Prolog

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A/N: Dies ist eine Art Fortsetzung zu meinem anderen Buch, 'Die Erbin des Merlin'. Es sind aber beides abgeschlossene Geschichten, die in unterschiedlichen Zeiten stattfinden, weshalb man das Buch nicht unbedingt gelesen haben muss.

In dem anderen Buch geht es um Lily Luna Potter, während dieses hier von ihrer Großmutter, Lily Evans handelt.

Ich versuche, täglich zu updaten und versichere, dass dieses Buch nicht abgebrochen werden wird.

Alle Rechte an der Zaubererwelt und den Characteren liegen selbstverständlich bei J K Rowling.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

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Ich konnte nichts dagegen tun, doch trotzdem warf ich mir genau das immer wieder vor: Wieso war ich nicht dort gewesen? Wieso hatte ich sie nicht beschützen können?

Egal, wie sehr ich mir einredete, dass es sowieso passiert wäre, wusste ich tief in meinem Inneren, dass alles meine Schuld war. Ich hatte meine Familie, das Leben meiner Schwester, zerstört und sie hatte jeden Grund, sauer auf mich zu sein.

Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich vor den leblosen Körpern meiner Eltern, in einer Ruine, die einmal mein Zuhause gewesen war, kniete und meine Tränen in den staubigen, blutbefleckten Boden einsanken.

Petunia stand neben mir, erstarrt vor Schock, doch ich wusste, sobald sie sich gefangen hatte, würde sie auf mich losgehen, mich schlagen und damit meinen Schmerz noch verschlimmern.

Unser Verhältnis war schon schlecht, seit ich nach Hogwarts gekommen war, doch durch dieses Ereignis würde aus starker Abneigung abgrundtiefer Hass werden.

Die Todesser waren wegen mir gekommen, doch ich war nicht zuhause gewesen, hatte mich rausgeschlichen, um, wie schon so oft, zu trainieren.

Deshalb hatte ihre Wut meine Eltern, sowie unser kleines Haus getroffen.

Zu ihrem Glück war auch Petunia nicht da gewesen, sonst wäre auch sie gefoltert und dann getötet worden. Doch sie hatte unsere Eltern, die uns immer geliebt und unterstützt hatten, tot aufgefunden, nachdem sie von ihrem Freund Vernon Dursley zurückgekehrt war.

"Es ist deine Schuld!", rief eine Stimme in meinem Kopf, die ich zuvor noch nie gehört hatte. "Ohne dich wären sie wesentlich besser dran".

Das hatte Petunia mir so oft gesagt, wenn ich in den Ferien nach Hause gekommen war und, ohne sie auch nur anzusehen, wusste ich, dass sie genau das gleich sagen würde.

Doch ich würde es nicht schaffen, mir das anzuhören, denn ich wusste, dass sie recht hatte. Ich war Schuld!

Mit einem Mal hielt ich es nicht mehr aus, in der dreckigen Ruine zu stehen. Ich wusste innerlich, dass es falsch war, meine Schwester jetzt allein zu lassen, doch ich wusste nicht mehr weiter. Mein so schönes, glückliches Leben war mit einem Mal völlig zerstört worden.

Ich wischte mir die Tränen ab, apparierte in mein zerstörtes Zimmer und hoffte, dass dadurch nicht noch mehr einstürzte. Meine gesamten Habseligkeiten warf ich in meine kleine Notfalltasche, die ich immer mit dem Nötigsten gefüllt bei mir trug. Dabei achtete ich dieses Mal nicht auf Ordnung, obwohl ich es eigentlich hasste, wenn jemand unordentlich war.

Dann apparierte ich, ohne an ein bestimmtes Ziel zu denken, einfach weg.

Ich landete 2 Meter über einem Meer, das mir nicht bekannt vorkam, und fiel ins Wasser. Meine dreckigen, schweren Klamotten zogen mich nach unten auf den Grund, doch ich versuchte nicht einmal, dagegen anzukämpfen. Wenn ich jetzt starb, wer würde mich dann vermissen?

Doch, wie schon erwartet, machte meine Magie sich selbstständig. Das geht tatsächlich, wenn man schon seit längerer Zeit trainiert, sie zu kontrollieren. Irgendwann kommt man an dem Punkt an, an dem sich Bewusstsein und Magiekern vereinen. Man versucht nicht mehr, die Magie in seinem Körper zu kontrollieren, man arbeitet mit ihr im Einklang, wie die Rädchen aus einem perfekt laufenden Uhrwerk. Ist man in Gefahr, rettet die Magie einen, selbst dann, wenn man nicht bei Bewusstsein ist. Und hat man einen starken Wunsch, erfüllt die Magie einem den.

Diesmal wollte ich jedoch nicht herausgezogen werden. Ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich frei im kühlen Nass. Ohne Ziel schwebte ich durch die Unendlichkeit und als meine Lungen anfingen, zu brennen, öffnete ich meinen Mund, um das Salzwasser hineinströmen zu lassen, um endlich die entspannende, schwarze Leere zu erreichen, in der ich hoffentlich meine Eltern wiedersehen würde.

Leider hatte meine Magie andere Pläne, denn nicht ein Tropfen Wasser landete in meinem Mund. Irritiert öffnete ich die Augen, die ich unbewusst zugekniffen hatte, und erblickte den Sternenhimmel über mir.

Ich trieb an der Meeresoberfläche, nicht weit entfernt von einem unbeleuchteten Strand voller Felsen, das sah ich trotz der Dunkelheit.

Am liebsten würde ich wieder zurücksinken, doch ich besaß keine Kraft, um mich gegen das, was mich nach oben drückte, das ein Teil von mir war, zu wehren.

Während meine Magie mich in die Luft hob, rannen Tränen über meine Wangen, die sich mit dem pechschwarzen Wasser unter mir vermischten und davontrieben, hinaus auf den unendlichen Ozean.

Wenige Minuten später sank mein Körper wieder nach unten und ich spürte Sand unter mir und gleichzeitig die Wellen, die an meinen Füßen leckten.

Ein leichter Wind strich über mich hinweg und ich zitterte wegen der Nässe.

Am liebsten wäre ich die ganze Nacht dort liegen geblieben. Und dann den nächsten Tag und die nächste Nacht. Nur ich, die Wellen und der unendliche Himmel.

Doch dann schaltete sich der Überlebenswille wieder ein. Das, was sie mir eingetrichtert hatten, seit ich mit acht Jahren zugestimmt hatte, für sie zu arbeiten.

Obwohl ich allein war, hörte ich in meinem Kopf die Worte, die sie ständig wiederholt hatten: "Ihr seid stark. Ihr gebt nicht auf. Nur Schwächlinge tun das. Es gibt immer einen Weg und solange ihr nicht alles dafür tut, um ihn zu finden, habt ihr versagt. Dann seid ihr nicht würdig, zu uns zu gehören..."

"Ihr gebt nicht auf..."

"Es gibt einen Weg..."

Langsam rappelte ich mich auf und strich die durchnässten Schuhe ab. Meine Zehen gruben sich in den bereits abgekühlten Sand, während der Wind meine Kleidung trocknete. Ich fror.

Doch ich tat nichts dagegen. Meine Eltern waren gefoltert worden.

Was war ein bisschen Kälte im Gegensatz zu dem unendlichen Schmerz, den sie vor ihrem Tod verspürt haben mussten.

Und all das nur, weil ich nicht da gewesen war.

Weil ich egoistisch gewesen war. Weil ich unbedingt meinem Ziel hatte nachgehen müssen, die Beste zu sein.

Auch das hatten sie uns beigebracht: "Nur Ehrgeiz bringt euch zum Ziel. Ihr müsst besser sein. Besser, als andere. Nur die Besten werden siegen".

Und genau das Zeil verfolgte ich. Besser zu werden.

Das tat ich genaugenommen schon, seit ich acht war. Seit ich zugestimmt hatte, dieser Organisation beizutreten.

Damals war ich noch begeistert gewesen...

Mein Leben als ZeitreisendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt