Kapitel 1

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Auf dem Weg in die Bar, rief ich den Manager an. Natürlich liess er sich das nicht entgehen, immerhin war ich eine Legende in diesen Kreisen Zaban Citys und brachte ihm gehörig Kohle ein.
"Ich melde dich beim Planer, wir schaffen dir schon eine freie Bühne", lachte er.
"Ich will mich nur mal wieder an der Stange drehen. Ich brauche keine Stosszeiten", informierte ich ihn. Immerhin hatte ich seit gut einem Jahr nicht mehr getanzt.
"Ganz wie du willst. Für unseren Star haben wir doch immer einen Platz frei. Das Staff ist noch dasselbe. Du solltest also locker durch den Hintereingang reinkommen." Wir verabschiedeten uns und ich legte auf.

Der Türsteher erinnerte sich an mich, weshalb ich mich kurz mit ihm unterhielt. Er erzählte fröhlich von seiner Frau und den gemeinsamen Kindern. Irgendwann schaffte ich es dann aber doch noch in die Innenräume. Kaum hatte ich das Gebäude betreten, hielt mich die nächste Person auf.
"3.30 bis 4.30, Bühne 5", informierte mich der Planer. Ich nickte. Zu dieser Zeit wurde es langsam ruhiger in der Bar, da sich die Massen in den anderen Räumen beim Tanzen sammelte. Er wollte schon weitergehen, drehte sich dann aber nochmals um.
"Es ist schön dich wiederzusehen." Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

Meine Beine trugen mich automatisch durch dir Gänge, sodass ich gleich vor meinem ehemaligen Privatzimmer stand. Ich grinste, als ich die Aufschrift las und klopfte.
"Ich komme ja schon...", rief eine zuckersüsse Stimme gestresst. Die Blondine öffnete ruckartig die Türe und rannte mich fast über den Haufen.
"Hi", brachte ich bloss über die Lippen. Ihre himmelblauen Augen weiteten sich. Sofort schlang sie ihre Arme um mich. Auch ich drückte sie fest an mich. Wenn man es so betrachtete, war sie meine einzige Freundin.
"Wie lange habe ich dich nicht mehr gsehen!? Bestimmt drei Jahre..."
"Ja fast", musste ich lächelnd eingestehen.
"Wie gehts dir, was hast du gemacht?"
"Das ist eine sehr lange Geschichte. Ich erzähle sie dir ein anderes Mal", lachte ich nervös.
"Okay. Ich habe gleich eine Show, willst du zusehen?" Diesem Engel konnte ich doch keine Bitte abschlagen.
"Natürlich"
"Ich habe nachher aber Private, dann musst du dich selbst beschäftigen."
"Als ob ich das nicht könnte", gab ich ironisch zurück. Hanako verzog das Gesicht zu einer süssen Grimasse. Gemeinsam liefen wir durch die Gänge. Einige erkannten mich oder schauten einfach komisch zu mir herüber. Aber mittlerweile sollte ich das gewohnt sein.

Hanakos Performance war atemberaubend. Sie hatte sich gehörig verbessert und zog eine Unmenge an Kunden an. Ich pfiff laut als die Show endete und applaudierte grinsend. Hanako zwinkerte mir zurück und winkte kurz in die Menge, aber ich wusste, dass es mir galt.
„Darf ich der hübschen Dame einen Drink spendieren?", fragte ein ziemlich attraktiver Typ. Ich lächelte und nickte. Wir plauderten eine Weile über die laute Musik. Durchgehend spürte ich einen Blick auf mir, der mich ganz heiss werden liess. Dennoch konnte ich nicht einordnen, woher er kam. Wir redeten über belanglose Themen und obwohl ich wusste, dass er mich nur ins Bett kriegen wollte, fand ich es sehr angenehm. Er wurde keineswegs aufdringlich und akzeptierte sogar, dass ich kein Interesse hatte. Zugegeben machte ihn das gerade so attraktiv: Der Respekt, den er mir entgegenbrachte.

