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Patrick war dann eher fürs Café und so saßen wir zwanzig Minuten später vor den dampfenden Kaffeetasse inklusive 2 Apfelkuchenstücken mit Sahne.
„Ich hab nichts von dir verfolgt, aber Valerié erzählte, mit deiner Musik läuft es gut?" „Ja doch... schon.... Ich muss nur aufpassen, das ich mich nicht übernehme und in den gleichen Trotz wie damals rutsche..." „Wie kommt's dazu?" „Naja, ich hab mir die letzten beiden Jahre den Terminkalender schon ziemlich vollgepackt...aber ich brauchte das auch irgendwie..." „Ablenkung?" „Ja... war besser als wieder abzustürzen ne? Es lenkte einfach ab.... Aber ich war auch kurz vorm Burn out wieder... wie damals bevor ich ins Kloster ging.. ich mach das jetzt so, das ich zwischendrin immer 1-2 Tage die Woche sogenannte „Offdays" machen. Handy aus, keine Termine und Ruhe. Oft bin ich dann hier her.... Zudem fahr ich auch öfters mal ins Kloster um abzuschalten.... Logge mich dann bei Gott ein. Das hilft..." „Und weniger Termine?" „Das wollte ich ja nicht. Zuviel allein daheim ist und war nicht gut für mich... zudem hatte ich echt Angst wieder in so ein Loch zu fallen... sei es aus Überarbeitung als auch der Traurigkeit... wegen dir und Mats... ihr fehlt halt..." „Nun bin ich wieder da... Mats fehlt mir jeden erdenklichen Tag... aber du... du hast mir auch gefehlt... gerade in der Klinik... da hab ich endlich die Chance, wieder Kontakt zu pflegen und breche zusammen..." „Vielleicht brauchtest du das auch, um Kraft zu schöpfen..." „Na die Reha, beziehungsweise die ‚Anstalt', brauchte ich sicherlich nicht..." „Was ist in der Klinik passiert?" „Nicht viel... sie haben mich nur an den Rande des Wahnsinns gebracht. Jeden erdenklichen Tag musste ich immer alles von vorne durchkauen. Immer wieder erzählen, was passiert war... zudem erfolgte immer wöchentlich eine Verlängerung der Kontaktsperre, da ich in deren Augen keine Fortschritte machte. Ich fragte nach, wie diese Fortschritte denn aussehen sollten, Ihre Antwort war dann, wenn es soweit wäre, würde man mir das schon mitteilen... naja... irgendwann ist mir bei einer meiner Psychologen dann auf gut deutsch der Arsch geplatzt. Ich bin dezent eskaliert. Habe klipp und klar gesagt, das ich das so nicht mehr mitmache, ich telefonieren will etc... und siehe da.... urplötzlich ging es... ich sollte noch sofort auf die offene Station verlegt werden und bekam mein Handy zurück. Sie erklärte mir, das auf Grund meines Ausbruches, das ich klipp und klar sagte, was ich wollte und was nicht, ich nun bereit wäre, einen Schritt weiter zu gehen... als ich dann endlich mein Handy hatte, meine Sachen... ich überzeugte sie, meine Klamotten selbst auf die neue Station zu bringen... da nutzte ich meine Chance und bin regelrecht geflüchtet. So das war die Kurzfassung..." „Mir fehlen die Worte Ani... wenn ich das gewusst hätte... ich wäre sofort gekommen..." „Und dann? Doch hätte doch keiner zu mir gelassen..." „Irgendwie hätte ich dich schon befreit... aber mal ehrlich... hast du schon unseren Anwalt kontaktiert? Das geht gar nicht!" -Unser Anwalt-... ungesagt lies ich mir die Aussage nochmal auf der Zunge zergehen... zwischendurch brachte Patrick mich immer wieder ins Grübeln... immer wieder tätigte er Äusserungen, so als ob wir uns nie getrennt hätten, sei es dazu noch mit der Wohnung, die er nie verändert hatte... mich nie aus seinen/ unseren Leben gestrichen hatte... und doch gab es diesen unsichtbaren Abgrund noch zwischen uns... „Ani?" „Ja?!" „Ich hab dich was gefragt!" „Achja... Anwalt... nein... wozu auch... nachher weisen die mich noch zwanghaft ein, nein danke! Ich such mir in Deutschland einen Therapeuten oder Psychologen... mir geht's besser... gar keine Frage... aber es gibt immer noch Tage...." „Die hab ich auch... aber ich glaube, die wird es immer geben... Mats ist ein Teil von uns... das wird er immer sein..." „Ja...", presste ich hervor und versuchte nicht gerade hier im Café meine Emotionen überhand gewinnen zu lassen. Vorsichtig griff Patrick nach meiner Hand und strich sanft drüber. „Lass es ruhig raus... es ist ok..." „Nicht hier... geht gleich schon wieder... ich..."
„Anique! Patrick?!", ertönte plötzlich die Stimme von Valerié hinter uns. „Hey!", sagte Patrick lächelnd und wie damals begrüßten sich die beiden herzlich mit einer Umarmung. „Schön dich zu sehen! Das ist also der Grund, warum ich dich nicht erreiche! Hättest ja mal was sagen können!" „Konnte ich nicht! Patrick kam heut Mittag spontan... ich wusste es selbst nicht...." „Right! Und ich wusste nicht, das Ani hier ist und dachte schon an Einbrecher!", erklärte Patrick. „Du bist auch eine treulose Tomate! Hättest dich ja auch mal bei uns blicken lassen können! Mathieu hätte sich auch gefreut!", plapperte Valerié weiter. Diese direkte Art war typisch für sie. „I know... but... was hätte ich denn sagen sollen? Die Situation war schon kompliziert genug..." „Naja... Collin hast du aber getroffen..." „Schon... hat sich halt so ergeben!" „Siehste Anique! Was hab ich dir gesagt! Collin wusste, das Patrick hier war." „Häh? Hab ich was verpasst?", fragen sag er zwischen Valerié und mir hin und her. „Nein... wir hatten nur so eine Vermutung... eher Valerié... nachdem ich ihr erzählt hatte, das ich wüsste, das du dich um mein Haus kümmerst... ich nahm an, ihr hattet Kontakt, da lag ich aber falsch, und sie dachte, ich hab jemanden beauftragt... das ist alles!" „Soso..." „Ihr beiden... wollt ihr euch nicht zu uns setzen? Die anderen kommen auch! Claire, Collin, Marie, Vincent..." Fragend sah Patrick mich an. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Natürlich wollte ich meine Freunde sehen... aber ich wollte auch Zeit mit Patrick verbringen... „Na komm... lass uns dazusetzen oder möchtest du heim?", lächelte er. „Gern, wenn du magst...", antwortete ich, stand auf, und während Patrick unsere Getränke nahm, folgte ich Valerié.

Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt