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🔸Sebastian🔸

Ich konnte die Blicke direkt auf mir spüren, als ich durch die Tür ins Büro getreten war. Im Flur war niemand gewesen, außer Mister Siebler eben, aber dort hatte niemand die Flecken an meinem Hals gesehen. Doch jetzt starrten die beiden im Raum kaum übersichtlich auf meinen Hals.

Heute trug ich eine Bluse mit einem relativ hohen Kragen, noch dazu hatte ich die Flecken leicht überschminken sollen. Es sollte so aussehen, als würde ich sie verstecken wollen. Und genau deswegen, damit man die trotzdem noch sieht, musste Mister Siebler sie auch so fest, groß, dunkel und stark machen.

Ich rieb mir mit meiner Hand einmal über den Hals und wandt meinen Blick zu Boden. Ich sollte rot werden, verlegen wirken und von den Flecken ablenken. Das war das Verhalten, welches Mister Siebler von mir sehen wollte. Und so war es mir auch am liebsten. So wäre nämlich ohnehin wahrscheinlich meine natürliche Reaktion gewesen.

Ein unsicheres Räuspern verließ meine Lippen und ich griff meine Tasche fester. "Guten Morgen." kam es leise über meine Lippen und ich lief zu meinem Arbeitsplatz. Herr Walter schüttelte leicht den Kopf und begrüßte mich dann ebenfalls. Er sagte mir den Plan für den heutigen Tag auf und schaute mich dann abwartend an. Ich solle den Vormittag heute noch zuschauen, Mittags war dann ein Meeting, in welches ich mitdurfte und Abends, also von 15-17 Uhr sollte ich Mal versuchen alleine zu arbeiten.

Ich stimmte dem Plan zu. Es machte Sinn und es wirkte tatsächlich so, als hätte er sich darüber Zuhause nochmal Gedanken gemacht. Egal was oder wie er sich davor verhalten hatte, jetzt war er richtig strukturiert und ordentlich. Es arbeitete schnell und präzise, erklärte mir alles, war freundlich und nervte niemand anderen mit seinen Witzen.

Gegen Mittag rief mich Mister Siebler dann zu sich. Er lächelte mich an und wies mich an mich auf die Couch zu setzen. Selbst blieb er an seinem Schreibtisch stehen und schaute aus dem Fenster. "Ich werde dich gleich anschreien und anmotzen. Ich werde laut schreien, damit es jeder im Büro mithört." erklärte er und ich schaute ihn verwirrt an. War das wieder...einer seiner Pläne? Irgendwas wegen der Firma oder wegen irgendjemand bestimmten?

"Die Sache ist die, dass man ja normalerweise nicht mit Knutschflecken zur Arbeit kommt und sowas. Das dürfen die anderen Arbeiter auch nicht denken. Deshalb wird das ganze für sie einfach nur so aussehen, als hätte ich dich deswegen zusammengestaucht. Damit sie wissen, dass sie sowas nicht auch machen können." Er lächelte mich immernoch warm an. "Aber das ist alles nur gespielt, ich bin nicht sauer auf dich oder sonstiges, du machst deinen Job super!" erklärte er und schob mir eine Packung Kekse zu.

Zögerlich nahm ich einen Keks daraus und nickte. Ja, das machte schon Sinn. Doch trotzdem begon mein Körper zu zittern und eine unangenehme Kälte kroch durch ihn hindurch. Ich mochte es nicht angeschrien zu werden, das war aber auch sehr naheliegend. Er seufzte einmal und sprach mir nochmal freundlich und warm zu. "Nehm das nicht zu Herzen." Ich nickte einmal, er drehte sich von mir weg, blickte nun wieder nach draußen und begon seinen Monolog.

"Das geht auf garkeinen Fall Sebastian! Wie können Sie denken, dass so etwas akzeptabel wäre? Was würden denn mögliche Kunden von Ihnen und der ganzen Firma somit denken? So können Sie sich auf keinen Fall mehr hier blicken lassen! Unter aller Sau! Wir haben hier gewisse Standarts, an die man sich zu halten hat! Sie sind 19 und keine 15 mehr! Wissen Sie bitte in Zukunft, wie man sich in einer gehobenen Firma richtig zu verhalten hat!"

Ich hatte die Beine angezogen und zitterte leicht. Ein paar Tränen waren über meine Wangen gerollt und ich schniefte einmal. Mister Siebler kam zu mir, drückte mir noch zwei Kekse in die Hand und ein Taschentuch. "Ess die beiden noch, dann putzt du dir die Nase und gehst raus und arbeitest weiter." erklärte er, woraufhin ich nickte und genau das tat.

Zurück im Flur lagen direkt ein paar Augenpaare auf mir. Herr Walter und Frau Gerlinger waren gerade am reden, er hielt irgendeine Mappe in der Hand und zeigte ihr darauf irgendwas. Wahrscheinlich war das irgendeine Projektbesprechung oder so. Doch sobald ich aus der Türe war verstummten ihre Gespräche und die schauten mich beide an. Frau Gerlinger sah besorgt und ganz erschrocken aus, Herr Walter eher ein wenig wütend aber auch besorgt.

"Verschieben wir die Besprechung lieber auf später, ich würde heute etwas früher Mittagspause machen." sagte Herr Walter dann und klappte die Mappe zu. Sie nickte und verabschiedete mich, als sie an mir vorbei lief legte sie mir die Handauf die Schulter und flüsterte mir leise zu. "Mach dir keinen Kopf, du bist jung und lebst dein Leben. Er hat und alle schonmal angeschrien und zurechtgewiesen. Für dein Alter weißt du dich sehr gut zu benehmen." Dann schenkte sie mir noch ein freundliches Lächeln und war dann auch schon weg.

Ich war ehrlich überrascht von diesen lieben Worten und schniefte gerade deshalb noch einmal. Sie war wirklich eine nette und liebe Frau, die Worte waren gerade, warum auch immer, sehr aufmunternd.

Herr Walter winkte mich zu sich und drückte mir an der Garderobe meine Jacke in die Hand. "Wir machen Mittagspause, ich lade dich ein." lächelte er mich an, woraufhin ich kurz inne hielt, der Flirtversuch war kaum zu übersehen, doch mich dann an meine Aufgabe erinnerte und zustimmte.

Im Endeffekt hatte ich mich nicht dazu bringen können mit ihm in irgendeinem Restaurant zu essen, was sehr teuer oder so wäre. So hatte er beim DM kurz was gekauft und uns dann beiden eine Nudel Box vom Asiaten geholt. Dann hätten wir uns auf irgendeine Treppe gesetzt und aßen beide unser Essen. Ich bedankte mich bei ihm und schaute mir die Stadt ein wenig an. Überall Menschen, Bewegung, Lichter und noch vieles mehr. Es war wunderschön.

Als wir fertig waren, Herr Walter hatte die ganze Zeit viel erzählt und mich zugelabbert, holte er aus seiner Tasche rine Box mit großen Pflastern raus. "Die hab ich ja vorhin im DM gekauft, damit kannst du die Flecken überkleben. Dann schimpft der Chef nicht mehr rum." erklärte er und öffnete die Packung. Ich bedankte mich wieder und nahm mir zwei. Ich versuchte sie mir selbst auftukleben, doch schnell merkte ich wie verzweifelt der Versuch war.

Somit nahm mir Herr Walter das ab. "Lass mich dir helfen." hatte er gesagt, ein komisches Lächeln auf den Lippen und hatte sich die Plaster aus meiner Hand genommen. Er striff mein Oberteil ein wenig zur Seite, öffnete zusätzlich sogar den obersten Knopf, und hielt dann erstmal inne. Sein Blick klebte auf meiner Haut, mit seinem Zeigefinger fuhr er ein paar Mal hin und her, ehe er sich wieder fing und das erste Pflaster öffnete. Er klebte die drei obersten ab, dabei war er vorsichtig, sanft und berührte mich so viel wie nur möglich. Mir war es eher unangenehm, doch davon zeigte ich nichts. Das durfte ich nicht und an sich meinte er es ja sogar bestimmt nur gut.

So verbrachte ich meine Mittagspause mit ihm und hatte meine erste körperliche Inaterktion in gewisser Weise mit ihm. Seine Berührungen fühlten sich komisch an, fremd, rau, aber nicht so kalt und gefühlslos, wie die von Caleb. Ich würde das schon irgendwie hinbekommen.

🔸Upload: 04.02.2022🔸

🔸1225 Wörter🔸

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