Kurz vor halb vier ging ich in die Hinterräume zurück. Hanako hatte mir erlaubt, ein Outfit aus ihrer Sammlung zu nehmen. Überzeugt griff ich nach der Polizeiuniform. Eine Uniform konnte man das zwar nicht nennen, denn zu der Polizeimütze gehörten dazu nur ein enges schwarzes Korsett mit einer aufgenähten Marke. Dann begab ich mich auf die Bühne. Es fühlte sich unglaublich befreiend an, endlich wieder zu Tanzen. Ein weiterer Bonus war, dass ich mich den Regeln nicht mehr beugen musste. Somit konnte ich den Ring mit Jin anbehalten. Der Junge sass auf dem Rand der Bar und beobachtete das rege Treiben. Ich hatte echt viel Spass. Der Alkohol vernebelte meine Sinne. Rauschhaft bewegte ich mich zu der lauten Musik.

Die Zeit verging wie im Flug. Viele Leute kamen und gingen, die Musik wurde langsamer, ruhiger. Eine mir sehr bekannte Gestalt betrat den Raum und setzte sich auf einen Stuhl an einem unbesetzten Tisch. Den Kerl erkannte ich sofort an der überwältigenden Aura, die von ihm ausging. Seine blosse Anwesenheit versetzte mir einen schmerzhaften Stich im Herzen. Ich versuchte ihn auszublenden und mich ganz der Musik zu widmen. Gedankenversunken drehte ich mich oben an der Stange. Sollte ich ihm überhaupt meine Aufmerksamkeit schenken sollte. Das Lied wurde leiser und ging beinahe nahtlos in 'Worst in me' über. In einer langsamen Bewegung liess ich mich die Stange hinunter gleiten und fixierte den Mann mit meinen Augen.

"I saw you standing there, and I knew" Elegant schritt ich die Bühne hinunter. Bei ihm angekommen setzte ich mich dominant auf seinen Schoss und tippte grüssend die Polizeimütze an.
"I'm done for, it's over, I'm through", sang ich mit dem Interpret und sah ihm tief in die glitzernden Augen.
"Playing games from the start" Ich fuhr ihm mit beiden Händen sanft über den starken Oberkörper.
"Sinking your nails in my heart" Auf das letzte Wort krallte ich meine Finger in seine muskulöse Brust und stöhnte gespielt auf, was ihm fast die Kontrolle raubte. Eine Welle Mordlust rollte über die Anwesenden. Für die meisten wahrscheinlich zu kurz, als dass sie es bemerkt hätten, aber ich wusste ganz genau, wie sehr er mit sich kämpfen musste.

"You bring out the worst in me
You bring out the worst in me" Das Grinsen auf seinen Lippen verdeutlichte mir, dass er genau wusste, wie gut der Songtext auf ihn zutraf. Arrogant warf ich einen Blick auf den danebensitzenden Mann, welcher mich sabbernd anstarrte. Um die angeheiterte Menge noch mehr anzustacheln erhob ich mich leicht und bewegte meine Hüfte wellenartig gegen den unter mir sitzenden Kerl.

"Looking back in my rear view
Nothing, no nothing can change you" Ich liess mich wieder auf seinen Schoss plumsen.
"I decided to play when I knew you were fire" Ich liess meinen Kopf vergnügt in meinem Nacken rollen. Dazu führte ich seine Hände an meinen Hintern.
"It started off warm, but now I hear the choir
Who do you think you are?" Herablassend musterte ich den schönen Mann unter mir und schlug seine Hände wieder weg.
Leaving your keys in my car" Ihn noch ein letztes Mal begutachtend sang ich die abschliessende Zeile der Strophe. Meine Hände glitten auf seine Oberschenkel, wobei ich meine Daumen absichtlich, aber ungesehen in seine Mitte drückte. Lust blitzte in seinen Augen. Auf meine Arme gestützt lehnte ich mich zu seinem Ohr.
"Verschwinde Hisoka", hauchte ich hinein. Ohne ihn weiter zu beachten erhob ich mich und ging auf die Bühne zurück.

Still him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt