"Akane?" Man hörte ein metallisches 'Zing', worauf nach drei Sekunden ein lauter Knall folgte. Für ungewohnte Ohren hätte es eine Türe sein können, die laut ins Schloss fiel. Aber ich konnte daraus eindeutig das entfernte Geräusch einer detonierten Granate erkennen.
"Akane!?" Ich war zu geschockt, als dass ich hätte antworten können; oder wollen.
"Hast du sie am Telefon?", fragte jemand anders leiser, da er scheinbar weiter weg vom Mikrofon war.
"Ja hab ich, aber sie antwortet nicht!" Die Stimmen konnte ich eindeutig Feitan und Phinks zuordnen.
"AKANE!", schrie der Schwarzhaarige nun durch den Lautsprecher. Schüsse, Knacken und Geschrei durchzogen den Hintergrund. Mein Herz raste wie wild und meine Handflächen begannen zu schwitzen. Ich wischte sie an meinem Kleid ab.
"Mann scheisse!", fluchte der kleinere. Mehr Schüsse folgten. Dann das Zischen von Feitans Klinge auf nackter Haut.Endlich hatte ich mich gefasst. Doch als ich in die Runde sah bemerkte ich, dass alle so fassungslos waren wie ich. Mein Handy lag in der Mitte des Tisches. Ich schluckte und räusperte mich.
"Hier ist Misaki nicht Akane", meldete ich mich schliesslich.
"Sie haben sich wohl verwählt." Dabei versuchte ich die ratlosen Blicke der anderen zu erwidern.
"Huh? Akane, bist du endlich dran?" Nun war Phinks Stimme zu hören.
"Ich heisse Misaki! Sie haben sich verwählt!", sagte ich mit Nachdruck. Dann drückte ich auf den roten Ablegen-Knopf. Gespielt verwirrt kratzte ich mich am Kopf.
"Ich weiss nicht was die wollten." Eine unangenehme Ruhe kehrte in dem Raum ein. Ich spürte alle Blicke auf mir, doch ich sah bloss auf das Essen.Gesshin klatschte in die Hände.
"Sicher ein Telefonstreich. Sowas passiert mir ständig. Habe ich dir vom Alpaka schon erzählt?" Ein lautes, genervtes 'Uhhhh' ging durch das Zimmer. Die Stimmung entspannte sich schlagartig. Er wollte gerade ansetzen, da nahm ihm Satomi das Glas aus der Hand.
"Genug Alkohol für dich heute!" Die Gruppe fand in ihren gewohnten Gang zurück. Doch das ungute Gefühl, das mit dem stürmischen Anruf gekommen war, liess mich nicht mehr los. Feitan hatte mich noch nie angerufen, wenn es nicht um etwas wichtiges ging. Dazu die Kampfgeräusche und Schüsse. Was hatten sie jetzt schon wieder ausgeheckt. Mit den Gedanken noch immer bei der Phantom Troupe, hörte ich den Gesprächen nur auf halbem Ohr zu.
"Ich muss kurz zur Toilette", flüsterte ich Ian zu. Im Bad spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Der Abend hat so gut angefangen. Was mache ich denn jetzt? Während ich nachdachte, setzte ich mich alibimässig auf das WC. Als ich meinen Entschluss gefasst hatte, betätigte ich die Spülung, wusch meine Hände und begab mich zurück zu Ian und seinen Freunden."Darf ich kurz Kichiro anrufen?", fragte ich in die Runde.
"Naja, eigentlich ist das gegen die Regeln", dachte Gesshin laut.
"Ich weiss. Aber er hat bei seinen Experimenten bestimmt die Zeit vergessen! Und es ist schon so spät, dass er ins Bett muss."
"Dafür können wir eine Ausnahme machen!" Satomi warf ihrem Ehemann einen strengen Blick zu. Der Blonde hob beschwichtigend die Hände.
"Natürlich." Also schnappte ich mir das Handy vom Tisch. Daraufhin betrat ich den Balkon und schloss die Türe hinter mir.Doch anstatt Zuhause anzurufen, wo sowieso keiner ans Telefon gehen würde, drückte ich auf die Wahlwiederholung. Es knackte in der Leitung. Danach folgte das langsame Piepen, das das Warten auf den Angerufenen andeutete. Doch es nahm niemand ab. Auch beim zweiten Mal nicht. Selbst als ich Phinks direkt anrief, erreichte ich niemanden. Gedankenversunken dachte ich darüber nach, wie ich sie denn sonst erreichen könnte. Dann fiel mir Shalnark wieder ein. Nach dem dritten Klingeln hob er auch tatsächlich ab.
"Hallo?", seine Stimme klang leicht verzerrt. Wahrscheinlich hatte er das extra gemacht, da ich mit unbekannter Nummer anrief.
"Hier ist Akane", meldete ich mich sofort leise.
"Was ist denn bei euch los? Phinks und Feitan haben vorhin angerufen. Sie waren in einer wilden Schiesserei und..." Ich stockte. Denn auch von der anderen Seite drang ein unverkenntliches Knistern.
"Uhm..." Das Klacken von Shalnarks Fledermaushandy erklang, mit welchem er die manipulierten Personen steuerte.
"Wo seid ihr denn?" Der Blonde nannte mir eine Stadt, die der erste Halt der Luftschiffe von Zaban City und York New war.
"Ich gebe dir eine Kurzfassung. Hier ist viel los. Erinnerst du dich an den Blood Globe? Der Boss wollte jemanden bestimmtes finden. Jedenfalls haben wir das auch. Aber irgendwie haben die davon Wind bekommen und uns erwartet. Jetzt stecken wir in einem Kampf mit mindestens 500 Leuten."
"Sollte das nicht ein Klacks für euch sein?"
"Wäre es ja auch, aber es scheint, sie haben jemanden in ihren Reihen, der aus weiter Entfernung Leute ausknocken kann. Also haben wir uns aufgeteilt, um ihn schneller zu finden. Feitan, Phinks, Paku, Franklin und Kortopi antworten nicht mehr. Chrollo war von Beginn an unverkabelt. Eigentlich sollte er einfach zu finden sein, aber..." Er verstummte. Durch den Lautsprecher drang der Ton eines nassen Sackes auf steinernem Boden. Natürlich war es kein Sack, sondern Shalnarks Körper gewesen. Ich blieb still. Rufen würde jetzt nichts bringen, das hatte ich im Gefühl. Sorge machte sich in mir breit. Natürlich, sie waren die Phantom Troupe! Die stärkste Einheit, die die Welt je gesehen hat. Trotzdem waren sie meine Freunde und vor allem: In Gefahr.Ohne weiter darüber nachzudenken legte ich auf. Den Blonden würde ich jetzt sowieso nicht mehr erreichen und die Nummern der anderen Spinnen kannte ich nicht. Ausser einem, fiel mir schwermütig ein. Meine Augen wanderten über die Gesellschaft, die sich weiter rege unterhielt. Ian schaute kurz zu mir hin. Ich lächelte und hob den Daumen. Dann wählte ich Hisokas Nummer und hielt mir das Handy erneut ans Ohr. Mein Anruf wurde erst nach dem vierten Versuch angenommen.
"Was willst du?", fauchte der Rothaarige sogleich aus dem Hörer. Wow, da hat ja einer gute Laune.
"Hisoka wo bist du?"
"Das geht dich einen Scheiss an!", zischte er. Was war denn mit dem los. Im Hintergrund hörte ich aber keine Waffenlärm.
"Bist du nicht mit den Spinnen?", fragte ich leise.
"Warum sollte ich!?"
"Hätte ja sein können", verteidigte ich mich. Ian sah mich an und runzelte die Stirn. Ich winkte ab und verdrehte die Augen. Mit der freien Hand zeigte ich auf den Hörer und danach den Vogel.
"Also was willst du?" Der Unterton in seiner Stimme war bedrohlich. Im Hintergrund vernahm ich ein leises Keuchen.
"Du sollst still sein!", schrie er die Person an. Auf der Stelle verstummte sie. Ein Ziehen in meinem Herz machte sich breit. Er war mal wieder bei einer anderen und holte sich, was er bei mir wohl nicht genug bekam.
"Was ist mit ihnen?"
"Egal, hat dich nicht zu kümmern", zickte ich zurück und legte ohne ein weiteres Wort auf. Vorsichtshalber blockierte ich seine Nummer auch gleich, damit er nicht auf die Idee kam, gleich zurückzurufen.Ich atmete angenervt aus. Da war sie wieder hin, meine gute Laune.
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Still him... // Hisoka ff HxH
Fanfiction!! Fortsetzung zu "Why him..." !! Um die Geschehnisse mit Hisoka und der Phantom Troupe hinter mir zu lassen, zog ich zurück nach Zaban City. Doch ein Jahr später tauchte der charismatische Todesgott plötzlich wieder auf. War er zurück, um mir einen...