecht die Ruhe in meinem Haus. Valerié hatte mich wie versprochen in Nantes am Flughafen abgeholt und die Wiedersehensfreude war groß. Wir fuhren zurück und ließen uns es bei unserem Stammitaliener gutgehen. Der Abend als auch die Nacht war ausgelassen. Wir redeten die ganze Zeit, lachten viel und schwelgten das ein oder andere Mal in unseren Erinnerungen. Es tat mir gut hier zu sein, und irgendwie war es so, als ob ich nie wirklich weg war. Das Haus war in einem ausgezeichneten Zustand, ebenso der Garten. Patrick hatte hier wirklich viel Arbeit geleistet. Zu meiner Verwunderung wusste allerdings Valerié gar nichts davon, das Patrick monatlich kam, um nach dem rechten zu sehen. Sie hatte sich gedacht, ich hätte eine externe Firma beauftragt...

„So und jetzt mal etwas genauer...", fragte Valerié zu fortschreitender Stunde. „ Patrick und du..." „Was willst du wissen? Es ist wie eh und je der Wurm drin und kompliziert. Warum haste ihn denn nicht mal selbst angesprochen?" „Wie jetzt? Warum denn ich? Wenn hat Collin sporadisch Kontakt... wenn dem denn noch so ist..." „Na er kommt doch mindestens einmal im Monat her und kümmert sich um das Haus und den Garten..." „Seit wann?! Ich hab ihn das letzte Mal mit dir hier gesehen... dachte du hast ne Firma beauftragt!" „Ich? Nein... ich wusste auch nichts davon, bis Joey mir das Weihnachten erzählte. Ich bin davon ausgegangen, das du es wusstest, und mir aus Rücksichtsnahme nichts gesagt hast." „Ich schwöre... ich wusste das nicht... aber wir konnen auch nächste Woche beim Essen mal Collin fragen, vielleicht weiß er was..." „Ist ja auch egal. Das er es tut find ich schön... er erzählt Mats auch jedes mal was von mir, wenn er das Grab besucht... es berührt mich..." „Das glaub ich dir... er hat es immer getan... auch damals in Nantes... du hast dann immer diesen Blick... dieses Glitzern, wenn du von Patrick sprichst... so wie jetzt gerade." „Ach komm, übertreib jetzt mal nicht!" „Doch! Ist so! Du liebst ihn!" „Ja..." „Denkst du, ihr beide... ihr bekommt das hin? Ihr kommt wieder zusammen und..." „Ich hoffe es... aber das wird ne Menge Arbeit werden... von beiden Seiten aus..." „Das heißt, du gehst nach München zurück?" „Nein... vorerst hab ich mich dazu entscheiden, Patricias Angebot mit der Wohnung anzunehmen. Sie ist ein Traum, zentral gelegen, dennoch ruhig in der Natur... ich werde mir dort vor Ort eine Therapeutin suchen, anfangen wieder zu arbeiten und dann seh ich weiter..." „Sagtest du nicht, dir gehts wieder gut?" „Schon, aber ich hab noch nicht die hundert Prozent erreicht." „Bist aber dann weit von Patrick weg, oder?" „Sind schon 680 Kilometer... aber er hat selbst ein kleines Apartment in dem Haus..." „Echt jetzt? Und was sagt er dazu, das du da anziehst?" „Wenn Patricia oder Joey ihm nichts erzählt haben, dann weiß Patrick das noch gar nicht... ich hoffe, es ist für ihn kein Problem..." „Warum sollte es? Denkst du, das er das so sehen könnte?" „Ich weiß es nicht... was mich nur gewundert hat war, das er, nachdem mich Joey aus Emden abholte, nachts noch kam... ich war so erschöpft, dass ich zwei Tage durchgeschlafen hab... Patrick hat wohl fast die ganze Zeit neben mir am Bett gesessen... ist dann aber urplötzlich gefahren... vielleicht musste er auch arbeiten, ich weiß es nicht." „Macht Sinn... so erfolgreich sein letztes Album war! Selbst hier in Frankreich ist er sehr präsent..." „Ich hab's nicht wirklich verfolgt, um ehrlich zu sein, aber wenn es ihm gut dabei geht, dann freut mich das sehr!" „Warum rufst du Patrick nicht einfach an, und redest mit ihm...?" „Naja... mir liegt unser letztes Telefonat noch schwer im Magen... war nicht gerade schön... ich möchte wenn, persönlich, Face to Face reden..." „Nur reden ja?" „Mensch Valerié! Immer noch die selbe! Das ändert sich bei dir wohl nie! Dachte seit du Mathieu hast.... Ihr Eltern seid..." „Und? Heißt doch nichts! Man kann doch trotzdem noch Spaß miteinander haben! Also wirklich... oder warst du wie ne Nonne die letzten Jahre unterwegs?!" „Wenn du es auf Intimitäten beziehst, dann ja..." „Wie? Nicht mal etwas Spaß?", überaus schockiert starrte sie mich an. „Nein. Nichts! Hatte ich aber auch den Kopf nicht fûr. Du kennst mich inzwischen auch lang genug... kennst meine Vergangenheit... ich bin niemand, der mir des Spaßes wegen, in irgendwelche Betten hüpft... und das ich raus bin, die Weltreise gemacht habe, das war ja nur Eigenschutz... meine Mauer... aber irgendwann kam ich dann ja an dem Punkt, wo ich wusste, so geht das nicht mehr... Joey gab den Schubs, Patricia tütete es ein... Patrick riss mir zwar dann den Boden unter den Füßen weg, unbeabsichtigt, aber das war gut, denn... here I am... was ich sagen will... immer führt mich der Weg zu Patrick, oder unsere Wege kreuzen sich egal wie... das ist kein Zufall mehr... das ist Schicksal, Bestimmung, nenn es wie du willst... aber..." „Wenn nur Patrick oder gar niemand." „So in etwa ja... Sieh dich an... bei Matheau und dir war es doch nicht anders... vorher warst du kein Kind von Traurigkeit... und dann trat dein Mann in dein Leben.." „Stimmt... und ich will auch keinen anderen... er ist mein Leben..." „Siehst du... Same here..." „Bor, du warst zu lang unter englisch-sprechenden Personen. Kannst du das nicht mal abstellen?!", neckte Valerié mich. „Dauert... hab das mit französisch doch immer gehabt, wenn ich nach Hause kam... oder als Kind mit dem Niederländischen..."
So ging es den ersten Abend weiter... Erzählen, Lachen und in Erinnerungen schwelgen...

Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt