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In der Nacht in Patricks Wohnung hatte ich kaum Schlaf gefunden und wachte immer wieder auf, da ich einfach zu aufgewühlt war. Einerseits war ich froh, das er so ehrlich gewesen war, anderseits überlegte ich, ob er es hätte nicht verschweigen sollen, denn dann hätte er vielleicht mit mir in unserem Bett geschlafen, und nicht im Gästezimmer... und vielleicht hätte ich dann auch das Corpus Delicti nicht gefunden...
Als ich mich nur noch im Bett hin und her wälzte, ging ich runter in die Küche und kochte erstmal eine Kanne Kaffee und während die Maschine lief, sprang ich schnell unter die Dusche. Selbst hier im Bad stand noch alles so, wie ich es verlassen hatte... meine Cremes, mein Parfüm...
Nachdem ich fertig war, schnappte ich mir 2 Tassen und ging hoch ins Gästezimmer. Hier herrschte das totale Chaos... als ich auf dem Nachttisch letztlich für die zwei Kaffeetassen Platz machen wollte, fielen mir Patricks AirPods runter und einer kullerte unters Bett... naja ich bückte mich und fand dort nicht nur die AirPods sondern einen roten Stringtanga nebst einer leeren Kondomverpackung. Schlagartig wurde mir schlecht...
So schnell ich konnte, packte ich mein Hab und Gut zusammen, lies Patricks Wohnungsschlüssel im Schlüsselkörbchen liegen und zog leise die Wohnungstüre hinter mir zu. Ein Taxi hatte ich mir schnell herangewunken und lies mich zum Bahnhof fahren. Während der Zugfahrt schickte ich Patrick noch eine Nachricht, in der ich ihn bat, mir Zeit zu geben...

Guten Morgen Patrick.

Ich habe es besser gefunden, mit dem Zug zu fahren. Es ist keine Flucht, aber ich denke nicht, das es gut gewesen wäre, wenn wir gemeinsam gefahren wären. Ich denke auch, du hast Recht, ich sollte erstmal die Reha machen. Alles andere wird die Zeit zeigen.
PS... du solltest mal unter deinem Bett aufräumen und sauber machen!

Anique

Mit dem ICE und einmaligen Umsteigen erreichte ich dann nach knapp 6 Stunden die Klinik. Ein letztes Mal sah ich auf mein Handy, wollte noch meiner Familie kurz schreiben, das ich gut angekommen war, bevor ich abgeben musste, als mich eine Nachricht von Patrick erreichte.

Ani... Bambi... my Love!

I don't know what to say... Sorry?! I... you got me... It was a big mistake to had Sex with Jo, but... können wir noch kurz telefonieren? Ich würde dir das gern versuchen zu erklären... ich liebe dich... nur dich... promise...

Ich hatte die Nachricht noch nicht ganz zu Ende gelesen, da rief er mich schon an.

„Joelle?! Ernsthaft?", kam ich ihm sofort durchs Telefon.
„Ja..."
„Ich weiß gerade nicht, was ich schlimmer finden soll... die Tatsache, das es deine Exfrau war im Gegensatz zu jemand Fremden... oder sogar beides..."
„No! It was only her... always..."
„Immer? Das wird ja noch schöner! Also war es nicht nur ein einmaliger Ausrutscher!"
„No..."
„Du hast also in der Zeit öfters mit ihr... bis Joey dich da raus geholt hat..."
„Nein... um ehrlich zu sein, ging das bis vor ein Paar Wochen so... um genau zu sein, bis ich dich auf dem Friedhof sah..."
„Du verarschst mich doch gerade..."
„Leider nein... it's the truth..."
„Ich bin weg, und du gehst sofort zu deiner Ex zurück?!"
„Zurückgehen ist das falsche Wort... es war nur Sex..."
„Nur Sex also.... Willst du mich für dumm verkaufen?"
„Nein! Wirklich nicht! Ani, ich hab doch nichts mehr zu verlieren, warum sollte ich dich denn anlügen?!"
„Und Joelle? Sie wollte dich die ganze Zeit doch zurück! Wie steht sie dazu?"
„Well...", Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Ernsthaft? Du hast die Situation auch noch ausgenutzt? Was stimmt mit dir nicht?!"
„What's wrong with you?!", schrie er nun ebenfalls. „Du warst nicht da... du bist gegangen... du kamst nicht zurück! Ja, ich hatte Spaß! Du doch mit Sicherheit auch, also halt mal den Ball flach."
„Auch wenn es dich nichts angeht! Da muss ich dich enttäuschen! Ich hatte gar nicht den Kopf dafür, mich auf Spass oder eine Beziehung einzulassen! Ich bin nicht gegangen, weil ich dich nicht mehr geliebt habe! Das hab ich die ganze Zeit getan! Mir geht's darum, das du genau wusstest, das Joelle noch was für dich empfindet, dich zurück wollte... und du hast die Situation ausgenutzt!"
„Das hab ich nicht! Das ging alles von ihr aus! Eher hat sie meinen Zustand ausgenutzt... naja, und dann ergab sich es halt..."
„Und du meinst nicht, das sie sich was anderes erhofft, oder denkt, es ist mehr zwischen euch?"
„I don't care..."
„Ernsthaft? Patrick... ich... mir fehlen die Worte!"
„Warum regst du dich überhaupt auf? Drei Jahre hat es dich nicht interessiert, was mit mir war! Und zu Jo... ich hab ihr deutlich zu verstehen gegeben, das es für mich einzig und allein etwas Spaß ist... nicht mehr und nicht weniger. Wenn sie damit ein Problem hat, dann ist es ihre Sache!"
„Denkst du wirklich, mir war es scheiss egal, was mit dir ist? Ich hab mich erschrocken, als ich dich in LA gesehen hab, wie schlecht du aussahst..."
„Du... du warst in LA? Sag mir jetzt nicht, am Flughafen..."
„Doch..."
„Dann hab ich gar nicht halluziniert... und in London?"
„Auch..."
„Du bist gefluchtet vor mir..."
„Naja... eher wollte ich dir aus dem Weg gehen..."
„Und ich dachte, ich Dreh langsam durch... mein Verstand spielt mir einen Streich..."
SCHWEIGEN
„Ani?"
„.Ja..."
„Mir tut es wirklich leid... ich hab nicht damit gerechnet, dich überhaupt nochmal Wiederzusehen..."
„Und ich hatte eigentlich auch nicht vor zurück zu kommen..."
„Und trotzdem hast du es getan... warum eigentlich... ich hab Joey gefragt, er sagte mir nur, ich soll dich fragen..."
„Du fragst dich echt warum? Kannst du es dir nicht denken?"
„Ich würde es gern von dir hören..."
„Was glaubst du, warum ich mich gerade so aufrege?!"
„Because of me... my behavior..."
„Genau... und das sollte dir ebenfalls deine vorherige Frage beantworten... so... ich muss jetzt wirklich rein... bis dann!"
„Oh ok... ja... gut... also... meldest du dich mal, wenn du kannst?"
„Ich weiß es noch nicht... mal sehen... ich muss das jetzt halt noch on top verarbeiten..."
„Ja... ok... Ani? Du fehlst mir..."

Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt