Es war eine völlig andere Welt die ich betrat.
Dinge, die ich nicht für möglich hielt, waren hier total normal.
Die Leute auf der Feier waren alle sehr höflich.
Die meisten waren Erwachsene, in Natalias und Marcos Alter.
Doch es gab auch einige Jugendliche.
Nach dem Essen, hielten Natalia und Marco eine mitreißende Rede und sprachen sogar einen Toast auf mich aus.
Die ganze Anerkennung wurde mir zu viel.
Die Manieren der Erwachsenen, erinnerten an das Mittelalter, sie machten nicht mir Komplimente, sondern gratulierten Elyas, dass er Glück habe, ein so wunderschönes Mädchen, wie mich an seiner Seite zu haben.
Außerdem fragten sie ihn um Erlaubnis, mit mir zu sprechen.
Nach dem Essen machten es sich die anderen Jugendlichen in einer edlen Sofaecke bequem, während die Erwachsenen begannen, zur Livemusik einer Band, die moderne Songs in klassischer Version spielten, zu tanzen.
Elyas und Tim gesellten sich zu den anderen Jugendlichen und ich musste ihnen folgen, da Elyas mich die ganze Zeit an der Hand führte.
Es war mir unangenehm, wie die anderen Mädchen mich beneideten, dass ich als eine der wenigen Personen Elyas' Aufmerksamkeit bekam. Und dann auch noch diese besondere Art von Aufmerksamkeit.
Sie waren alle sehr nett und hießen mich in ihrer Gruppe willkommen, jedoch merkte ich schnell, dass ich bei ihren Gesprächen nicht mithalten konnte.
Es fiel mir schwer, die Rolle der verzogenen Tochter eines CEO's zu spielen.
Die Angebereien der Anderen über teure Autos, Villen und Yachten, waren nichts für mich.
Auf einmal nahm Elyas mich erneut bei der Hand und zog mich auf die Tanzfläche.
„Ehm, was wird das?"
Fragte ich empört.
„Lass uns tanzen!" Forderte er mich bestimmerisch auf.
Ich lachte. „Mit Sicherheit nicht." Gab ich schnippisch zurück und wollte gehen, doch Elyas hielt mich am Handgelenk fest.
„Komm schon."
Forderte er weiter.
„Vergiss es. Ich kann nicht tanzen."
Schimpfte ich.
Er legte sich seinen Zeigefinger auf die Lippen.
„Pssht" machte er.
„Die Leute fangen an, Verdacht zu
schöpfen."
Sagte er.
Eigentlich war es mir egal. Aber ich wollte den Ruf der Familie nicht zerstören.
„Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich führe."
Ermutigte er mich.
„Na schön, ein Tanz."
Gab ich mich geschlagen.
Lächelnd nahm er mich an der Taille und begann, mich im Takt der Musik zu führen. Erst war ich unsicher. Doch mit der Zeit wurde ich selbstbewusster und begriff die Schritte.
„Siehst du, es geht doch."
Lobte er mich.
Ich lächelte ihn an, versuchte aber trotzdem konzentriert zu bleiben.
Wir tanzten ein paar Lieder durch und ich begann, wirklich Spaß am Tanzen zu entwickeln.
Dann verstummte das letzte Lied und die Band legte eine kurze Pause ein.
Elyas lobte mich und auf einmal sah ich, wie sich ein mir bekannter Mann aus der Menge löste und auf uns zu kam.
„Elyas, mein Freund, schön dich zu sehen!"
Begrüßte er meinen falschen Freund.
Sie gaben sich die Hand.
Dann wandte er sich mir lächelnd zu.
„Hallo Gina, erinnerst du dich an mich?"
Fragte er.
„Ja, Giovanni. Wie geht's ihnen?"
Fragte ich erfreut.
„Mir geht es gut, und euch anscheinend auch! Ihr seid die Stars des Abends! Wie schön zu sehen, dass ihr doch noch zueinander gefunden habt."
Freute er sich.
Elyas lachte und legte seinen Arm um mich.
„Tja, wo die Liebe hinfällt."
Ich sah beschämt zu Boden.
„Würdest du mir einen Tanz mit deinem wunderschönen Mädchen gewähren?"
Fragte Giovanni und sah Elyas bittend an.
„Nur zu!"
Bestätigte er und grinste mich unbemerkt schelmisch an.
Er blieb ein Arschloch.
Giovanni führte mich auf die Tanzfläche.
In diesem Moment stimmte die Band das nächste Lied ein
„Es freut mich, dich wieder zusehen, Gina."
Begann Giovanni ein Gespräch.
Warum musste er ständig diesen gefälschten Namen erwähnen? Das machte mich skeptisch.
Ich lächelte ihn an und tat mich mich schwer, bei seinem Tempo mitzuhalten.
„Bei unserer ersten Begegnung war ich mir nicht sicher, aber jetzt schon.
Du siehst dem vermissten Mädchen aus New Orleans wirklich verdammt ähnlich, weißt du?"
Stellte er fest und wirbelte mich im Kreis.
Ich erschrak. Er wusste eindeutig bescheid.
„Genug Häuchelei."
Sagte er, als ich wieder fest auf den Füßen stand.
„Du bist es, nicht wahr?"
Ich reagierte nicht. Beim letzten mal, als jemand meine wahre Identität herausfand, endete das mit drei Tagen Gefangenschaft.
„Keine Angst, ich bin ein Freund deiner Familie. Ich verrate Niemandem etwas."
Versicherte er.
„Woher wissen sie es?"
Fragte ich unsicher.
Ich bin ein Freund deiner Mutter. Als ich es in den Nachrichten hörte, habe ich mich sofort mit ihr in Verbindung gesetzt."
Erklärte er.
Dass meine Mutter irgendwie in diesen ganzen Mafiakram verwickelt war, war mir inzwischen bewusst.
Doch wie kam das Alles zustande? Ich musste unbedingt mehr darüber herausfinden.
Wie passte sie in das Ganze rein?
„Weiß sie, wo ich bin?"
Fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.
„Ich bin bemüht, Niemanden zu verraten.
Die Dé Luca's werde ich auch nicht verraten.
Als du mit Elyas bei mir aufgetaucht bist, konnte ich eins und eins zusammenzählen."
Er machte eine Pause, in der er sich nervös umsah.
„Egal, wie das passiert ist, passt bitte auf. Gustavo's verbliebene Handlanger sind euch bereits auf der Spur.
Wenn ich dir einen guten Rat geben kann, sag den Dé Luca's bescheid und verschwindet so schnell es geht von hier.
Sie sind auf dem Weg hierher, um ihren Anführer zu rächen."
Warnte er.
Ich wurde immer ängstlicher.
„Woher wissen sie das?"
Fragte ich.
„Es ist meine Aufgabe, über alle Gangs und Gemeinschaften im Umkreis bescheid zu wissen.
Ehrlich, verschwinde so schnell du kannst von hier und dreh dich auf keinen Fall um."
Befahl er eindringlich und sah mir warnend in die Augen.
Dann beendete er den Tanz mit einem Handkuss.
„Es war mir eine Ehre, mit dir zu tanzen,
Gina."
Ehe ich mich versah, war Giovanni wieder in der Menschenmenge verschwunden und ich stand alleine auf der Tanzfläche.
Erst jetzt realisierte ich Giovanni's Warnung.
Alle meine Alarmglocken leuteten.
Ich musste Elyas finden!
Ich wurde immer nervöser, weil ich ihn nicht finden konnte, es fiel mir schwer mich zu konzentrieren.
Endlich sah ich ihn, etwas abseits stehend, das Geschehen beobachtend.
Ich lief auf ihn zu, doch bevor ich etwas sagen konnte, zog er mich an sich und presste seine Lippen auf die meinen.
Am liebsten würde ich ihn von mir wegstoßen. Doch ich musste seinen Kuss erwidern, zu viele Menschen sahen uns.
Meinen allerersten Kuss stellte ich mir irgendwie anders vor.
Und vor allem, mit einer Person, für die ich andere Gefühle hegte, als Abscheu.
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Stockholm
RomanceMehr und mehr realisierte ich, dass „Bis der Tot uns scheidet", kein Segen war. Es war ein Fluch. Kenna's Leben könnte banaler gar nicht sein. Ihre Zeit verbrachte sie schon immer im Schatten anderer, bis sie an einem schicksalhaften Abend zur fals...