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Die Tage verflogen auf der spanischen Insel wie im Flug, obwohl wir alles in Ruhe angingen. Lange Schlafen, ausgiebig frühstücken, kleine Spaziergänge sowie mit dem Auto die Insel erkunden standen meist die Tage so an, wir stressten uns nicht, ließen alles auf uns zukommen, planten nichts großartiges, sondern entschieden spontan aus dem Bauch heraus, was wir machen wollten... und wir näherten uns täglich immer mehr an. Dachte ich zwischendrin an die letzten Jahre zurück, wenn ich ihn mal wieder beobachtete oder sein Lächeln einfing, dann zog sich alles in mir zusammen und ich wollte den Moment sofort festhalten, aus Angst, Patrick wieder verlieren zu können. Mehr und mehr wurde mir bewusst, wie sehr er mir doch gefehlt hatte, auch wenn ich das vielleicht die letzten Jahre anders sah, beziehungsweise immer anders sehen wollte. Es war reiner Eigenschutz gewesen. Zwischendurch gab es Momente, da stand die Zeit still und es erinnerte mich an früher, als wir einfach gemeinsam auf dem Sofa lagen, lasen, und nur durch eine kleine Berührung dennoch das Gefühl von Sicherheit und Nähe hatten. Es reichte aber auch ein kurzer Blick, ein kleines Lächeln, um dieses Gefühl ebenso zu spüren.
Ich war zudem Froh, das er endlich zur Ruhe kam. Die ersten Tage war er trotz der Ruhe noch relativ angespannt gewesen, wirkte zwischendrin sehr abwesend, gedankenverloren und holte sich immer wieder Auszeiten, indem er alleine loszog. Ich lies ihm seine Zeit, fragte auch nicht mehr großartig nach, da ich immer wieder die selbe Antwort bekommen hatte... ihm wurde es gut gehen und ich sollte mir keine Sorgen machen. Um so mehr er dies betonte, machte ich mir natürlich welche, versuchte aber so gut es ging, mir nichts anmerken zu lassen.
Die letzten zwei Tage liefen dann wirklich gut. Er zog sich nicht mehr zurück. Seine Gesichtszüge waren auch entspannter, genauso wie die Nächte, in denen er sich nicht mehr permanent hin und her wälzte und endlich durchschlief...

Als ich wach wurde, hörte ich von unten Stimmenwirrwarr und tastete automatisch im Halbdunklen neben mich. Patricks Bettseite war leer. Ich versuchte mich kurz zu ordnen, stand auf, zog mir was über und folgte den Stimmen nach unten. Patricks Stimme erkannte ich sofort, der lachte und in seiner Muttersprache redete. Noch etwas verschlafen betrat ich die Küche und sah, das Patrick gerade Kaffee kochte.
„Guten Morgen... bekomm ich auch einen?", hauchte ich in Patricks Nacken und umschloss ihn von hinten mit meinen Armen. „Good Morning Bambi...", sagte er und ich hörte aus seiner Stimme, das er Lächelte. „Steht schon auf dem Tablett... wollt dir gerade was zum Frühstücken hochbringen..." „Du bist ja süß!", sagte ich und Patrick drehte sich zu mir. „Naja Süß?! Wollte dich eher darauf vorbereiten, das wir Besuch haben... also nicht mehr alleine hier sind...," „Wie?!" „Meine Schwestern..." „Ach das waren die Lauten Stimmen..." „Sorry... wir haben dich geweckt... aber... du bist nicht schockiert, das sie hier sind?" „Schockiert? Warum... überrascht vielleicht... aber es ist ja Patricias Haus..." „Deshalb sind sie aber nicht hier..." „Sondern?!" „Because of you... us... the Situation... Joelle called Maite and..." „Anique!!!", schon schloss mich Patricia in ihre Arme und begrüßte mich Herzlich. „Wie geht's dir und...", kurz sah sie sich um, und deutete auf meinen Bauch. Irritiert sah ich zuerst sie und dann Patrick an. „Maite weiß es noch nicht..." „Ganz gut inzwischen... aber warte mal... Joelle hat Maite dich angerufen... wegen mir und... sie weiß dich von der Schwangerschaft?!", ich verstand nur Bahnhof. Das machte doch keinen Sinn. „Anique... doch... Joelle hat es Maite gesagt, aber ich wollte es euch überlassen, es ihr zu erzählen. Es steht mir nicht zu, etwas zu sagen..." „Aber, es ist doch kein Geheimnis mehr...?!" „Bambi... du musst das nicht verstehen.... Es gibt einige komplizierte Dinge in unserer chaotischen Familie... damit es nicht noch zu mehr Streitereien in diesem Kreis gibt, haben alle Geschwister eine Vereinbarung getroffen, nichts mehr zu erzählen unter einander... daran gewohnt sich aber Maites halt sehr schlecht... es war eben das erste, was sie mich fragte, ob es stimmte... ich wollte aber auf dich warten... und..." „Anique!", Maite kam zu uns hinzu und musterte mich sofort deutlich. „Hallo Maite..." „Jo hatte also recht..." „Ja... das hatte sie wohl...", presste ich ehrlich hervor und sah Patricks Schwester skeptisch an. „Hast du die Sektglaser? Das muss gefeiert werden!", quietschte Maite erfreut und fiel erstmal ihrem Bruder um den Hals, der nun genauso überfordert mit der Reaktion war, wie ich. „Komm Anique... lass uns raus gehen...", ich folgte Patricia nach draußen und wir setzten uns auf ihre Terrasse.

Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt