85 | feelings ew

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Bis ich von meinem Vater zu einer Therapie mit ihm gezwungen wurde, weil es mir sehr schlecht ging, als ich herausfand, ich bin nicht so wie die meisten, ist mir gar nicht aufgefallen, wie schwer es mir eigentlich fällt über meine eigenen Gefühle zu reden.

Anderen zuhören und Rat geben? Kein Problem, das ist mein Job. Ich mache es gerne. Vielleicht habe ich diesen Job unterbewusst sogar genommen, damit ich selbst nicht ein Patient werde.

"Also?"

Wirklich, über meine wahren tiefen Gefühle zu reden, vor allen, wenn jemand, der letztens erst einen Suizidversuch überlebt hat vor mir sitzt ist echt schwer, er hat doch so viel mehr Probleme. Warum will er meine dazu haben?

"Yoongi.."

Ich riss mich aus meinen Gedanken und sah Jimin an. Er saß gegenüber von mir an meinem Esstisch. Wir sind gerade am Frühstücken. Oder eher waren es...

"Jimin, wie ich schon hundertmal gesagt habe, mir ging es gestern einfach nicht gut, weil mein Vater ins Krankenhaus gebracht wurde!"

"Weißt du, welche Erfahrung ich mit Therapie gemacht habe? Dass man so gut wie nie die Wahrheit sagt. Du bist mein Partner und wir stehen erst auf, wenn du sagst, was wirklich los ist."

"Was los ist.." Ich atmete tief ein und aus und dachte nach.
"Tatsächlich ging es mir gestern wirklich nur so schlecht, weil mein Vater-"

"Es tut mir leid doch zu unterbrechen, aber du denkst doch nicht wirklich, dass Jungkook und ich so ein Drama machen würden, nur weil es dir einen Tag nicht gut geht." Jimin hörte sich leicht gereizt an.

Wie meint er das?

"Es ist schon die letzten Tage so. Wenn nicht schon Wochen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede."  Er legte seine Hand auf meine.
"Schon seit längerer Zeit bedrückt dich etwas, richtig? Ich will doch nur helfen.."

Helfen.

Was in letzter Zeit los ist?

Hat das wirklich jemand bemerkt? Ich dachte, ich habe meine Fassade gut gehalten. Oh man..

"Okay, wenn du willst, sage ich dir, was los ist."

Er nickte und sah mich aufmunternd an.

Ruhig fing ich an, doch wurde zum Ende hin dann immer emotionaler.

"Die letzten Wochen musste ich mich von dir trennen. Ich habe gesehen, wie schlimm es dir ging, aber habe nichts gemacht. Du hast versucht dich umzubringen! Mein Vater wurde angegriffen! Du musst lernen richtig froh zu sein! Ich-" Ich stoppte kurz, um mich zu finden. Jimin hörte mir ruhig zu.
"Ich.. ich werde die Psychiatrie übernehmen, wenn mein Vater in Rente geht. Und das ist nicht mehr so lange." Ich schluckte stark. "Im Moment ist einfach alle so viel für mich, aber sonst geht das alles."

Stille.

Ich bereue es jetzt schon mich geöffnet zu haben-

"Danke. Es muss bestimmt schwer gewesen sein die ganze Zeit so viel angestaut zu haben."

"Nun ja, ich wollte mich nicht umbr..."

"Na und?" Er legte unterbewusst seine Hand an seinen Schnitt. "Nur weil ich genug von allem hatte-"

"Ich habe über meine Gefühle geredet. Jetzt bist du dran." Verlangte ich. "Bitte." Fügte ich dann noch hinzu.

"Du bist echt.." Er schüttete seinen Kopf. "Eigentlich geht es mir echt gut." Ein Lächeln kam auf meine Lippen. Das macht mich froh. "Aber wenn es dir schlecht geht, dann nicht." Mein Lächeln fiel.

Ich hasse es. "Ich..."

"Das ist wirklich das einzige, was mir gerade einen schlimmen Tag macht."

"Okay, okay!" Aufgebracht sah ich ihn an. "Dann finden wir schnell eine Lösung für meine Gefühle und fertig! Also, ich war von dir getrennt. Hat sich erledigt, ich bin wieder mit dir zusammen. Du hast versucht dir dein Leben zu nehmen, du bist noch hier. Hat sich erledigt. Meinem Vater geht es auch wieder gut und du lernst froh zu sein. Das letzte ist mit der Psychiatrie. Ich mag den Job, ich übernehme sie gerne. So fertig. Ist jetzt alles wieder okay?" Jammerte ich und hielt mich zurück zu emotional zu werden.

"Willst du wirklich nicht über deine Gefühle reden?" Schnell schüttelte ich meinen Kopf. Jimin sackte geschlagen auf dem Stuhl zusammen und seufzte. "Okay. Dann bringe ich es dir eben bei." Er hörte sich motiviert an.

Lustig, dass er das sagt. Ist das nicht eigentlich mein Job?

Hater | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt