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🔸Sebastian🔸

Die darauffolgenden Wochen...waren schrecklich...Ich weinte viel und die Verarbeitung von allem, was passiert war, brauchte ewig...Ich konnte es einfach nicht akzeptieren und wollte es nicht wahrhaben...

Doch als dann Louis irgendwann verkauft wurde...und er wirklich weg war...da machte es irgendwie Klick...irgendwie...verstand ich es da...so richtig aber...nicht nur oberflächlich oder ansatzweise...nein...komplett...

Anfangs redete ich immer wieder ausversehen...Immer wieder bekam ich den Knebel...an manchen Tagen nahmen sie ihn mir morgens garnicht mehr ab, da sie wussten, dass ich sowieso wieder unerlaubt reden würde...Ich suchte immer nur den Kontakt zu den anderen...wollte mit ihnen reden...wollte ihnen von mir erzählen und eine Freundschaft aufbauen...Doch die meisten wollten mir etwas mit mir zu tun haben...

Und seit Louis dann weg war...und es in meinem Zimmer so einsam und kalt war...seit dem sprach ich auch nicht mehr...ich lernte es wohl irgendwann...dass sprechen und reden nicht nötig war...und dass es mir nicht erlaubt war...Also blieb ich stumm und weinte nachts nurnoch alleine...

In der Hofzeit sprach ich immernoch...versuchte irgendwie Kontakte zu haben...irgendwie zu reden oder mich abzulenken und mit anderen hier anzufreunden...doch sobald ich mich mit jemandem verstand...und diese Person dann in der Hofzeit mit mir redete...spätestens zwei Wochen später waren sie dann wieder weg...niemand bleib lange...ich war immer wieder...alleine...und hatte niemanden zum Reden...

Traurig saß ich alleine in meinem Zimmer und starrte die Wand vor mir an. Ich hatte seit drei Tagen wieder keinen Zimmergenossen, da er verkauft wurde...Diesmal hatte ich ihn nichtmal mehr beim Frühstück gesehen...Sie hatten ihn nicht Mal mit zum Duschen gebracht, sondern davor schon in irgend einen anderen Gang mitgenommen.

Ich erinnerte mich an den gestrigen Abend noch gut. Er war schon vor mir im Zimmer gewesen, da ich eine längere Aufgabe hatte als er...das Putzen dauerte immer länger. Doch ich hatte mich gut benommen und fleißig gearbeitet. Ich war ganz brav gewesen und habe keinen einzigen Mucks von mir gegeben, nicht Mal, als ich auf dem nassen Boden ausgerutscht und mir die linke Hand aufgerissen hatte...Zum Glück war es nur eine Schürfwunde, weshalb keine Narbe bleiben würde.

Deshalb musste einer der Männer dann noch extra mit mir zum Arzt. Das ganze wurde wieder desinfiziert und ich hab sogar eine Creme drauf bekommen. Und selbst da war ich still geblieben. Der Mann hat mir dann nach drei Tagen endlich den Knebel abgenommen und mich so auf mein Zimmer geschickt.

Robin hat mich richtig angestrahlt, als er mich gesehen hatte, wie ich da grinsend in der Tür stande. Wir hatten den ganzen Abend geredet und ich habe ihm von meinen letzten Tagen erzählt, an welchen ich ja den Knebel hatte und nicht reden konnte. Er war irgendwann eingeschlafen, ohne dass ich es richtig bemerkt habe. Ich hatte einfach weiter geredet und erst, als ich selbst müde wurde, fiel es es mir auf.

Am nächsten Morgen war alles wieder hektisch. Morgens durften wir nicht wirklich reden und mussten uns beeilen, also wollte ich es lieber nicht riskieren die Männer sauer zu machen und direkt wieder den Knebel zu bekommen. Doch hätte ich gewusst, dass das der letzte Morgen, der letzte Moment mit ihm sein würde...ich hätte so viel und so laut ich konnte mit ihm geredet...

Den ganzen Tag heute hatte ich also freiwillig geschwiegen und murmelte nun leise selbst vor mich hin. Ich hasste die Stille einfach zu sehr. Wenn es still war hörte ich meine Gedanken so laut und Stille bedeutete automatisch auch, dass niemand da war oder gar redete.

Warum...musste mir so etwas passieren? Warum war ich hier? "Wieso...darf ich kein normales Leben führen?" murmelte ich leise weiter vor mich hin. Meine Arme lagen um meine Beine, ich saß auf meinem Bett und lehnte mich an der kalten Wand an. Die Decke hatte ich eng um mich geschlungen und bis zum Kinn hoch gezogen. Ich wollte Wärme spüren, Nähe zu irgendwem...Ich wollte einfach nicht alleine sein...

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