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Zwei verdammt lange Wochen verbrachte ich noch im Krankenhaus, bevor es für mich sofort anschließend in die Reha ging.
Patrick hatte war keine fünf Minuten weg gewesen, nachdem ich aufwachte, da waren bereits meine Eltern bei mir im Krankenhaus. Meine unmittelbare Frage, weshalb ich hier war, beantworteten sie mir nicht, schwiegen es tot, verwiesen immer nur darauf, das ich einen Schock hatte, und das es wohl damit zu tun hatte, das ich Mats Tod nie hätte richtig verarbeiten können. Auf Patrick sprach ich sie erst gar nicht an, zu sehr hatte mich seine Reaktion verunsichert. Ich wollte abwarten, ob mir Frederijke vielleicht etwas erzählen würde.
Letztlich erzählte sie es mir, aber selbst das, war ein Kampf gewesen. Als ich davon hörte, kamen Wage Erinnerungen zurück... es war Weihnacgten gewesen... ich war bei Mats am Grab, mit Joey... dort traf ich auf Patrick... und nachts fuhr ich nochmal nach München, zu seiner Wohnung, während er zu meiner Schwester zeitgleich fuhr... wir hatten uns verpasst und er mir ein Geschenk gegeben... seine Songs, die er komponiert hatte... ich konnte kaum glauben, das ich das so aus der Bahn geworfen hatte, bat meine Schwester, mir den USB Stick mitzubringen, was sie aber verneinte.
Patrick war aus Sorge um mich und der Beziehung zu meinen Eltern, nicht mehr im Krankenhaus gewesen, aber wir schrieben zwischendrin, und abends telefonierten wir. Frederijke wusste, das wir Kontakt hatten. Sie erzählte mir auch, das sie Patrick sofort gegen den Willen meiner Eltern informiert hatte, das ich zusammengebrochen war, und er nahm sofort die nächste Maschine aus den USA nach Deutschland. Die Nächte verbrachte er neben meinem Bett, unentdeckt meiner Familie, solang bis er zurück musste... nun war er in Deutschland und kam aus Angst nicht. Das wollte ich so nicht hinnehmen...

„Hey Bambi... wie gehts dir heute?", fragte er sanft, als ich sein nächtliches Telefongespräch entgegennahm.
„Besser würde es mir gehen, wenn du hier wärst..."
„You know... die ganze Situation ist so verfahren... du bist gerade mal 10 Tage halbwegs auf den Beinen, worüber ich so froh bin... but your parents..."
„Wir sind doch keine Teenager mehr, sondern erwachsen! Wir können selber entscheiden, mit wem wir uns treffen. Verdammt... morgen gehts für mich Minimum 6 Wochen in die Reha... die ersten drei Wochen Kontaktsperre... dreieinhalb Jahre... Patrick..."
„Ja... ich weiß... aber da machen die paar Wochen auch nichts mehr...", sagte er doch nun etwas schroff.
„Möchtest du mir irgendwas mitteilen?!"
„Ani... please... ich möchte mich nicht mit dir streiten... aber du bist damals gegangen..."
„Ja, weil ich nicht mehr konnte..."
„I know... but... ich will dich doch auch sehen... gut habe ich... im Krankenhaus... aber du weißt wie ich das meine... mach die Therapie, erhol dich und komm zu Kräften. Ich lauf schon nicht weg..."
„So wie ich, oder wie?!"
„Das hab ich nicht gesagt...", stöhnte er leise.
„Aber so gemeint..."
„Bambi, lass uns sehen, wenn der ganze Spuk vorbei ist."
„Willst du mich überhaupt sehen? Oder ist dir das zu viel?"
„Damn! Ich glaub egal was ich jetzt sage, bringt nichts! Begreif es endlich! Ja! Ich will dich sehen! Jede einzelne Sekunde sehne ich mich nur danach, bei dir zu sein, seit ich weiß, du bist wieder hier... Aber, du musst erstmal gesund werden!"
„Dann helf mir doch gesund zu werden! Es betrifft dich doch genauso!", wütend legte ich auf und klingelte nach der Schwester.

Eine Stunde später saß ich im Taxi... auf dem Weg nach München. Ich hatte mich nach einigen Diskutieren selbst entlassen. Es war nur noch diese letzte Nacht... bevor es in die Reha ging, und die wollte ich nicht im Krankenhaus verbringen... zumindest nicht allein. Ich wollte vorher mit Patrick reden, und nicht dauernd auf die Zeit danach vertröstet werden. Ich wollte auch nicht andauernd in Watte gepackt werden. Die Therapeutin im Krankenhaus hatte sehr offen mit mir gesprochen. Ich musste mich endlich mir selber, meinen Problemen, und was mich belastete stellen, nicht hinter einer Fassade verstecken und sagen, was ich wollte und was nicht. Den ersten Schritt hatte ich vorher im Krankenhaus getan. Der zweite folgte nun... die Aussprache mit Patrick. Wir hatten die letzten Tage zwar telefoniert, aber wirklich in die Tiefe ging es dabei nicht. Er war besorgt, ihm war es wichtig, das es mir gut ging, wich aber Themen konsequent aus, mit der Begründung, er hätte Sorge, ich wäre diesen noch nicht gewachsenen. Dabei sah es ganz anders aus. Mein sogenannter Schock, und der daraus resultierende Zustand hatten mir klar gemacht, das es der einzig richtige Weg war, sich damit auseinander zu setzen. Mir war zudem wichtig, keinen Streit vom Zaun zu brechen, dennoch sollte Patrick verstehen, warum ich damals gehen musste. Er litt unter meiner Entscheidung... bis heute... das spürte ich deutlich. Und auch er musste sich nun endlich mit dem Thema auseinandersetzen, ob er nun wollte oder nicht. Früher, wie heute verarbeitete er positive als auch negative Themen in seinen Songs, aber war das richtig? War es nicht auch eine Art von verstecken oder Selbstschutz?! Ich wusste, was für ein steiniger Weg noch vor mir lag... war er ihn in den letzten Jahren schon gegangen?! Ich vermutete das Gegenteil, darauf wollte ich ihn auch ansprechen, und bitten, mit mir gemeinsam auch den Tod von Mats zu verarbeiten...

Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt