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Patricia hatte vorgeschlagen, das das erste Aufeinandertreffen, doch auf neutralem Boden stattfinden könnte. Zum Beispiel bei ihr daheim verknüpft mit einem Essen, guten Wein und genug Rückzugsmöglichkeiten. Patrick hatte sofort zugestimmt, und ich tat es ihm gleich. Joey und Patricia waren zu hundert Prozent davon überzeugt, das es sich einzig und allein um ein Missverständnis gehandelt hatte, als ich Patrick mit Joelle vor einigen Wochen in Düsseldorf zusammen gesehen hatte. Und laut Patricia hatte er ebenfalls für sein abweisendes Verhalten mir gegenüber einen ordentlichen Einlauf von Joey kassiert. Zudem hatte Patrick mir zwischenzeitlich zwei mal auf die Mailbox gesprochen... naja eher gesagt war es ein Gestammel aus Wortfetzen in einer Kombination aus Englisch und Deutsch. Irgendwie war es süß, was er da von sich gab. Diese Kombination aus Unsicherheit, gespickt mit Ungeschicktheit. Dazu leises Fluchen, weil er sich selbst ärgerte, nicht auf den Punkt zu kommen, oder sich richtig auszudrücken.
Zwei Tage waren es noch bis zum Essen bei Patricia. Joey hatte sich ebenfalls mit seiner Frau angekündigt. Diesmal sollten allerdings nur wir Erwachsenen dabei sein. Iggy war bei Eske und Alex wollte shooten. Ich kam gerade vom Joggen zurück und wollte eigentlich nur schnell unter die Dusche springen, als mein Handy piepste.

Die Mailbox und ich haben immer Streit... 😏
Freu mich dich zu sehen! Du fehlst mir so sehr!
Love Pat...

Zugegeben berührte mich das sehr. Und ich wollte ihn gerade auch nicht zappeln lassen. Also antwortete ich ehrlich.

Freu mich auch... hoffe wir können reden... du fehlst mir doch auch...  :-* Ani

Mit einem Male ertönte ein lauter Schrei aus meinem Badezimmer. „Yeeeessssss!" Ohne mit der Wimper zu Zucken und nicht einen Funken von Angst stürmte ich in mein Bad, woher der Aufschrei kam. Entgeistert starrte ich die Person an, die in meiner Wanne lag und badete. Kaum in der Lage ein Wort zu sagen, starrte er mich ebenfalls nur an. „Ani....." „Patrick..." Er stand auf und sah mich weiter an. Ich hingegen musste schmunzeln und betrachtete ihn ganz genau, bis er meinen Blick bemerkte und ich mich beschämt umdrehte und das Bad verließ. „Ani warte! Bitte!!!!" ,schon stand er wie Gott ihn schuf vor mir und tropfte den Holzboden voll. „What are you doing here?", fragte er irritiert. „Das Gleiche könnte ich dich fragen... Du tropfst hier nämlich gerade den kompletten Boden voll..." „Doesn't matter... Trish isn't at home...", inzwischen stand er unmittelbar vor mir und sah mich durchdringend an, was mich nun gänzlich aus der Fassung brachte. „Du... bist... nackt...", presste ich hervor, da mir nichts besseres in dem Moment einfiel und um ehrlich zu mir selber zu sein, mir auch gefiel, was ich da sah und die Augen kaum abwenden konnte. „ I don't care... nichts was du nicht kennst... also..." „Du... du machst... du machst mich nervös...", wisperte ich und biss mir unsicher auf die Lippen. „Warum?", flüsterte er nun auch. „Deswegen?", kaum spürbar berührten für einen Bruchteil einer Sekunde seine Lippen meine. Mein Herzschlag verschnellerte sich um ein Vielfaches. Gefühlt setzte meine Atmung dazu noch aus. Klar Denken konnte ich schon gar nicht mehr. „Auch..." „Was denn noch?" „Du bist nackt..." „ You already said that..." „So kommen wir nicht weiter..." „Wie denn?" „Weiß nicht...", mittlerweile konnte ich keinen Millimeter mehr zurück, denn ich hatte bereits die Wand im Rücken.  „Du wolltest Reden..." „Wollte ich..." „But?" „Aber... ich... ich kann kaum einen klaren Gedanken gerade fassen..." „Deswegen?", und schon spürte ich wieder seine Lippen auf meinen, aber diesmal küsste er mich sanft und berührte sie nicht nur. „Ja...", stieß ich kaum hörbar hervor. „Ich liebe dich Ani! Das hab ich immer getan!", wisperte er kurz und küsste mich dann wieder so voller Gefühl, das ich wie automatisch in den Kuss hinein seufzte. Schon schob Patrick seine Hände unter mein Shirt. „Wir wollten reden...", warf ich kurzerhand ein. „Nearly the same...", hauchte er und begann kleine Küsse auf meinem Hals zu verteilen. „Das ist kein Reden... du... du verführst mich gerade..." „Do you have any objections?" „Findest du das angebracht?" „Serious? Even more than that!" Bestimmend drückte er mich Richtung Gästezimmer, was ich derzeit als Büro nutzte. Mit einem Ruck zog er die Tagesdecke ab und drückte uns beide aufs Bett. „Du bist noch nass..." „Deine Kleidung inzwischen auch, also sollten wir die mal ausziehen!" Was machte er nur mit mir. Jedes Argument, entkräftete er, auf jede Frage, hatte er eine schlagfertige Antwort und brachte mich letztlich dazu, meine Prinzipien über den Haufen zu werfen. Im Nu hatte er mir mein Top samt Sport BH ausgezogen und mir die Leggings inklusive Slip abgestreift. „Ich sollte noch duschen...", merkte ich an, da ich vom Laufen doch etwas verschwitzt war. „Das können wir später zusammen!", stieß er hervor, küsste mich tief und lies seine Hände auf Wanderschaft gehen. Mehr als vier Jahre war es her, das ich jemanden so nah gewesen war.... Patrick so nah gewesen war... und trotz aller Umstände der letzten Wochen, Monaten und Jahre, wollte ich das genau so wie es gerade war. Ob es vernünftig war, was wir beide hier machten? Mit Sicherheit nicht! Aber vielleicht räumten sich dann die Anspannungen zwischen uns wie automatisch aus dem Weg. Wie hatte sich Joey ausgedruckt? Dann würde der Knoten platzen.
Patrick fackelte auch nicht lange, sodass er zügig mit seiner Hand den Weg zu meiner Mitte fand und sagen wir's mal so, etwas forsch Hand anlegte. Unbeabsichtigt bäumte ich mich unter ihm auf und er grinste mich nur an. „If I go further... there wouldn't be a returning...", presste er kehlig hervor. „Dafür ist es jetzt eh zu spät!" „Sicher?" „Ja!" Das ‚Ja', hatte ich nicht ganz ausgesprochen, da schob er schon meine Schenkel auseinander beugte sich über mich, und gerade, als er mich innig küsste, drang er bereits in mich ein. Beide stöhnten wir leise in den Kuss, hielten kurz inne, um uns wieder aneinander zu gewöhnen, als Patrick dann zunächst noch sachte anfing sich zu bewegen. Bei dem sachte, blieb es allerdings nicht. Voller Begierde zueinander wurde der Akt schnell intensiv und leidenschaftlich. Feste umfasste er mein Becken und stieß in mich, während ich versuchte noch halbwegs an den Sprossen des Bettes halt zu finden. Zudem fanden wir kaum die Möglichkeit zu atmen, da unsere Küsse immer tiefer und inniger wurden. Selbst wenn einer kurz unterbrach, langte der andere erneut gierig nach den Lippen. Ich weiß nicht, wie viele Höhepunkte er mir in der kurzen Zeit schenkte, aber so etwas, hatte ich mit ihm noch nie erlebt. Zwischendurch hielt er immer mal kurz inne, wechselte etwas die Stellung, in dem er mal mein Bein etwas anhob um sich noch tiefer in mich zu versenken, zu dem um mir kurz die Möglichkeit zu geben, den Orgasmus zu verarbeiten und um seinen, wie er zwischendrin kurz sagte, hinaus zu zögern. Es war so befreiend, ihn so intensiv zu spüren, und am liebsten hätte ich den ganzen Nachmittag noch so weiter gemacht, aber ich spürte auch deutlich den Druck, den er aufbaute, sich zwanghaft zurückhielt. Patrick wollte gerade wieder kurz inne halten, küsste mich tief und voller Gefühl, als ich stoßweise mein Becken an fing zu bewegen. „Gosh... Ani... Slow!" Und während er gerade dabei war, den Orgasmus seines Lebens zu erleben, wie er mir sagte, wurde mir automatisch heiß und kalt zugleich...
„Ani... this was increadable... das war der heftigste Shutdown, den ich jemals hatte...", stieß er noch schwer atmend hervor und lächelte mich an, bis... „Bambi? Alles ok?" „Ich... ich glaub nicht... Patrick? Du hast doch ein Gummi benutzt, oder?", fragte ich hoffnungsvoll und erntete einen irritierten Blick von ihm. „Ähm... ein Kondom?" „Ja! Gummi, Kondom, Präservativ, Verhüterli... nenn es wie du es willst!" „Should I?!" „Scheisse verdammt!", stieß ich hervor und drückte Patrick, der mit mir noch vereint war, etwas unsanft von mir runter." „Ani... was ist los? Ich hab nichts! Ich bin gesund!" „Verdammt Patrick! Das glaub ich dir und weiß das auch! Darum gehts doch gar nicht! Ich verhüte nicht!" „Wie jetzt?" „Mensch du bist echt begriffsstutzig! Wozu verhüten, wenn ich weder einen Freund noch Sex habe!" „Du hattest mit mir gerade Sex!", grinste Patrick, und zog mich wieder in seine Arme. „Ja genau!", antwortete ich und wollte aufstehen. „Wo willst du denn jetzt so plötzlich hin? Bleib doch bitte hier!", sagte er sanft. „Verstehst du den Ernst der Lage gerade nicht? Ich möchte duschen und dann sofort zum Arzt!" „Wozu? So schnell kann der auch nicht sehen, ob tatsächlich was passiert ist..." „Du nimmst das gerade echt auf die leichte Schulter! Natürlich kann der das jetzt nicht sehen, aber mir die Pille danach geben!" „Serious?" „Ja das geht!" „Nein, das mein ich nicht! Willst du jetzt ehrlich in den Lauf der Dinge eingreifen?" „Dein Ernst?!" „Ja..." Kopfschüttelnd stand ich auf, ging ins Bad und stellte die Dusche an. Während ich das heisse Wasser über mich kaufen lies, dachte ich nach. Wie konnte man nur so leichtsinnig sein, beziehungsweise wie Patrick, die ganze Situation jetzt auf die leichte Schulter nehmen. Ich machte es ihm ja nicht allein zum Vorwurf, das er nicht ans Kondom gedacht hatte, das hatte ich ja ebenso wenig... aber das er es drauf ankommen lassen wollte und so locker hin nahm... das stieß bei mir auf völliges Unverständnis.
Plötzlich legten sich von hinten seine Arme um mich und er zog mich so dicht wie es mir ging an ihn ran. „Ani... listen...", seufzte er. „It's your descision... wenn du zum Arzt willst, für diese Pille, dann begleite ich dich und dann fahr ich dich sofort dahin... immerhin war es ja meine Schuld... but... if you would ask me... I... I would leave it to the hands of god... wenn es so seien sollte, wovon ich wirklich nicht ausgehe... ist es dann nicht Schicksal?!", sagte er verständnisvoll und ich lehnte meinen Kopf an ihn. „Patrick... es ist nicht einzig und allein deine Schuld! Ich hätte ebenso daran denken können, oder sogar müssen!" „Aber ich hab dich verführt..." „Ja... das hast du...", lächelte ich doch etwas versöhnlicher. „Aber...", ich schluckte. „Was aber?" „Weißt du was das heißt, wenn ich... wenn wir es drauf ankommen lassen? Wir wären total bescheuert! Nach allem was war und was nicht... was wir durchgemacht haben... die Abtreibung... Mats... unsere Probleme... das wäre doch totaler Irrsinn..." „Ich nenn es Schicksal oder Gottes Fügung... aber ich geh den Weg mit dir... egal welchen...", und drehte er mich zu sich, nahm mich richtig in den Arm und hielt mich einfach nur fest. Mein Herz trommelte in meiner Brust, mein Gehirn lief auf Hochtouren und versuchte eine Entscheidung zu treffen. Das war doch reiner Wahnsinn alles... „Jetzt aber mal im Ernst... could it be? Also bist du genau jetzt in diesen Tagen, da wo... also wo dieses möglich ist?" „Du meinst den Eisprung? Wenn ich mich nicht gerade verrechnet hab... kurz davor... ich müsste gleich mal in den Kalender schauen..." „Ok... und das heißt jetzt was?" „Das es möglich ist, dennoch schwanger zu werden..." „Ok... generell gefragt... könntest du dir das denn so generell unabhängig dieser circumstances überhaupt noch vorstellen?" „Was? Ein Kind zu bekommen?" „Auch ja..." „Auch?" „Ja! Mit mir meine ich..." „Ach Patrick... jetzt überstürzt du aber alles oder? Fehlt nur noch der Antrag!" „You would?", fragend sah er mich an und ließ mich schmunzeln. „Du bist ein Kindskopf Michael Patrick Kelly! Aber... Wegen deiner Frage... Um ehrlich zu sein... als Mats starb und ich ging... ich hab mir darüber nie wieder Gedanken gemacht... dazu mein Alter... und sowas jetzt spontan zu beantworten ist schwierig..." „Würdest du es wegmachen lassen?" „Nein! Nie wieder!", stieß ich sofort hervor und starrte ihn erschrocken an. „Then don't get these pills!" Er hatte ja so recht....

Nachdem wir zu Ende geduscht hatten, ging Patrick kurz hoch in sein Appartment, um sich frische Kleidung zu holen, während ich uns was zu essen machte und mich mit einen großen Café au Lait auf die Terrasse setzte.
„Darf ich?", ertönte leise seine Stimme und ich lächelte ihm nickend zu. „Die Tasse hab ich dir hingestellt..." „Oh... thanks!", sofort griff er nach dem Kaffee und nahm einen großen Schluck. „Wie kommt es eigentlich das du hier bist? Paar Tage frei?" „Das Gleiche könnte ich dich Frage...", antwortete ich. „Well... gut... dann ich zuerst... das Appartment oben... das ist meins... allerdings nur mit ner Mini Dusche... deshalb nutz ich gelegentlich mal die Wanne von Trish... ich wusste nicht, das du hier bist... sorry nochmal... ich hatte halt keine Termine und dachte, so könnte ich auch Maite besuchen, wenn ich schon mal hier bin... so und du? Urlaub?" „Ich wohne hier seit ich zurück in Deutschland bin... ich hab die Wohnung von deiner Schwester gemietet...", nun starrte er mich mit offenem Mund an. „No way..."

Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt