26. Erster Kampf

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Die gesamte nächste Woche verbrachte ich mit der Überlegung, was ich jetzt mit der Organisation anstellen sollte. Dabei standen die lebende Cina und meine toten Eltern im Gegensatz zueinander. Die Organisation hatte indirekt meine Eltern getötet, doch sie hatte mir auch ermöglicht, unzähligen Menschen, darunter Alice, das Leben zu retten.

Und Letzteres unterstützte ich, während das Opfern definitiv falsch war.

Auch als ich am Freitagabend mit meinen Freundinnen die Schulsprecherwohnung betrat, dachte ich noch über diese Entscheidung nach, während ich nebenbei Dorcas zuhörte, die schwärmte: "Das ist so praktisch, dass wir hier herkommen dürfen. Da kann man endlich einmal Hausaufgaben machen, ohne von den anderen Gryffindors gestört zu werden".

"Ernsthaft?! Du denkst zuerst an das?", fragte Marlene ungläubig und warf ihre Schultasche achtlos auf den Boden. "Man hat hier Platz. Wir können lästern, so viel wir wollen, ohne dass jemand das hört. Und wir können uns auf die besten Sessel setzen, die im Gemeinschaftsraum meistens besetzt sind".

"Da hast du zwar recht", mit einem Knall ließ Mary einen Stapel ausgeliehener Bücher auf den Tisch fallen, "aber wir müssen jetzt wirklich die Hausaufgaben machen. Die machen sich schließlich nicht von alleine".

Hausaufgaben machen sich von alleine? Ich horchte auf. Wieso gab es so etwas eigentlich in einer Zauberschule noch nicht? So schwer konnte das doch nicht sein. Ich machte mir eine mentale Notiz, dass ich mich später darum kümmern würde.

"Kann ich nicht einfach meine Hausaufgaben von Lily abschreiben?", maulte Marlene und legte sich lang auf eines der Sofas.

"Dadurch lernst du aber nichts", tadelte Dorcas, die bereits ein Buch aufgeschlagen hatte und darin herumblätterte.

Ich räusperte mich schuldbewusst und gab zu: "Ich hab meine Hausaufgaben auch noch nicht gemacht".

Mit einem Knall landete Dorcas Buch auf dem Boden. Marlene rutschte beinahe vom Sofa und Mary ließ ihre Tasche fallen.

Ein dreistimmiges "Bitte was?!" hallte durch den Raum.

Schulterzuckend wiederholte ich meine Aussage: "Ich hab noch keine Hausaufgaben gemacht".

"Wie kann das denn sein?", fragte Dorcas, noch immer schockiert. "Du machst die doch immer direkt nach dem Unterricht und musst uns dann quasi dazu drängen, unsere nicht allzu weit aufzuschieben".

Das war schon irgendwie nervig. Als wäre ich eine solche Streberin, dass es bereits meine Pflicht war, alles vorbildlich zu erledigen und den anderen dann auch noch bei ihren Schulsachen zu helfen. Und wieso schuldete ich ihnen jetzt eine Erklärung, weil das einmal nicht so war. Black machte fast nie seine Hausaufgaben selbst und auch Potter musste immer wieder von Remus daran erinnert werden.

"Ich bin halt nicht dazu gekommen", erwiderte ich, bemüht, nicht allzu unfreundlich zu klingen. "Ich hab halt auch Anderes zu tun".

"Ist es wegen-?", Mary beendete ihren Satz nicht, denn ich wusste, was sie sagen wollte. Wegen meinen Eltern.

Ich seufzte und gab zu: "Teilweise. Aber nicht nur. Ich habe einfach diese Woche keine Zeit gefunden".

"Falls du damit nicht klar kommst, kannst du immer mit mir reden. Oder erzähl einem der Lehrer davon. Vielleicht können sie dir helfen. Ich habe gehört, Professor Liborius hat eine bestimmte Ausbildung und fungiert jetzt nebenbei als Vertrauenslehrerin".

"Ich brauche keine Hilfe", entgegnete ich, ziemlich heftig. "Ich komme damit klar. Ehrlich. Und wenn nicht, dann tue ich halt so, als würde ich damit klarkommen. Meine Probleme gehen niemanden etwas an".

Mein Leben als ZeitreisendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt