Kapitel 30

35 2 0
                                    

Ich merkte schnell, wie ich mich in den Erwartungen, die ich in Elyas hatte verlor. Ich hoffte darauf, endlich an Antworten zu kommen und malte mir schon aus, was ich alles erfahren würde.
Und so kam es also dazu, dass Elyas, Tim und ich am nächsten Morgen in Elyas' Auto saßen.
Immer wieder schielte ich nervös auf die Navigationsanzeige.
Noch 15 Minuten.
Einen gefühlten Wimpernschlag später parkte Elyas das Auto auf einem abgelegenen Parkplatz, wir stiegen aus.
Das Gebäude sah genau so aus, wie ich es mir vorstellte.
Wie einer dieser Lost Places, die irgendwelche verrückten Leute im Internet besuchten, und paranormale Erlebnisse für Klicks vortäuschten.
Wir mussten eine Treppe, die aussah wie eine Treppe in die Hölle, hinabsteigen, um zu den Tresorräumen zu gelangen.
Nachdem wir den endlosen Korridor fast bis zum Ende entlangschritten, blieben wir endlich vor einer gut erhaltenen Stahltür stehen.
„DL"
War in einem Schild daneben eingraviert.
„Da wären wir. Willst du, dass ich mit reinkomme?"
Fragte Elyas aufmerksam und legte mir schützend seine Hand auf den Rücken.
Ich brauchte nicht lange, um über seine Frage nachzudenken.
Und auch, wenn sich alles in mir dagegen sträubte, nickte ich zögernd, woraufhin er heldenhaft die Tür aufstieß, um mir Zutritt zu gewähren.
Der Raum war klein, etwas heruntergekommen aber der Tresor, der alles war, was zählte, war unbeschädigt.
Elyas ging vor und gab die Pinnummer ein, woraufhin der Tresor sich öffnete.
Ich atmete noch einmal durch, dann warf ich einen Blick auf das, was vor mir lag.
Der Tresor glich einer Asservatenkammer, ein riesengroßes Regal, voller Akten und Dokumente.
Das musste ich erstmal auf mich wirken lassen.
„Lass dir Zeit, tob dich aus und sag bescheid, wenn du was interessantes findest."
Gestattete Elyas und trat einen Schritt zurück.
Wo sollte ich bloß anfangen?
Zu meinem Glück waren die Akten nach alphabetischer Reihenfolge sortiert, sodass ich direkt am Anfang eine Akte mit Maya's Familiennamen fand, die ich an mich nahm.
Was noch? In meiner Zeit hier kamen so viele Namen auf, die mich stutzig machten.
Fast am Ende des Regal's fand ich eine Mappe, mit meinem Nachnamen „Steward".
Auch diese Mappe nahm ich an mich. Ansonsten fand ich nichts interessantes.
Ich drehte mich zu Elyas um.
„Hast du alles?"
Fragte er erwartungsvoll.
Ich nickte, woraufhin wir von einem unschönen Geräusch unterbrochen wurden.
Was war jetzt schon wieder?
Tim hämmerte hektisch gegen die Tür.
„Leute, da kommt jemand!"
Schrie er.
Schnell verwischten wir so gut wir konnten all unsere Spuren und stürmten zu Tim auf den Flur, welcher etwas unbeholfen seine Pistole umher wirbelte.
„Wie sollen wir denn jetzt hier weg kommen, ohne dass die uns erwischen?"
Zischte er ängstlich.
„Ganz ruhig, es gibt einen Geheimgang, hier entlang."
Beruhigte Elyas und hetzte uns in einen weiteren Flur.
Es war nicht zu fassen, doch nachdem wir diesen viel zu engen Flur ein paar Minuten entlangliefen, kamen wir tatsächlich wieder unversehrt nach draußen und zum Auto.
Ich konnte es selbst kaum glauben, dachte, ich wäre in einer Parallelwelt, als ich uns alle drei im Auto wiederfand.
Ausnahmsweise hatte diese Sache mal keinen Haken.
Als wir ankamen, hielt Elyas mich noch einmal am Handgelenk fest.
„Hier, ich hoffe, es ist das, was du dir erhofft hast."
Mit seinem bekannten, kaum merkbaren Lächeln überreichte er mir beide Akten, welche ich dankend annahm.
„Und was, wenn es das nicht ist?"
Entgegnete ich unsicher.
„Dann kämpfen wir weiter."
Entgegnete er zuversichtlich und ließ dann mein Handgelenk los, damit ich das Auto verlassen konnte.
Ich spürte seinen festen und dennoch sanften Griff noch Minuten später an meinem Arm und erwischte mich dabei, wie ich eine wohlige Gänsehaut bekam, wenn ich an seine Hand auf der meinen dachte.
Doch schnell schlug ich mir diesen Gedanken wieder aus dem Kopf.
Ich durfte diese Art von Gefühlen nicht zulassen. Nicht bei ihm.
Ich versteckte mich in meinem Zimmer, wo ich beide Mappen auseinander nahm.
Doch sie überlieferten mir keine spannenden Details.
Die lesbaren Dinge wusste ich schon und der Rest, der wahrscheinlich spannend war, war verschlüsselt.
Ich wusste nicht, wen ich um Hilfe fragen sollte, immerhin konnte ich niemandem vertrauen und ich konnte ja schlecht zu Natalia gehen und sagen
„Hey, diese vertraulichen Dokumente habe ich dir und deinem Mann gestohlen, was bedeutet das?"
Es war hoffnungslos.
Wieder einmal war ich so kurz davor und wurde so weit zurückgeworfen.

StockholmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt