20. Ein Vorschlag

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Die anderen in unserem Abteil hatten mittlerweile ein Kartenspiel herausgeholt und waren in einen heftigen Streit vertieft, ob Black nun schummelte oder nicht.

Ich setzte mich mit ausdrucksloser Miene dazu und nahm wortlos ein Buch heraus. Es war klar, dass Black schummelte. Das tat er doch immer. Deshalb würde ich auch nicht mit ihm spielen.

Mary schaffte es weniger gut, ihre Gefühle über das eben geführte Gespräch zu verstecken. Der Schock spiegelte sich noch auf ihrem Gesicht und sie sagte kaum noch ein Wort. Starrte nur gedankenverloren aus dem Fenster.

Mein Rundgang mit Potter verlief relativ ereignislos. Wir schiegen uns die meiste Zeit an und wenn er etwas sagte, reagierte ich abweisend und desinteressiert. Ich dachte über die Idee nach, die ich in den Ferien gehabt hatte und überlegte, ob ich sie wirklich durchziehen sollte.

Einmal schlichteten wir einen Streit zwischen zwei Drittklässlern, die sich beinahe mit Zauberstäben angriffen und wir halfen einem Erstklässler, seinen weggelaufenen Welpen wiederzufinden.

Dieser hatte sich vor eine Katze erschreckt und sich deshalb versteckt.

Auch als wir auf dem Bahnsteig ankamen, verlief alles gut. Jeder hatte es eilig, aus dem Zug auszusteigen, weshalb wir niemanden mehr fanden, der noch drinnen war.

Als wir dann endlich auch den Zug verließen, war der Bahnsteig schon relativ weit geleert. Nur noch eine Kutsche wartete auf uns und einige Vertrauensschüler, die bis zum Schluss den Bahnsteig überwacht hatten.

Ich betrachtete die Thestrale und hätte sie gern gestreichelt, bevor ich in die Kutsche einstieg, doch es hätte Fragen aufgeworfen, wieso ich sie sehen konnte. Dabei hatte ich den Tod schon früh auf meinen Missionen kennengelernt.

Ich hatte gesehen, wie Menschen andere Menschen getötet hatten und ich hatte selbst andere Menschen getötet, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hatte.

Jetzt war mir klar, wie fasch das war. Allein der Gedanke, eine Zwölfjährige auf eine lebensgefährliche Mission zu schicken, auf der sie vielleicht einem Menschen das Leben nehmen musste, kam mir so absurd vor, doch damals hatte ich es für selbstverständlich gehalten.

Die Organisation hatte es befohlen, also musste das wohl richtig sein.

Jetzt war ich klüger. Ich wusste zwar schon damals, dass die Organisation gnadenlos war, doch der Tod meiner Eltern hatte mir endgültig vor Augen geführt, dass sie nur auf Erfolg abzielte. Gefühle oder sogar einzelne Menschen spielten dabei keine Rolle. Und das war falsch.

Vor dem Schloss stand noch Professor McGonagall, die die Erstklässler erwartete.

Als wir ihr höflich zunickten und an ihr vorbeilaufen wollten, rief sie: "Mr Potter, Miss Evans. Würden Sie bitte nach dem Festmahl in Professor Dumbledores Büro kommen? Er möchte noch einige Sachen bezüglich Ihres Amtes mit Ihnen klären".

"Klar", rief ich zurück und sie wandte sich an die Vertrauensschüler von Gryffindor, wahrscheinlich für die Nennung des Passwortes.

Die Große Halle war schon ziemlich gefüllt und ich benötigte einige Sekunden, bis ich meine Freundinnen am Gryffindortisch ausmachte. Auf dem Weg zu ihnen entdeckte ich auch Meghan, die am Hufflepufftisch neben ihrer Schwester saß.

Sie blickte kurz auf und unsere Blicke trafen sich. Ich deutete auf das Schulsprecherabzeichen und zwinkerte ihr zu, hoffend, dass sie von dem Einzelzimmer, das ich haben würde, wusste.

Sie wurde knallrot und drehte sich weg, während ich mich zu meinen Freundinnen setzte, die mir einen Platz freigehalten hatten.

"Du glaubst nicht, was passiert ist", erzählte Marlene mir aufgeregt. "Wir saßen mit den restlichen Rumtreibern in einer Kutsche und beim Einsteigen hat Sirius kurz meine Hand berührt. Er steht sowas von auf mich...oh Gott, er sieht zu mir rüber. Sieht mein Make Up noch gut aus? Es ist doch nicht verlaufen, oder?"

Mein Leben als ZeitreisendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt