Die Zeit bis zum nächsten Samstag verging wie im Flug. In dieser Woche hatte ich Extraschichten übernommen, um Ian weniger zu begegnen, da ich lange mit mir kämpfte, ob ich es ihm erzählen sollte oder nicht. Naja wie soll ich sagen, mein innerer Schweinehund hat gewonnen. Vorerst würde ich diesen Vorfall vor meinem Freund geheim halten. Ihm hatte ich erzählt, dass eine Mitarbeiterin krank war und ich für sie einspringen musste. Jin begleitete mich immer, sprach aber genauso wenig über das Thema, wie ich selbst. Nun schlenderte ich mit Ian an der Hand und Jin im Schlepptau durch das Einkaufsviertel von Zaban City. Wir stoppten hier und da, um die Ausstellungen in den Schaufenstern zu betrachten.
"Darf ich in den Technikmarkt?", fragte Jin, als wir in dessen Strasse einbogen. Die beiden Jungs sahen mich fragend an. Jin, weil er im Markt herumstöbern wollte und Ian, weil wir so etwas Zeit für uns hätten. Ich seufzte und kramte in meiner Handtasche.
"Ja... wir treffen uns wieder in einer Stunde."
"Zwei?", fragte er bettelnd.
"Eineinhalb!"
"Und pass auf dich auf", warnte ich ihn. Der Junge nickte und nahm die 20'000 Jenni an sich, die ich ihm zusteckte. Unbemerkt von Ians neugierigen Augen drückte ich ihm darunter den Ring in die Hand, in dem er zeitweise wohnte. Gleich darauf verschwand er in dem grossen Laden.Ian schnappte sich meine Hand und zog mich weiter. Wir redeten über seine Arbeit, da er sich auf eine spezielle Stelle beworben hat, aber noch keine Rückmeldung erhalten hatte. Er schwärmte durchgehend davon, wie toll es sein würde, wenn er sie erhalten würde. Ich lächelte. Gedankenverloren überlegte ich, ob ich jemals in meinem Leben eine Bewerbung geschreiben hatte. In meinen vergangenen Jobs konnte ich mich durch mein blosses Auftreten behaupten. Selbst bei der Stelle im Café hatte ich mich spontan beim Besitzer vorgestellt. Zwei Stunden später waren wir die dicksten Freunde und der Vertrag war aufgesetzt.
"Schau dir dieses Muster an, gefällt dir das? Wenn wir eine Wohnung haben, will ich auch so eines im Bad." Ian zeigte auf das Mosaik am Boden.
"Das ist ganz hübsch", antwortete ich ehrlich. Plötzlich rempelte mich eine Person von der Seite an, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. Ich sah verärgert der Gestalt nach, die sich ohne eine Entschuldigung aus dem Staub machte. Ich hob den Blick vom Boden, sah aber nur noch wie lange Beine im Getümmel verschwanden."Ist etwas?" Ian hatte den Grund, weswegen ich stehengeblieben war nicht mitbekommen.
"Da hat mich einer angerempelt und sich nicht mal dafür entschuldigt!", grummelte ich.
"Es gibt zu viele unhöfliche Menschen auf der Welt", antwortete Ian suefzend und setzte sich wieder in Bewegung. Ich folgte ihm. Zwei Schaufenster weiter, sah ich ein gelbes Oberteil. Der Schnitt und der Stoff gefielen mir so gut, dass ich es unbedingt später Hanako zeigen wollte. Doch als ich die Hosentaschen nach meinem Handy absuchte, spürte ich es nicht. Verwirrt durchsuchte ich meine Handtasche. Geldbörse, Kugelschreiber, ein Pack Taschentücher... aber von meinem Telefon fehlte jede Spur.
"Der Kerl vorhin hat mir mein Telefon geklaut", rief ich aus, drehte mich um und rannte los.
"Bin gleich zurück!" Ians besorgte Rufe nahm ich nur noch vage wahr.Als ich an der Stelle angekommen war, an der mich dieser Typ geschubst hatte, lief ich langsamer weiter. Ich hielt nach verdächtigen Personen Ausschau. Jede Person scannte ich nach den Details ab, die ich mir gemerkt hatte. In einer kleinen Seitenstrasse, lehnte sich jemand an eine Häuserwand. Die Schuhe und Hose waren identisch zu denen, die der Dieb trug, doch mein Blick blieb an den hochgestellten roten Haaren hängen. Ich verdrehte genervt die Augen, als ich meine gelbe Handyhülle in den blassen Händen erkannte. Während ich mich ihm näherte, sah er kein einziges Mal auf, bis ich vor ihm zum Stehen kam und die goldenen Augen spielerisch meine fixierten.
"Akane, beherrschst du etwa kein Zetsu mehr? Ich konnte dich spüren, seit du losgerannt bist."
"Gib mir mein Handy zurück Hisoka!", forderte ich aufgebracht, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Er hatte aber Recht. Denn solange ich mit Ian unterwegs war, achtete ich weniger darauf, wie sich meine Aura verhielt.
"Hmmm....keine Lust", grinste der blasse Mann. Wütend funkelte ich ihn an. Ich musste es so schnell wie möglich an mich bringen und zurück zu Ian gehen. Denn ohne Jin fühlte ich mich schwach gegenüber Hisoka, weil ich wusste, dass der Kleine für mich kämpfen würde."Was willst du dafür?!" Sein Grinsen wurde breiter. Offensichtlich nahm die Unterhaltung eine Richtung an, die ihm gefiel. Hisoka stiess sich von der Wand ab und drängte mich rückwärts an die gegenüberliegende. Mit dem linken Unterarm stützte er sich über mir an die Steinmauer, sodass ich dazwischen eingekerkert war. Sein Blick haftete sich an meine Lippen. Perplex von der schlagartigen Dominanz, die der Rothaarige ausstrahlte, wagte ich es nicht, ihn zuerst anzusprechen. In diesem Moment wurde ich zu meinem alten Ich, das geblendet von seiner Stärke, keine eigene Aktion zustande brachte.
Als er mir wieder in die Augen sah, bemerkte ich die Veränderung im goldenen Meer, das sich mir eröffnete. Seine amüsierte Stimmung hatte umgeschlagen. Mit etwas Fantasie identifizierte ich die Veränderung als eine Mischung zwischen Eifersucht, Wut und Sehnsucht. Doch dieser Moment verging schneller, als dass ich ihn hätte bewundern können. Die rechte Hand legte er an meine Wange und fuhr mit dem Daumen langsam zu meinem Mund. Sanft strich er über meine Unterlippe. Sofort begann mein Herz zu rasen und ich errötete. Selbst mit einer solch kleinen Geste löste er diese ungeheuerliche Reaktion in mir aus. Natürlich fiel das dem Magier ebenfalls auf, weswegen er sein Mund dicht an mein Ohr brachte. Durch die plötzliche Nähe seines Gesichts an meinem begann ich schneller zu atmen.
"Lass uns das Wochenende wiederholen", verlangte der heisse Rothaarige. Seine lustverhüllte Stimme schickte mir einen Schauer über den Rücken. Ich wandte meinen Kopf ab. In meinem momentanen Zustand, konnte ich mit seiner Dominanz nicht mithalten.
"Ich kann nicht..."
"Ist es wegen Ian?" Ich schwieg, was er als Zustimmung deutete. Hisoka hob mein Kinn an und legte seine Lippen auf meine. Das Adrenalin und die Emotionen, die sofort durch meine Venen schossen, nahmen mir beinahe die Luft zum Atmen. Er löste sich von mir, behielt aber die Distanz zwischen uns minimal.
"Das macht nichts, ich weiss wie sehr du mich willst" Vorsichtig schob er das Telefon in meine hintere Hosentasche.
"Bald wirst du wieder mir gehören! Mir allein!", hauchte Hisoka und küsste mich nochmals. Der Druck auf meinen Lippen verschwand und als ich meine Augen öffnete, war Hisoka weg.
DU LIEST GERADE
Still him... // Hisoka ff HxH
Fanfiction!! Fortsetzung zu "Why him..." !! Um die Geschehnisse mit Hisoka und der Phantom Troupe hinter mir zu lassen, zog ich zurück nach Zaban City. Doch ein Jahr später tauchte der charismatische Todesgott plötzlich wieder auf. War er zurück, um mir einen...