⭐️Kapitel 68 💧

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"Was soll das heissen?", knurrte ich.
"Genau das was ich gesagt habe. Du bleibst hier", antwortete Chrollo tonangebend.
"Wir können niemanden bei der Mission gebrauchen, der uns bei jeder Gelegenheit in den Rücken fällt!"
"Das ist doch gar nicht wahr!" Meine Stimme war ein einziges Fauchen. Wie das einer Wildkatze, der man das Essen vor der Nase weggeschnappt hatte.
"Da muss nur eine mit dem Hintern wackeln und du bist gleich weg um sie zu vögeln", warf Feitan herablassend ein. Seine schwarzen Augen fixierten mich voller Hass, den ich gerade noch stärker erwiderte.
"Jemand muss auf den Gefangenen aufpassen und diesmal bist es halt du", sagte Machi und betrachtete gelangweilt ihre Fingernägel.
"Können wir nicht Pakunoda hier lassen oder Kortopi?!" Die Blonde schnaubte verächtlich.
"Spiel dich hier nicht so auf. Es gibt Regeln. Was der Boss sagt gilt."
"Nein können wir nicht. Wir brauchen Pakunodas und Kortopis Fähigkeiten. Du bleibst hier, damit ist die Sache gegessen. Alle anderen versammeln sich in zehn Minuten bei den Autos." Ein tiefes Knurren verliess meine Kehle, als die Mitglieder in alle Richtungen davon schwärmten. Lediglich Chrollo blieb im Saal und liess sich auf dem Stuhl am Kopfende des Tisches nieder.
"Denkst du nicht, dass meine Fähigkeit auch nützlich sein könnte!?", fuhr ich ihn an. Ein selbstsicheres Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er stützte seine Ellenbogen auf das Holz, platzierte sein Kinn auf den Händen und legte den Kopf schief.
"Wenn ich deine Fähigkeit für so unglaublich wichtig hielte wie du, dann hätte ich sie mir schon längst gestohlen und dich getötet." Seine Drohung zog wirkungslos an mir vorbei.
"Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss ein paar Typen den Hintern versohlen." Seine Finger griffen nach der gläsernen Kugel, die von einem ebenfalls gläsernen Mann getragen wurde und daneben nach einer winzig kleinen Elixierflasche. Darin schwappte eine dickliche rote Flüssigkeit herum. Blut. Am liebsten hätte ich ihm das Glas aus der Hand geschlagen. Aber ich hielt mich zurück. Mit einem gefälligen Lächeln verliess der Schwarzhaarige den Raum.

Also sass ich nun seit drei Tagen auf einer Fensterbank neben den Gebäudetrümmern und rümpfte gelangweilt die Nase. Ein Bein hatte ich vor mir angewinkelt, der Arm bequem daraufgelegt. Den anderen Fuss liess ich locker herumbaumeln. Vor mir in der Lagerhalle sass ein Mann. Er war an allen möglichen Körperstellen an einen Stuhl gefesselt, hatte einen Knebel im Mund und einen Sack über dem Kopf. Der Informant, wie ihn alle nannten, sah unscheinbar aus. Kaum Muskeln oder ähnliches. Trotzdem war er in der Lage gewesen, Blut von Chrollos gesuchtem Mann heranzuschaffen. Er schnaufte schwer, rüttelte an seinen Fesseln. Feitan hatte ihn angebunden und auch wenn ich es nicht zugeben wollte, im Foltern war er echt gut. Tatsächlich hatte ich mir die ein oder andere Technik abgeschaut, jeder aber noch meine persönliche Note verliehen.

Ich stiess einen lauten Seufzer aus. Der Informant horchte auf. Er wollte sprechen. Doch hinter dem Knebel drang bloss ein unverständliches Gemuffel hervor. Das hielt ihn aber nicht davon ab, immer weiter zu brabbeln. Also sprang ich lautlos zu ihm hinunter, stellte mich auf seine Rückseite. Mit einem Ruck entfernte ich den Sack von seinem Kopf. Er kniff die Augen zusammen, versuchte wieder zu sprechen. Weitere undeutliche Worte verliessen seinen Mund. Obwohl sein Kopf fest in eine Richtung fixiert war, probierte er sich umzusehen. Aber ich liess ihm keine Chance, einen einzigen Blick auf mich zu erhaschen. Meine geschickten Finger lösten den Knoten des Stofftuches.
"Ich habe euch gegeben, was ihr haben wolltet!", krächzte er mit heiserer Stimme.
"Darum lebst du ja noch", brummte ich.
"Bitte lass mich gehen!"
"Ich habe Geld! Viel Geld!", fügte er hinzu, als ich ihm keine Antwort gab.
"Nicht interessiert", blockte ich ihn ab. Ein leises Schluchzen erklang. Ungläubig starrte ich ihn an. Weinte er gerade!?
"Bitte lass mich gehen!", flehte er erneut.
"Ich habe eine Frau und drei Kinder Zuhause. Sie sind auf mich angewiesen."
"Hast du nicht", erwiderte ich kalt. Natürlich stand die Beobachtung unserer Ziele an oberster Stelle. Shalnark hatte seine ganze Wohnung verwanzt und jedes kleine Detail mitgehört. Sogar als er den Besuch einer gewissen Dame in Anspruch genommen hatte.

"Ich kann auch weiter für euch spionieren und für euch arbeiten." Sein Vorschlag klang so verängstigt, dass er selbst Akanes Verzweiflung um Welten übertraf.
"Bitte mach mich los. Ich werde nichts verraten. Du kannst ja einfach sagen, ich hätte ich selbst befreit und bin abgehauen." Ich lachte amüsiert auf. Wenn du dich aus Feitans Fesseln aus eigenen Kräften befreien könntest, dann hätte dich der Boss schon längst in die Troupe aufgenommen.
"Bitte, bitte lass mich am Leben", schluchzte er wieder. Genervt legte ich den Kopf in den Nacken. Würde das noch ewig so weiter gehen. Bewusst und langsam atmete ich aus. Ich dachte an Akane. Ihre schönen Gesichtszüge, den unwiderstehlichen Köper eng an meinen gedrückt. Tatsächlich half es mich zu beruhigen.

"Bitte verschone mich", krächzte die heisere Stimme erneut. Und da war sie wieder. Der Zorn, dass ich nicht mitdurfte. Die Wut auf den kleinen Scheisser, auf den ich nun aufpassen musste.Er bettelte weiter. Solange bis ich schliesslich die Kontrolle verlor. Meine Mordlust füllte den Raum. Stocksteif sass der Informant auf dem Stuhl. Ich nutzte seine Unbeweglichkeit und knotete den Knebel wieder zu. Das Handy surrte in meiner Hosentasche. Kein guter Moment um anzurufen. Ohne nachzusehen wer anrief, lehnte ich das Gespräch ab. Es klingelte erneut. Ich spürte wie meine Hand vor Ummut zitterte. Wann war ich das letzte Mal so wütend gewesen? Ich dachte nach. Wahrscheinlich, als Akane mich aus ihrem Leben verbannen wollte. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf, dass diese umwerfende Frau nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Und ich hatte schliesslich ja Recht behalten. Sie brauchte mich noch immer.

Die Vibration hatte inzwischen wieder angefangen. Und obwohl ich Akanes Name las, war ich einfach nur verärgert über die ganze Situation.
"Sei still!", wies ich den jungen Mann an.
"Was willst du?", schnauzte ich in den Hörer, ohne etwas dagegen tun zu können.
"Hisoka wo bist du?", kam gleich die Gegenfrage. Ihre unruhige Stimme löste in mir ein schlechtes Gefühl aus und Sorge frass sich in mein Herz. Liebe macht schwach!, redete ich mir selbst ein. Auf der Stelle fügte sich zu der angesammelten Erbitterung auch noch der Ärger über mich selbst.  
"Das geht dich einen Scheiss an!"
"Bist du nicht mit den Spinnen?" Ganz leise drang ihr Klang zu mir hindurch. Machte sie sich Sorgen um die!?
"Warum sollte ich!?", fauchte ich.
"Hätte ja sein können", murmelte sie defensiv.
"Also was willst du?" Der Informant hatte offensichtlich begriffen, dass ich nicht mit einem Komplizen am Telefon war, weswegen er Anstalten machte, nach Hilfe zu schreien. Doch mehr als ein Keuchen brachte er nicht zustande.
"Du sollst still sein!", fuhr ich den Gefangenen an. Er zuckte zusammen und versuchte angsterfüllt den Kopf einzuziehen, was ihm aufgrund der Fesseln nicht wirklich gelang.
"Was ist mit ihnen?"
"Egal, hat dich nicht zu kümmern." Dann ertönte das Piepen in der Leitung. Sie hatte aufgelegt. Schnell flogen meine Finger über das Display, tippten auf den Knopf. Es klingelte ein einziges mal, dann folgte eine Frauenstimme.
"Akane-"
"Diese Rufnummer ist zur Zeit nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piepton." Ich legte auf bevor ich ihn zu hören bekam. Das Gespräch verschlechterte meine Gemütslage nur noch mehr. Wütend schmiss ich das Handy durch den Raum. Scheppernd ging es zu Boden. Ich brauchte ein Ventil, wodurch ich meinen Zorn ablassen könnte. Die einzigen beiden, dich besass, waren Akane und das Töten. Die Schönheit war jedoch nicht zu erreichen. Also musste jemand streben...

Still him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt