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🔸Sebastian🔸

Ich schluckte und presste meine Lippen fest aufeinander. Wieso...fing er denn jetzt mit so einem Thema an? Was sollte das denn...? Jetzt hatte ich wieder daran gedacht und diese Angst und alle anderen schlechten Gefühle keimten in mir wieder auf. Die unanenehme kalte Gänsehaut auf dem Rücken, der Kloß im Hals, die leicht zittrigen Hände...all das kam zurück. Nach dem Vorfall im Unterricht bin ich ein Häufchen Elend gewesen, ich war auf meinem Stuhl gesessen und habe stumm vor mich hin geweint. Und ich bin mehr als froh, dass die Strafe nur meine Kleider betraf.

Eine Hand auf meinem Rücken brachte mich zurück in das hier und jetzt. Ich war ganz in Gedanken...oder eher Ängsten und der schrecklichen Situation gestern...versunken gewesen. Alle schauten mich an, außer Valentin, welcher seinen Blick auf den Boden gerichtet hatte. "Ich...tut mir leid." hauchte er und ich sah, wie er sich auf die Lippe biss. Alleine der Anblick von ihm, wie er seine Lippe zerbiss, ließ mich schlecht fühlen. Mir wurde so lange eingetrichtert, dass das ein Fehler ist, dass ich es nun auch bei ihm als Fehler sah.

Die Hand auf meinem Rücken gehörte Bartosz, welcher mich näher zu sich zog und dann über meinen Arm strich. Sein sanfter und mitleidigen Blick sagte mir genug und ich lehnte mich an ihn, ehe es auch um mich geschehen war und ich wieder heulte. Ich hatte solche Angst! So eine Angst! Was...Was wenn der Mittagsunterricht nun für immer so sein würde? Wenn ich jeden Mittag durch diese Quallen müsste? Was, wenn ich jeden Tag nun bestraft werden müsste?! Dann wäre ja alles so, wie es früher auch schon war...und das wollte ich doch nicht!

"I-Ich will doch e-einfach nur keinen Ärger m-machen." schluchzte ich. Ich war doch so lange durch die Hölle gegangen...hatte so viel über mich ergehen lassen...war gegen so vieles nun abgehärtet...Ich wollte ein braver und guter Sklave sein...und nicht wieder tagtäglich bestraft werden...

Ich wurde nahe an einen warmen Körper gepresst und drückte mich automatisch mehr an ihn. Wärme war schön, es fühlte sich so ähnlich an, wie gestern Abend, unter der Decke, ganz geborgen und sicher. Und hier draußen war es mindestens genauso kalt, wie es gestern Nacht gewesen war.

Als ich mich wieder beruhigt hatte blickte ich peinlich berührt auf den Boden und löste mich von Bartosz. Ich knettete meine Hände und zog meine Beine nah an meinen Körper. Es war mir einfach ein wenig unangenehm nach der Sache jetzt so vor allen hier zu sitzen. Ich spürte förmlich ihre Blicke auf mir und auch wenn sie nur um mich besorgt waren, war es ein wenig unangenehm.

Doch anscheinend merkten sie dies, denn Cedric begon einfach über ein neues Thema zu reden und schnell waren alle wieder in einer ruhigen, teilweise sogar wieder lustigen Unterhaltung. Ich schaffte es zwar nicht wirklich bzw. traute mich nicht so ganz, mich mit in die Konversation einzugliedern, aber mir reichte es einfach nur zuzuhören. So viele Stimmen, wie wie miteinander sprachen und lachten, hatte ich lange nicht mehr gehört...Selbst bei Noels Geburtstag waren es weniger Leute...Wahrscheinlich war das letzte Mal Master Mikes Geburtstag oder Weihnachten, an etwas anderes konnte ich mich garnicht erinnern.

Mein Blick ging hinauf zum Himmel und ich genoss den Anblick. Die Wolken lagen fluffig in der Luft und durch den leichten Wind tanzten sie ein wenig miteinander. Man sah dem Himmel auch an, dass es langsam kalt wurde. Das blau ähnelte Eis und die Wolken waren schneeweiß. Vielleicht gäbe es dieses Jahr Schnee. Im letzten Jahr...gab es den ja, aber von dem hatte ich kaum was mitbekommen. Noel hatte mir viel darüber erzählt, weil er mit Master Mike ja immer so viel spätzieren gegangen war.

Ich hoffte, dass würden sie dieses Jahr wieder machen. Hoffentlich war der Winter genauso schön wie letztes Jahr für die beiden. Sie hatte immer gekuschelt, Punsch getrunken und Filme geschaut. Master Mike war wirklich kein schlechter Master, er kümmerte sich gut um Noel. Hoffentlich...Hoffentlich würde er sich meiner Bitte annehmen...und hoffentlich ging es Noel gerade und einfach auch in Zukunft gut.

Die Hofzeit ging schneller vorbei, als ich es gedacht hatte. Ich hatte wohl doch eine ganze Weile geweint. Gestern, als ich nur alleine in der Ecke saß und Leute beobachtet hatte, kam mir die Zeit länger vor. Wir standen alle auf und liefen langsam zur Tür. Untereinander verabschiedeten sich einige, die nun eben verschiedenen Unterricht hatten. Cedric und Phillip würden gemeinsam heute Putzen müssen, Henry musste Wäsche waschen, Bartosz hatte Kochdienst, zwei andere mussten in einen weiteren Theorieunterricht, ein weiterer hatte eine Untersuchung, weil er sich letztens den Knöchel verletzt hatte und Valentin und ich...hatten den anderen Unterricht...

Bartosz hielt mich nochmal am Handgelenk fest und zog mich so sanft leicht von den anderen weg. "Du schaffst das okay? Der Unterricht geht nur anderthalb Stunden, maximal, meistens ist er sogar schon früher fertig. Valentin ist bei dir und wird ein Auge auf dich haben." sagte er mit einem sanften Lächeln, woraufhin ich zögerlich nickte und ein leises "Danke" murmelte.

Valentin tippte mich auf dem weiteren Weg zur Tür an und legte dann einen Arm um mich, als ich ihn fragend angesehen hatte. Er schenkte mir ein warmes Lächeln und flüsterte leise: "Tut mir leid wegen vorhin, das war einfach nur dumm von mir. Aber heute bist du ja nicht alleine im Unterricht. Wir können ja nebeneinander sitzen, dann kann ich dich einfach ein wenig ablenken." schlug er vor, woraufhin ich dankbar nickte.

Sobald wir in der Nähe der Tür und somit der Wachen waren nahm er seinen Arm weg und wir wurden alle getrennt zu unseren letzten Aktivitäten des Tages gebracht. Im Klassenzimmer setzten Valentin und ich uns relativ an den Rand, an zwei Tische nebeneinander. Es waren ja so Einzeltische, aber immerhin war ich jetzt nicht komplett alleine und hatte jemanden in meiner Nähe, dem ich vertraute.

Der Lehrer kam wieder und sagte garnichts dazu, dass wir anders saßen. Manche andere Sklaven saßen auch wo anders, also denke ich einfach Mal, dass es Gang und Gebe ist, sich jeden Tag einfach auf einen freien Platz zu setzten. Er begon den Unterricht ganz normal und schon früh offenbarte er uns, dass wir heute nur Theorie machen würden. Mir fiel dabei automatisch ein Stein vom Herzen und ich konnte im Unterricht doch noch ein wenig entspannen.

Natürlich lernte ich auch ein wenig was, aber bei den meisten Sachen, die er erzählte oder erklärte wurde ich einfach nur an Caleb erinnerte und versank deshalb immer Mal wieder in meinem Gedanken.

Nach dem Unterricht gingen wir alle noch essen und duschen und beim Duschen fiel mir erst auf, dass Phillip mit in meiner Duschgruple war. Es war ein wenig unangenehm und meine Wangen wurden rot, als wir mit den anderen beiden Jungs dann eben nackt in dem Raum standen und uns wuschen, aber gestern war es ja eigentlich keine andere Situation. Es wirkte von uns beiden eher so, dass es zwar unangenehm oder eher ungewohnt war, aber wir einfach nicht darüber reden würden.

Phillips Körper war im Vergleich zu meinem ein wenig anders. Er sah mit Kleidung relativ dünn aus, hatte aber einfach nur ganz leichte Muskeln. Er war nicht so ein Skellet wie ich. Und er war auch ein kleines Stück größer als ich. Und sein Körper hatte, nicht wie meiner, keine Narben, Wunden oder sonst was. Er schien sich wohl wirklich gut zu benehmen, dass er selbst hier auch keine Bestrafungen bekam.

Zurück im Zimmer quatschte ich den Abend wieder mit Bartosz und trotz dem, dass ich diesmal normale Klamotten hatte, die mich in der Theorie alleine warm hielten, kuschelten wir wieder. Wobei ich dagegen nichts einzuwenden hatte, da ich dies ja einfach nur als angenehm empfand und so mit einem schönen Gefühl und innerer Ruhe einschlief.

🔸Upload: 07.01.2022🔸

🔸1320 Wörter🔸

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