Ich riss die Haustür auf, in diesem Moment, musste ich die Ausstrahlung einer Furie gehabt haben.
„Wo ist Natalia, ich will Mit ihr sprechen!"
Schrie ich. Meine Forderung hallte im ganzen Haus.
Auf einmal kam die Frau von heute morgen wieder wie aus dem Nichts auf mich zu und hielt mich an den Schultern fest und versuchte mich zu beruhigen.
Doch keine Chance.
Ich wehrte mich so sehr ich konnte gegen ihren festen Griff und rief weiter nach Nathalia.
Auf einmal hörte ich Elyas Stimme hinter mir.
„Meine Mutter ist gar nicht da."
Sagte er.
Erschrocken sah ich zu der Frau, die mich noch immer an den Schultern hielt.
„Mister und Misses Dé Luca sind auf Geschäftsreise, bis Freitag."
Klärte sie mich auf.
Ich beruhigte mich allmählich wieder, woraufhin sie mich los ließ.
Ich zählte das Ganze im Kopf durch.
Am Tag meiner Entführung war Freitag, seitdem hatte ich drei Nächte geschlafen. Also war heute Montag.
Etwas erschrocken darüber, wie lange ich dieses kranke Spiel hier schon verdrängte, fragte ich mich ebenfalls, wie ich fünf Tage ohne Nathalia auskommen würde.
Sie war die Einzige hier, mit der ich freiwillig reden würde.
Warum ließ sie mich mit ihrem idiotischen Sohn alleine?
Die Frau atmete kurz durch und setzte dann wieder ihr höfliches Lächeln auf, ehe sie sich an Elyas richtete.
„Ihr könnt schonmal in die Küche gehen, das Essen ist gleich fertig."
In der Küche roch es bereits köstlich. Langsam machten sich die ganzen Tage ohne Essen wirklich bemerkbar.
Am Tisch war für drei Personen gedeckt.
Ich nahm Platz und starrte gelangweilt an die Wand.
Ich erwartete, dass Elyas nun wieder der Alte, miesgestimmte Typ wurde. Doch falsch gedacht.
Mit einem Lächeln sprach er die Frau an, die am Herd stand.
„Das riecht aber köstlich, Lucy."
Lobte er.
„Das ist Lucy, unsere Köchin, die Dame eben, ist unsere Haushälterin, Mia."
Lucy drehte sich zu mir um und begrüßte mich freundlich.
Sie war um die dreißig, hatte etwas spanisches und rot gefärbtes Haar.
Elyas nahm zwei Plätze weiter neben mir Platz.
„Wo ist eigentlich mein Bruder?"
Fragte er und wie gerufen erschien er im Türrahmen.
Das war das erste Mal, dass ich Tim im hellen und komplett betrachten konnte.
Er war wohl jünger als Elyas und sogar jünger als ich.
Er war ebenfalls groß und von guter Statur, aber trotzdem kleiner als Elyas.
Seine Haare waren hellblond gefärbt und hatten einen anderen Schnitt, als die von seinem Bruder.
Tim hatte keine Tattos, zumindest keine, die ich sehen konnte. Stattdessen hatte er ein Septumpiercing in der Nase.
Und so kam er, als komplettes Gegenteil von seinem Bruder, mit verwuschelten Haaren, Jogginghose, Shirt und mit einem streckenden Gähnen in die Küche.
„Guten Morgen."
Presste er gequält hervor und nahm gegenüber von uns Platz.
Anscheinend hatte er sich nach der frühen Morgenbesprechung noch einmal schlafen gelegt.
„Morgen?"
Fragte Elyas empört.
„Während du geschlafen hast haben wir schon ein Jahresgehalt verdient."
Beeindruckt schielte ich zu Elyas.
Hatte er gerade wirklich einen Witz gemacht?
Wir unterhielten uns während des Essens.
Ich merkte schnell, dass wohl Tim den ganzen fehlenden Humor von Elyas abbekam.
Aber er war wirklich ein Netter.
Er war mir sofort sympathisch.
Und Elyas, der überraschte mich sowieso immer wieder. Seine Stimmungsschwankungen bereiteten mir Kopfschmerzen.
Erst wollte er mich am liebstem umbringen, dann war er nett, dann wieder unausstehlich, dann bedankte er sich für eine einfache Notlüge, als wäre es eine Weltverändernde Tat, dann war er wieder gemein und auf einmal hatte er sogar Humor?
Auch wenn Tim mir sympathisch war, er war weder mein Freund, noch mein Verbündeter,
Ich musste vorsichtig sein, weswegen ich sein Angebot, Zeit mit ihm zu verbringen ablehnte und mich wieder in mein Zimmer verzog.
Ich hatte immer noch keine Beschäftigung. Für eine Weile hielt ich das Nichts tun aus, doch irgendwann wurde ich so müde, dass ich schließlich einschlief und erst am Abend wieder wach wurde.
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Stockholm
RomanceMehr und mehr realisierte ich, dass „Bis der Tot uns scheidet", kein Segen war. Es war ein Fluch. Kenna's Leben könnte banaler gar nicht sein. Ihre Zeit verbrachte sie schon immer im Schatten anderer, bis sie an einem schicksalhaften Abend zur fals...