"Was ist mit Hisoka?", fragte der Grünäugige ruhig. Ich exte ein neues Glas, vergrub dann aber meinen Kopf in den Händen wie zuvor.
"Es ist so kompliziert mit ihm", murmelte ich.
"Vor knapp zwei Monaten ist er an meinem alten Arbeitsplatz aufgetaucht. Du weisst ja, ich habe, bevor ich das erste Mal nach York New kam, in einem Club getanzt." Shalnark nickte und ich erzählte weiter.
"Ich habe ihm gesagt, dass er verschwinden soll. Aber so wie Hisoka nun mal ist, blieb er da. Wir haben uns eine Weile unterhalten und..." Das Stocken kam von meiner Abwägung, ob ich ihm von meinen Gefühlen erzählen soll. Aber wenn ich es jemandem anvertrauen konnte, dann ihm.
"Ich uhm... also" Ich schluckte schwer. So schwierig hatte ich es mir nicht ausgemalt. Shalnark wartete ruhig, ohne Druck auf mich auszuüben.
"Ich habe mich gefühlt, als wäre das letzte Jahr nie passiert." Eine Gänsehaut schlich über meine Haut und ich atmete geräuschvoll aus.
"Ich weiss, dass er gefährlich ist. Das habe ich nur zu gut am eigenen Leib erlebt. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sein Interesse an mir, von meiner Fähigkeit herrührt. Hisoka will noch immer gegen mich kämpfen. Aber ich... also... wie soll ich das ausdrücken..."Wieso war es so schwierig!? Ich habe Gefühle für Hisoka. Ich liebe ihn. Ich will mich weiter mit ihm treffen. Ich will, dass er wieder und wieder mit mir schläft. Ich will, dass wir eine Beziehung führen können. Ich will, dass unsere unterschiedlichen Sichtweisen auf die Liebe einfach aus der Welt geschafft werden. Ich will mit ihm zusammen sein. Für immer. Aber am wichtigsten: Ich will, dass er dasselbe für mich empfindet.
"Sag einfach gerade heraus, was du denkst", unterbrach Shalnark meine Gedanken.
"Ich glaube, ich liebe ihn", nuschelte ich, den Kopf noch immer in den Armen vergraben. Ich wollte Shalnark nicht ansehen, also wusste ich auch nicht, wie er reagierte.
"Und du hast Angst es ihm zu sagen?"
"Habe ich schon. Er findet es erbärmlich." Meine Augen wurden wässrig und eine einsame Träne bahnte sich langsam den Weg über meine Wange. Eine Hand fand ihren Weg auf meinen Rücken und strich sanft darüber.
"Als ich hier war, mit euch, ist mir das klar geworden. Zweimal habe ich es ihm gesagt. Beide Male hat er damit geantwortet, dass Liebe schwach macht und ich erbärmlich sei." Ich schniefte laut.
„Also habe ich versucht ihm aus dem Weg zu gehen, damit abzuschliessen. Das war der Hauptgrund, warum ich nach Zaban City zurückgekehrt war. Ich wollte ein normales, ruhiges Leben. Eine Beziehung führen, die mich nicht mental zerstört. Mit Ian habe ich einen Freund, der mich unterstützt und mir die Zuneigung schenkt, die ich brauche. Ich mag ihn wirklich sehr. Aber seit Hisoka zurück ist, bin ich nur noch verwirrt. Er hat all die Gefühle aufgewirbelt, die ich versucht habe zu vergessen." Die Tränen rollten mittlerweile unaufhaltsam über meine Wangen. Ich wischte sie weg, nur damit sie gleich darauf von neuen ersetzt wurden und sah Shalnark an.
"Jetzt ist Ian wütend auf mich und ich weiss nicht, was ich jetzt tun soll."Der Blonde erhob sich von seinem Barhocker und umschloss mich mit seinen Armen. Die Hand an meinem Hinterkopf drückte mich behutsam gegen seine Brust.
"Du hast das niemandem bisher erzählt, oder?" Ich schüttelte den Kopf.
"Kichiro ist zu jung, um das zu verstehen und Freunde oder Bekannte habe ich sonst keine."
"Aber du hast mich!" Shalnark drückte mich vorsichtig.
"Wenn etwas los ist, kannst du immer zu mir kommen."
"Okay", hauchte ich zwischen zwei tiefen Atemzügen.
"Es ist alles in Ordnung. Wir finden eine Lösung für dein Problem. Aber lass erstmal alles raus", versicherte er mit ruhiger Stimme und ich glaubte ihm. Leise weinte ich in den Armen meines besten Freundes."Fühlst du dich besser?" Aus rot geschwollenen Augen blickte ich den Blonden an und nickte stumm. Shalnark füllte uns einen neuen Drink. Wir schlürften die Reste des Ramens, welches Feitan vor einiger Zeit vorbei gebracht hatte.
"Wenn etwa ist, dann komm zu mir", lächelte er aufmunternd und stiess mit meinem Glas an. Wieder bewegte ich meinen Kopf zustimmend auf und ab. Doch bessere Stimmung kam deswegen nicht auf. Die Spinne erhob sich und zog mich mit sich hoch.
"Ich weiss, was dich jetzt aufmuntern könnte." Er nahm mich sanft an der Hand und führte mich in einen bekannten Raum. Die Bühne mit der Pole Dance Stange sah unberührt aus. Ich bezweiflete aber auch, dass sie jemand benutzt hatte.Shalnark machte sich daran, auf den grossen Boxen gute Musik laufen zu lassen. Sogleich drang 'Raging on a Sunday' aus den Lautsprechern. Der Blonde veränderte noch einige Equalizereinstellungen. Doch kurz darauf gesellte er sich zu mir. Als der Refrain begann, griff er nach meinen Händen und tanzte mit mir. Nicht eng umschlungen, eher so wie im Ausgang. Wir hüpften im Takt, machten aufheiternde Moves und lachten. Beim zweiten Refrain, beugten wir uns beide vor, schüttelten unsere Schultern und schrien einander den Songtext an. Daraufhin folgte der ruhigere Teil. Der Ausdruck in Shalnarks Augen veränderte sich sofort. Eine Hand um meine Hüfte geschlungen, zog er mich nah an sich. Diese flirtende Seite hatte ich an ihm noch nie gesehen. Doch! Aber nur ein einziges Mal, als er in der Bar eine hübsche Frau aufriss. Es war aber offensichtlich, dass er es meinetwegen machte und keineswegs, weil er etwas von mir wollte. Im Takt bewegten wir unsere Hüften zur Seite. Er zwinkerte spielerisch, was ich mit einem Lächeln kommentierte. In diesem Moment war mir alles egal. Das einzige was ich wollte war, mit meinem besten Freund zu tanzen. 'Get Stüpid' von Bülow löste das Lied ab. Ich kannte den Song und sang lautstark mit. Shalnark lachte. Er war offenbar auch schon gut angetrunken. Wir tanzten wie ein Haufen Collegegirls auf ihrer letzten Party.
Der Blonde schnappte sich meine Hände und wirbelte mich im Kreis herum. Lachend warf ich mich an ihn, damit er die Drehung stoppte. Wir stolperten einige Schritte zurück, verloren aber unser Gleichgewicht und fielen zu Boden. Ich rollte mich von Shalnark und blickte ihn entschuldigend an. Doch wir konnten beide keine ernste Miene erhalten und prusteten wieder los. Shalnark hatte Recht. Mit ihm zu tanzen heiterte mich tatsächlich auf.
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Still him... // Hisoka ff HxH
Fanfiction!! Fortsetzung zu "Why him..." !! Um die Geschehnisse mit Hisoka und der Phantom Troupe hinter mir zu lassen, zog ich zurück nach Zaban City. Doch ein Jahr später tauchte der charismatische Todesgott plötzlich wieder auf. War er zurück, um mir einen...