⭐️Kapitel 96💧

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Was denkt sie, wer sie ist!? Sich gegen mich aufzulehnen. Müsste sie nicht inzwischen wissen, dass sie absolut keine Chance hat? Ich denke ich habe mich jetzt lange genug unter Kontrolle gehalten. Irgendwann verstehe ich auch kein Spass mehr. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass ich sie töte und mir ein neues Spielzeug suche. Jemand mit starkem Nen wäre mal wieder etwas spannendes. Aber dafür muss ich sie loswerden. Für einen Kampf wäre es jedoch zu früh. Während meine Gedanken immer düsterer wurden, spürte ich, wie Akane immer mehr ihrer Aura ausstrahlte. Nicht jedoch um einen Angriff zu starten. Das galt lediglich der Auferhaltung ihres Rens gegen meine Mordlust. Ich sah, wie sie hart schluckte. Dann senkte sie den Kopf.
"Okay Hisoka", hauchte sie leise.
"Ich habe verstanden. Du kannst aufhören." Ihre Stimme klang fahl, fast nur ein Windhauch. Da ich mir gewohnt war, meinen Blutdurst wie ein Lichtschalter ein- und auszuschalten, tat ich das. Akane zitterte am ganzen Körper und sank auf die Knie. Den Blick auf den Boden gerichtet, verharrte sie.

Während sie ihren Gedanken nachhing, trank ich mein Glas in einem Zug leer. Dann trat ich an meinen Kleiderschrank und zupfte das passende Oberteil zur Hose heraus. Glücklicherweise hatte ich bei meinem letzten Besuch einige Kleider hier vergessen. Ansonsten hätte ich gar keine mehr gehabt. Als ich mich wieder umdrehte, fiel mein Blick auf Akane. Sie stand mit zwei Messern bewaffnet hinter mir. Ihr Atem ging schnell und abgehackt. Ihre Augen fixierten fast schon manisch den Boden vor meinen Füssen.
"Ich bin nicht so schwach wie du immer sagst!", raunte sie.
"Vielleicht werde ich mal dein sein, wenn du mich endlich wie ein Mensch behandelst und nicht mehr wie ein Spiel. Aber bis dann..." Sie hob in einer aggressiven Geste ihren Kopf. Die wunderschönen Iriden, die mich zuvor noch angefleht hatten, ihr mehr von mir zu geben, waren vor Zorn und Furcht ermattet.
"...sieh mich als deine Gegnerin!"
"Akane, was soll das jetzt so plötzlich." Gleichgültig schaute ich zu ihr. Sie hob ihre linke Hand mitsamt dem Dolch. Die Klinge blitzte auf. Ihre Spitze war direkt auf mein Herz gerichtet.
"Ich will, dass du mir endlich mehr Respekt entgegenbringst!" Ihre Stimme bebte genauso wie es ihr Körper tat. Ich zuckte die Schultern.
"Okay, wenn dich das glücklich macht." Meine teilnahmslose Haltung schien sie nicht zu überzeugen. Aber ich fühlte mich von ihr einfach nicht bedroht.
"Du versprichst noch viel wenn der Tag lang ist", zischte sie abschätzig. Ich warf die Hände in die Luft.
"Was willst du hören... Dass ich dich wie eine Prinzessin auf Händen tragen werde? Da weisst du ja selbst, dass das niemals eintreten wird."
"Es geht ja nicht nur um diesen Moment. Ich meine jede unserer Begegnungen. Mit dir gibt es nur bedingungslosen Sex oder Morddrohungen. Kein Spektrum, keine Graustufen. Nur das eine oder das andere!" Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
"Das ist nicht lustig Hioska! Ich meine es ernst!"
"Bist nicht du in einer Beziehung?" Röte schoss in ihr Gesicht und ihre Unterlippe begann zu beben.
"Darum geht es jetzt nicht! Es geht darum, wie du mit mir umgehst...", fluchte die Schönheit.
"Du drohst andauernd, mich zu töten. Aber wenn wir uns sehen, willst du mich doch nur im Bett dominieren. Du kommst halb tot bei mir an, lässt dich gesundpflegen, bleibst tagelang bei mir, nur um dann meine Nachbarin zu vögeln?! Du willst nicht Zeit mit mir verbringen, du willst mich bloss kontrollieren!"

Langsam ging ich auf sie zu. Je näher ich kam, desto stärker zitterte sie. Schliesslich stellte ich mich vor ihre ausgestreckte Hand. Sie reagierte nicht. Ich dafür umso schneller. Beide Hände packten ihre. Mit einem schnellen Schwung eines Beines riss ich sie von den Füssen und begrub sie unter meinem Gewicht. In derselben Bewegung zauberte ich eine Karte hervor. Diese presste ich hart gegen ihren Hals. Akane starrte mich wütend an. Die Tränen in ihren Augen glitzerten, doch sie blinzelte sie weg.
"Hast du dich mal gefragt, wie es mir dabei geht", knurrte ich.
"Du kommst hier an, willst diesen bedingungslosen Sex... und sag jetzt nicht, dass du ihn nicht willst!... Ich sehe dich nie länger als ein paar Tage, wenn überhaupt. Manchmal sind es nur Stunden, bevor du dich ohne etwas zu sagen aus dem Staub machst. Und, wo gehst du dann hin? Zurück zu deinem billigen Abklatsch von mir. Rot gefärbte Haare, doofes Dauergrinsen. Bumst mit deinem Freund, willst mir aber vorschreiben, mit wem ich schlafen darf? Du bist in einer Beziehung und betrügst ihn, sobald du die Gelegenheit dazu kriegst. Und du willst mir eine Predigt über Respekt und Moral halten!? Du sagst, ich könne mich nicht entscheiden, aber selbst pendelst du zwischen 'deinem Freund'", die Worte spuckte ich nur so aus mir heraus.
"Und mir hin und her!" Ich hatte mich schon lange nicht mehr so in Rage geredet. Dabei spürte ich die Unbeständigkeit meiner Aura. Aufgewühlt, würde ich das kühl beschreiben, wenn ich es bei jemand anderem sehen würde. Oder emotional eingebunden. Mir ging es dabei nicht einmal darum diesen Ian zu verteidigen. Er geht mir am Arsch vorbei. Mich stört es genauso, wenn sie mit anderen Männern schläft, wie umgekehrt. Aber sie masst es sich an, mich dafür zu verurteilen und da hört der Spass auf.

Akane lag still unter mir. Einige Tränen liefen klammheimlich über ihre Wangen. Doch darauf lag weder ihr, noch mein Fokus. Ich sah ihr tief in die Augen.
"Ich wusste das nicht. Du gibst mir immer das Gefühl, dir egal zu sein..." Ihre Stimme war leise. Fast nur ein gezwungenes Flüstern, das in der Trauer ertrank. Nein, Trauer war es nicht. Es war Bedauern. Ich räusperte mich. Erst dann fiel mir auf, dass ich noch immer meine Karte gegen ihren Hals drückte. Sofort nahm ich die Kante von ihr. Eine breite Blutspur zog sich über die blasse Haut und versickerte im Teppich. Schliesslich rollte ich mich von ihr. Mit beiden Armen zog ich sie hoch. Akane stand unsicher vor mir und traute sich nicht, mich richtig anzusehen. Eine Hand an ihren Hals gelegt, reparierte sie ihre Haut.
"Du hast mir so oft versprochen, mich zu beschützen, aber die grösste Gefahr für mich, geht von dir aus." Ich antwortete nicht darauf. Es gibt Momente, in denen ich sie nie mehr gehen lassen will. Dann aber auch andere, in denen sie mich so wütend macht, dass ich mich zurückhalten muss, sie nicht zu töten. In meinem Kopf war es so schwarz-weiss. Kaum ein dazwischen.

"Vielleicht soll das mit uns einfach nicht sein!", murmelte ich leise. Müde schlug sie ihre Augen zu mir auf.
"Vielleicht. Wer weiss das schon so genau..." Ein kraftloses Lächeln bildete sich auf ihren Lippen ab.
"Ich liebe dich", sagte die Schöne, hauchte einen Kuss auf meinen Mund und verliess den Raum. Ich sah ihr nach, ohne dass ich darauf hätte reagieren können. Mein Herz schmerzte unwillkürlich. Ich kannte das Gefühl. Das letzte mal spürte ich es, als ich Rieko getötet hatte.

"Ich glaube, ich dich auch...", murmelte ich zu mir selbst.

Still him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt