Das Publikum tobte. Jin drehte sich in meine Richtung und deutete eine Verbeugung an. Zwei knapp bekleidete Frauen starteten das Interview mit dem kleinen Sieger, welchem ich aber nicht folgen konnte. Denn gleichzeitig trat der Wachmann von vorhin mit einem chic in Anzug gekleideten Mann an mich.
"Entschuldigen Sie bitte die Störung..." Ich löste meine Aufmerksamkeit von dem Geschehen in der Arena und wandte mich den Männern zu.
"Wir ziehen die Eintrittsgebühren von ihrem Gewinn ab und zahlen es auf das Konto von Herrn Kasai ein. Er soll in Frieden ruhen! Ist das in Ordnung?"
"Das ist eine gute Idee", nickte ich zustimmend.
"Darf ich Ihnen noch meinen Chef vorstellen, ..."
"Das mache ich schon selbst, du kannst gehen", befahl dieser ihm.Der Boss dieses Ladens sah gut aus. Schwarz gelockte Haare umschlossen spielerisch das markante Gesicht. Dunkle Augen musterten mich interessiert, während er meine Hand in seine nahm und einen höflichen Kuss aufdrückte.
"Guten Abend, mein Name ist Teraka Hoshimura. Ich bin der Besitzer dieser Unterhaltungsstätte. Sie werden sich wahrscheinlich kaum an mich erinnern, aber ich war einmal bei Ihnen und ihrem Mann Zuhause."
"Natürlich, ich dachte mir gleich, dass mir ihr Gesicht bekannt vorkommt, Herr Teraka", lächelte ich. Gegenteilig zu meinen Worten hatte ich keinen blassen Schimmer, wer dieser Mann war. Doch die Lüge war zu greifbar.
"Sie sind noch so schön wie ich Sie in Erinnerung habe, einfach bezaubernd", schmeichelte er. Aus Erfahrung wusste ich, dass bald ein Argument kommen würde, eine Bitte oder ein Wunsch. Die vorausgehenden Schmeicheleien dienten nur dazu, um vom eigentlichen Thema abzulenken. Warum ich das so gut wusste? Ich habe diese Taktik selbst schon oft angewendet und muss sagen, dass sie sehr effektiv ist, solange der andere sie nicht kennt. Teraka liess den Blick über sein Herrschaftsgebiet schweifen. Seine dunklen Augen blieben an Jin hängen, welcher verlegen Fragen von den Zuschauern beantwortete.
"Er ist ein bemerkenswerter Krieger!", sagte er und wir beobachteten den Kleinen eine Weile."Angenommen jemand möchte ihn kaufen, für wie viel würden sie ihn abgeben?" Da kam es auch schon. Sein Interesse an Jin war auch kaum zu leugnen. Für kein Geld der Welt würde ich den Grauhaarigen weggeben. Ich wusste aber auch, dass solche Typen mit unverkäuflichen Dingen nicht umgehen konnten, sodass sie meistens auf Mittel zurückgriffen, die im öffentlichen Leben verpönt waren.
"Er ist mir schon einiges Wert. Sagen wir, angenommen jemand würde ihn wirklich kaufen wollen, dann müsste er dafür schon einige Scheinchen auf den Tisch blättern." Überlegend fixierte ich den Jungen an. Jin fühlte es, sah zu mir hoch und lächelte.
"Für 390 Milliarden Jenni bar auf die Hand gehört er Ihnen!" Eine lächerlich hohe Summe in Anbetracht dessen, dass Kasai mich für eine Milliarde ersteigert hatte. Teraka zog überrascht die Augenbrauen hoch.
"Sagen wir 200, in 10 Jahren abbezahlt"
"Tut mir leid, unter meinen genannten Preis kann ich leider nicht gehen. Er hat auch noch einen emotionalen Wert", lächelte ich entschuldigend.
"20 Milliarden Jenni im Jahr sollte doch auch Ihre Ansprüche decken, nicht wahr?" Mein Lächeln gefror etwas. Mit einem Nein würde er sich nicht abgeben.
„Ich habe mich einem luxuriösen Lebensstil verschrieben. Und nun entschuldigen Sie mich, ich muss mich um meinen Kämpfer kümmern." Ich drehte mich auf dem Absatz um, betrat Kasais Privatlounge und zog den Vorhang, um mich vor fremden Blicken zu schützen. Dann wartete ich auf den kleinen Krieger."Epiduralblutung, eine gute Wahl für fünf Minuten und zwei Angriffe", lobte ich den Jin, als der Wachmann, welcher ihn herbrachte, den Raum verliess. Ein dickes Grinsen erschien auf seinem Mund.
"Es war unglaublich. Obwohl ich nur zwei Treffer landen durfte, hat er mich kein einziges Mal erwischt", aufgeregt erzählte Jin von seiner Sichtweise der Geschehnisse. So aufgedreht hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich erklärte es mir anhand des Adrenalinrausches, der durch die bedrohliche Situation entstand. Der Grauhaarige wedelte mit Hand und Fuss, machte Geräusche wie ‚SWOOOSH' und ‚BANG' und wechselte wie wild zwischen den Augenblicken hin und her. Schmunzelnd versuchte ich seine Erzählungen zeitlich einzuordnen.Als wir das nächste Mal auf den Balkon traten, wurde Jin wie ein Held gefeiert. Ein Fremder hob ihn auf seine Schulter und jubelte mit seinen Freunden. Der Kleine lachte. Langsam glaube ich, genau diesen Tag hatte er seit langem gebraucht. Einen Tag, an dem er seine Interessen verfolgen konnte, sein Wissen erweitern, sein Nen zeigen und kämpfen. Während er weiter lachend auf der Schultern des Unbekannten gefeiert wurde, erinnerte ich mich an das unsichere Wesen, das er bei unserer ersten Begegnung war. Natürlich brauchte Jin mich immer Anweisungen, aber mittlerweile bildete er sich eigene Meinungen, lernte mit minimalen Befehlen umzugehen und konnte seine Gefühle besser zum Ausdruck bringen. Man könnte sogar fast sagen, dass ich ihm beibringe, was ein freier Wille ist.
"Das hast du sehr gut gemacht." Teraka lehnte sich neben den Kleinen an die Brüstung des Balkons.
"Vielen Dank"
"Hat es dir gefallen? Das kämpfen, meine ich..."
"Ja, sehr sogar", lächelte der Kleine.
"Willst du es wieder einmal versuchen?"
"Unbedingt"
"Dann bin ich der Mann den du suchst. Mein Name ist Teraka Hoshimura. Ich bin der Besitzer von allem, was du hier siehst. Ich könnte dir die Möglichkeit bieten, in den besten Arenen der Welt gegen die stärksten Krieger zu kämpfen. Was sagst du, bereit weitere Abenteuer zu erleben?"
"Abenteuer auf jeden Fall, aber ich muss ihr Angebot leider ablehnen. Meine Meisterin kümmert sich grossartig um mich. Ich brauche nicht mehr." Mir schossen Tränen in die Augen. Noch nie hatte jemand zu mir gesagt, dass ich ihm genug bin. Und das von einer Person zu hören, mit welcher ich extrem emotional verbunden war, machte mich glücklich.
"Schade, naja sonst weisst du ja, wo du mich finden kannst." Mit diesen Worten verabschiedete er sich von dem Kleinen und wandte sich an mich.
"Wir veranstalten ein Dinner im Nebengebäude. Sie beiden sind herzlich dazu eingeladen", sprach er und ging.Jins Augen vergrösserten sich in kindlicher Vorfreude. Offensichtlich hatte er mächtigen Kohldampf, weswegen er mich gleich darauf bettelnd ansah.
"Können wir dahin?" Zustimmend nickte ich. Mit einer Hand winkte ich einen Angestellten herbei, der uns führen sollte. Professionell leitete er uns von der Arena weg, durch die grosse linke Türe in der Eingangshalle, durch die Gänge, bis zu den für uns reservierten Sitzplätzen. Wir setzen uns an einen grossen runden Tisch, an welchem schon einige Personen sassen und sich unterhielten. Zuerst verfolgten wir die Konversation schweigend, wurden aber schnell mit einbezogen. Jemand erkannte Jin sogar, woraufhin der Kleine von Lob überhäuft wurde.Träge warf ich einen Blick auf die grosse Uhr: 21.45. Obwohl der Abend noch jung war, war ich hundemüde. Hinter hervorgehaltener Hand stiess ich einen langgezogenen Gähner aus.
"Misaki", flüsterte Jin leise. Ich blinzelte schläfrig.
"Sieh doch, da hinten schlafen schon alle." Seinem Kopfnicken folgend fiel mein Blick auf einen Tisch nahe dem Eingang. Eine Frau hatte ihr Haupt auf die Hände gestützt, aber die Augen geschlossen. Der Mann neben ihr, hatte seinen Kopf auf ihre Schulter gelehnt. Einige waren direkt auf ihren Tellern eingeschlafen. Andere hatten es sich noch bequem gemacht. Plötzlich flackerte das Licht und fiel schliesslich ganz aus. Mit einem lauten Klick sprang die Notbeleuchtung an.
"Hier stimmt etwas nicht", meinte der Junge an meiner Seite. Ich konnte darauf nicht antworten. Mein Kopf fühlte sich schwer an und meine Gedanken wurden zu einem undurchdringlichen Wirrwarr. Bevor auch ich dem Schlaf zum Opfer fiel, schafften es noch ein paar Worte über meine Lippen.
"Beschütze mich Jin!"
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Still him... // Hisoka ff HxH
Fanfiction!! Fortsetzung zu "Why him..." !! Um die Geschehnisse mit Hisoka und der Phantom Troupe hinter mir zu lassen, zog ich zurück nach Zaban City. Doch ein Jahr später tauchte der charismatische Todesgott plötzlich wieder auf. War er zurück, um mir einen...