Kapitel 2

150 3 0
                                    

Den ganzen Nachmittag über redete Maya auf mich ein.
Ich konnte unsere Zeit im Cafe gar nicht richtig genießen.
Aus irgendeinem Grund, wollte sie mich unbedingt bei der Party am Abend dabei haben.
Auf die Frage hin, wieso ihr das so wichtig war, ging sie gar nicht ein. Sonst war es ihr eigentlich auch immer egal, ob ich bei den Partys dabei war.
Als ich mich schließlich überreden ließ, war sie außer sich vor Freude. Ich verstand die Welt nicht mehr.

Meine Eltern hatten kein großes Problem damit, dass ich auf diese Party ging. Sie machten sich Sorgen um mein Sozialleben und hielten es für eine gute Idee wenn ich etwas unter Leute kam.
Da wünschte man sich einmal, dass die Eltern einem etwas verbieten, und dann taten sie es nicht.
Ich war nicht schüchtern, im Gegenteil. Ich war recht selbstbewusst und hatte normalerweise auch eine große Klappe. Doch Partys und große Menschenmengen waren einfach nicht mein Ding. Außerdem hatte ich an diesem Abend irgendwie ein schlechtes Bauchgefühl.
Etwas wie eine Vorahnung oder Angst.
Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas passieren würde.
Vielleicht war ich einfach nur aufgeregt. Die letzte Party auf der Ich war, war schon einige Monate her.
Ich sollte wirklich versuchen, mein Misstrauen abzulegen.
Eine schlechte Eigenschaft von mir war, dass ich immer zu viel über Kleinigkeiten nachdachte.
Ich war eine Art Overthinker und machte mir ständig Sorgen über alles.
Aber gut, vielleicht hatten meine Eltern irgendwo recht.
Möglicherweise war es keine schlechte Sache, mal rauszukommen, neue Leute kennenzulernen und sich sogar etwas zu amüsieren.
Ich konnte ja nicht für immer in meinem Zimmer bleiben.
Ich war gerade fertig und wollte losgehen, da platzte meine Mutter in mein Zimmer.
„Süße, dein Dad und ich gehen heute Abend auch aus, sollen wir dich mitnehmen? Wir lassen dich bei deiner Party raus." Bat sie an, was ich ablehnte. „Nimm's mir nicht übel, Mom, aber nein. Ich komm' zurecht."
Sagte ich und ohne dass sie Widerworte geben konnte huschte ich an ihr vorbei in den Flur und gab ihr beim Vorbeigehen einen Kuss auf die Schläfe.
„Du siehst hübsch aus."
Sagte sie noch leise, ehe ich mich verabschiedete und das Haus verließ.
Ich stieg auf mein Fahrrad und fuhr los. Es war schon dunkel und mittlerweile war es auch schon ziemlich kalt doch ich hatte keine Lust, mich noch einmal umzuziehen.
Inzwischen freute ich mich sogar schon ein wenig auf die Party.
Ich war schon fast da, als auf einmal hinter mir ein Auto in die Straße einfuhr. Es fuhr langsam, mit blendenden Fernlicht, weswegen ich auf den Bürgersteig fuhr, damit das Auto überholen konnte. Doch das tat es nicht. Es blieb hinter mir und ich wusste aus zahlreichen Krimiserien, dass das kein gutes Zeichen war.
Ich war in einer unbewohnten Straße, die lediglich von unbebauten Rasenflächen umgeben war.
Wenn mir jetzt etwas passieren würde, würde es niemand mitbekommen.
Ich trat schneller in die Pedalen und wollte einfach nur hier weg. Der Gedanke daran, dass mir im Notfall Niemand zur Hilfe kommen würde, machte mein Unbehagen nicht besser.
Ruhig bleiben, dachte ich mir.
Vielleicht reagierte ich einfach nur über. Ich hielt es dennoch nicht für die schlechteste Idee, Jemanden anzurufen, dann würde ich mich sicherer fühlen. Hektisch wühlte ich, während ich immer noch in die Pedalen trat, in meiner Tasche nach meinem Handy und bekam so gar nicht mit, wie das Auto hinter mir zum Stehen kam.
Endlich fand ich mein Handy und wählte sofort die Nummer von Maya.
„Geh ran, geh ran."
Appellierte ich unentwegt in Gedanken, doch nichts.
Das Nächste, was ich merkte, war wie mich zwei große Hände packten und vom Fahrrad zogen. Vor Schreck ließ ich mein Handy fallen.
Ich wollte sofort losschreien doch im nächsten Moment drückte eine kalte, feuchte Hand gegen meinen Mund und etwas anderes an meine Schläfe.
„Einen Mucks, und ich schieß dir dein Gehirn weg."
Flüsterte mir eine aggressive Männerstimme ins Ohr.
Kein einziges Strampeln oder Treten meinerseits brachte irgendetwas.
Er zerrte mich zu seinem Lieferwagen und warf mich achtlos wie einen Sack Kartoffeln auf die Ladefläche, fesselte mir die Hände und klebte mir ein Stück Panzertape auf den Mund.
Mit einem Lauten Knall schloss er die Tür zur Ladefläche und wenige Sekunden später hörte ich den Motor des Transporters, ehe wir uns in Bewegung setzten.

StockholmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt