Kapitel 4

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Ich wehrte mich strikt dagegen, ihr meinen Namen zu nennen. Wozu auch? Ich war doch für sie sowieso nicht von Nutzen wenn sie eigentlich jemand anderen wollte.
Mit der Zeit schien sie wirklich genervt und zückte ihr Handy aus der Hosentasche.
Sie tippte kurz irgendetwas ein, verschwand kurz und kam kurz darauf mit einem weiteren Stuhl wieder, auf dem sie sich, mir gegenüber, niederließ.
Kurze Zeit später öffnete sich die Haustür und drei männliche Gestalten traten durch die Dunkelheit in den großen Raum.
Die Frau sprang auf und lief zu ihnen. Sie flüsterte dem größten von ihnen etwas ins Ohr woraufhin über mir ein großer, heller Kronleuchter zu leuchten begann.
Vor mir standen nun nicht mehr nur die Frau, sondern noch drei weitere Männer, von denen einer im selben Alter war wie die Frau, die anderen beiden sahen deutlich jünger aus.
„Um es für dich fairer zu gestalten"
setzte die Frau an und stellte erst sich, dann die Männer vor.
Ihr Name war Natalia, der des älteren Mannes, der ihr Ehemann war, Marco.
Die anderen waren ihre Söhne, Tim und Elyas.
Ich wusste aber nicht, wer wer war. Sie sahen sich zu ähnlich.
Sie erklärten mir, sie seien ein Familienclan, der für eine Mafia arbeitet oder so etwas. Im Moment konnte ich mich sowieso nicht auf jegliche Erklärungen konzentrieren.
Die ganze Situation kam mir dermaßen abgefuckt vor, dass ich nicht anders konnte, als zu lachen.
Ich sah in drei verwirrte Gesichter.
"Was ist denn daran lustig?"
Fragte einer der Söhne. Er hatte hellblond gefärbtes Haar.
Der andere hatte dunkelbraunes Haar.
Nun, ich wusste selbst nicht wirklich, was ich gerade so lustig fand. Vielleicht war es der Fakt, dass drei erwachsene Personen mir gerade, nach dem sie jemanden beauftragt haben, mich zu entführen, wobei sich dann rausstellte, dass sie eigentlich ein anderes Mädchen entführen wollten, klar machen wollen, dass sie für ein italienisches Drogenkartell arbeiteten.
Sehr witzig, zumal ich primitiver Weise dachte, dass Mafia nur ein ausgedachtes Konstrukt der Filmindustrie war.
Natürlich war mir klar, dass es so etwas auch in Echt gab, nur eben nicht so, wie es in Filmen dargestellt wird und vor allem nicht in einer Kleinstadt wie dieser.
Dennoch sitze ich hier, vor einer waschechten italienischen-Drogen-Familie, die nichts besseres zutun hatte, als an einem Freitagabend kleine Mädchen zu entführen.
Ich zuckte mit den Schultern und hörte auf zu lachen. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte und entschied mich, es wäre das Beste, mitzuspielen und ihnen zu geben, was sie wollten. Ich konnte sie alle drei nicht einschätzen.
Nicht, dass ich sie mit meinem Gelächter verärgere und sie gewalttätig werden.
„Wenn ihr mich sowieso nicht braucht, lasst mich doch gehen, bitte. Ich werde auch nichts sagen, versprochen."
flehte ich sie an doch ohne Erfolg.
Nun kam der Mann zu Wort.
„Das werden wir mit Sicherheit nicht tun. Zumindest nicht, solange wir nicht wissen, wer du bist. Wenn du es uns nicht sagen willst, müssen wir es selber herausfinden."
Das konnte nicht war sein.
„Und warum tötet ihr mich dann nicht einfach?"
Fragte ich und bereute es sofort wieder. Ich war echt zu dumm, die konnten unberechenbar sein.
„Wir werden dir nichts antun, das ist nicht unser Stil."
Entgegnete die Frau charmant. Alles klar, heutzutage begeht man Verbrechen also "mit Stil"
„Verstehe..."
murmelte ich leise. Doch ich verstand nur Bahnhof.
„Verrate uns doch wenigstens deinen Vornamen, wir werden ihn sowieso herausfinden."
Prädigte die Frau noch einmal, doch ohne Erflog. Ich schüttelte stur meinen Kopf.
„Alles klar. Marco, du gehst sie checken, finde so viel heraus, wie du kannst."
Befahl sie ihrem Mann, woraufhin er aus dem Haus verschwand.
„Gut. Jungs, ihr geht jetzt auch. Ich regel das."
Sagte sie noch an ihre Söhne gerichtet, die daraufhin ebenfalls den Raum verließen.
„Du bist echt ein harter Brocken."
Sagte sie, kam auf mich zu und löste die Fesseln vom Stuhl. Irgendwie klang es wie ein Kompliment. Trotzdem schüchterte sie mich total ein, wobei ich versuchte, mir das nicht anmerken zu lassen.
Sie befreite mich komplett von den Fesseln und kurz hatte ich Hoffnungen, sie würde mich laufen lassen. Doch falsch gedacht.
Sie nahm mich am Handgelenk und führte mich in ein Zimmer im ersten Stock.
„Das ist nun dein Zimmer."
Erklärte sie und schaltete das Licht ein.
Ich traute meinen Augen nicht, kurz dachte ich, es sei ein Scherz, doch die Familie hatte es anscheinend nicht so mit Scherzen.
Das Zimmer war wunderschön, geräumig, mit einem großen Bett, Schreibtisch, Schminktisch und einem riesigen Kleiderschrank.
Die Frau zeigte auf eine Tür, neben dem Bett.
„Das ist dein Bad. Versuch zu schlafen, ich komme morgen zu dir."
Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und ließ mich allein.

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