Kapitel 24

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Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Rücksitz eines mir bekannten Autos.
Mir war schwindelig und mein Kopf schmerzte wie verrückt.
Als ich mir die schmerzende Stelle hielt, erschrak ich. Ich blutete.
Ich sah um mich und entdeckte, dass meine Mutter diejenige war, die das Auto fuhr.
War das ein Traum?
„Mom?"
Fragte ich mit schwacher Stimme.
Erschrocken fuhr sie herum und sah mich besorgt an.
„Du bist wach."
Stellte sie fest. Ich war mir nicht sicher, ob sie überrascht oder erfreut klang. Es war irgendwie eine Mischung aus beidem.
Behutsam begann sie, meine Stirn zu streicheln, woraufhin ich wieder
einschlief.
Ein regelmäßiges Piepgeräusch holte mich zurück in die Realität.
War ich im Krankenhaus?
Vorsichtig öffnete ich meine Augen.
Doch das was ich sah, war kein Krankenhauszimmer.
Es war ein dunkler, heruntergekommener Raum, mit nackten Wänden und schmutzigem Boden.
Ich lag in einem alten Gitterbett. Das Piepen kam von einer alten Beatmungsmaschine, die ich nun wohl nicht mehr brauchte.
Ich sah an mir herunter und entdeckte eine Nadel, die mir im Oberarm steckte.
Sie transportierte durch einen vergilbten Schlauch irgendeine Flüssigkeit in meinen Körper.
Ich warf einen Blick auf das Etikett am anderen Ende des Schlauches.
Morphin, Betäubungsmittel.
Ich zog mir die Nadel aus dem Arm. Wo war ich?
Auf einmal öffnete sich die Holztür.
Giovanni trat rauchend in den Raum und sah mich überrascht an. Er schien betrunken.
„Gut, du bist wach, wie geht's deiner Wunde?"
Erkundigte er sich.
Ich fasste vorsichtig an meine Schläfe und stieß mit den Fingerspitzen gegen ein Pflaster.
„Ganz gut."
Entgegnete ich knapp.
„Wo ist meine Mutter?"
Fragte ich, in Gedanken an die Autofahrt, letzte Nacht.
Es fühlte sich so lange her an, wie ein Traum.
Ich hatte Hoffnungen, zuhause in meinem eigenen Bett aufzuwachen. Und nun war ich hier, in diesem verdreckten Raum, ohne einen Anhaltspunkt, warum ich hier war.
„Deine Mutter?"
Er wirkte beinahe belustigt.
„Anscheinend stehst du noch völlig neben dir, Kleine."
Oh nein, ich war vollkommen bei Verstand, er wollte mich für dumm verkaufen.
„Sie hat mich hierher gefahren, ich erinnere mich genau."
Protestierte ich.
Ich erinnerte mich zurück. Der Geruch in unserem Auto, ihre weiche Hand auf meiner Wange.
Es fühlte sich so real an, das konnte nicht nur ein Traum gewesen sein.
„Du fantasierst, Kenna."
Stritt Giovanni es ab.
Er log, ganz sicher.
„Kein Wunder, bei den Drogen, die sie mir einflößen."
Kritisierte ich.
„Das ist Betäubungsmittel und leider nötig gewesen.
Du hast die ganze Nacht rumgeschrien."
Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen.
„Kannst du dich an gar nichts erinnern?"
Fragte er besorgt.
Doch, konnte ich.
Doch durch seine Lüge konnte ich ihm nicht mehr vertrauen. Und ich wollte seine Version hören.
Also stellte ich mich dumm und schüttelte zögerlich den Kopf.
„Ich hab' dich völlig allein gelassen und bewusstlos im Ballsaal gefunden. Einer der Männer hat dich bevor du fliehen konntest K.O. geschlagen. Aber er hat dich nicht erkannt, sonst hätte er dich mitgenommen."
Nun war ich ganz sicher, dass er log. Aber wieso, wenn er doch ein Freund meiner und Elyas' Familie war?
„Und Elyas und die Anderen? Wo sind sie?"
Hakte ich nervös nach.
„Sieht aus, als hätte deine tolle Familie dich im Stich gelassen."
Vermutete er gleichgültig.
Hastig schüttelte ich den Kopf.
„Nein! Das würden sie nicht tun!" Verteidigte ich sie.
Hätten sie mich loswerden wollen, hätten sie schon oft genug die Möglichkeit dazu gehabt.
„Sicher?"
Provozierte er.
„Warum bin ich hier? Ich will hier weg!"
Schrie ich schon fast und wollte aufspringen doch ich konnte mich nicht bewegen.
Das Betäubungsmittel legte meinen kompletten Körper lahm.
„Ich denke, du brauchst ein bisschen Ruhe."
Lenkte Giovanni ab und verließ den Raum.
Ich schrie, er solle zurück kommen und mir eine Erklärung geben doch er ignorierte es.
Gegen den Willen meines Körpers sprang ich auf und rannte zur Tür.
Ich klammerte mich am Türgriff fest, doch Giovanni knallte sie bereits zu.
Ich rüttelte verzweifelt an der Tür, verpasste ihr Schläge und Tritte doch es war vergebens.
Er hatte abgeschlossen.
Ich schrie, weinte und brüllte, er solle mich rauslassen, bis ich schließlich zusammen sackte.
Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper.
Die Tränen liefen mir ununterbrochen über die Wangen.
„Lass mich raus."
Wiederholte ich immer wieder verzweifelt.
Und bei jedem mal gab ich die Hoffnung ein Stück mehr auf.

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