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🔸Sebastian🔸

15.05.2014

Mit einem Lächeln auf den Lippen rollte ich mit dem Eisroller eine große Kugel Schokoeis auf und drückte sie auf der Waffel fest. "Willst du noch Streusel drauf haben?" grinste ich das kleine Mädchen vor mir an. Wie erwartet nickte sie sofort heftig und so machte ich ihr eine gute Menge an Streuseln drauf.

Dann überreichte ich ihr ihr Eis und sah ihr zu, wie sie mit großen Augen die Waffel mit beiden Händen hielt und begon es zu Essen. Kinder waren schon niedlich, so unbeschwert und so glücklich und dankbar für die kleinsten Sachen. Wie gerne ich mich auch Mal wieder so über ein Eis oder irgendwas Kleines freuen würde.

Über die Sommerferien hatte ich einen Ferienjob bekommen und konnte mir so endlich Mal mein eigenes Geld verdienen, das erste Mal in meinem Leben. Damit könnte ich mir dann so viel kaufen, alles was ich wollte. Und wenn es genug war und ich nicht zu viel direkt in den Wind Schoss könnte ich vielleicht ja auch Mal alleine in den Urlaub fahren! Mit Freunden oder falls es Mal wieder jemanden an meiner Seite gibt.

"Der nächste bitte" rief ich lächelnd den nächsten Kunden auf. Die Arbeit hier machte mir unglaublich viel Spaß. So viel Kontakt mit so vielen verschiedenen Menschen war einfach wunderschön. Die strahlenden Gesichter der Kinder, wenn sie ihr Eis aßen oder die Theke ansahen. Die fröhlichen oder entspannten Gesichter der Eltern, wenn sie wussten, dass ihre Kinder nun für einige Zeit beschäftigt waren.

Ich liebte es die Leute zu beobachten oder mit ihnen zu interagieren. Ich verstand Menschen sehr gut, allein ihre Mimik, Gestik und sonst noch alles, die meisten waren ein offenes Buch für mich. Wenn Jugendliche hier her kamen konnte ich immer sofort erkennen, ob sie am Daten waren, ob sie nur Freunde waren oder was da eben zwischen ihnen war.

Aber am liebsten, nach den Kindern, waren mit Erwachsene und Rentner. Sie wirkten immer so entspannt und genoßen die Zeit, die sie hier waren richtig. Meistens setzten sie sich raus in die Sonne und unterhielten sich lachend oder ganz ruhig. Diese Ruhe faszinierte mich immer. Sie hatten schon ein langes Leben hinter sich, jeder Tag war wahrscheinlich sehr stressig für sie, aber trotzdem schätzten sie den Moment unglaublich sehr. Vielleicht ja gerade deswegen auch.

Ein Kind trat auf den Hocker, welcher vor der Theke stand. Die meisten waren sonst einfach zu klein und könnten garnichts sehen. Mit funkelnden Augen sah er sich die ganzen Eissorten an. Dann zeigte er mit dem Finger auf eines. "Das da! Ist das Melone?" fragte er ganz aufgeregt. Oh, er sollte bitte aufpassen und nicht von dem Stuhl fallen. Jetzt, wo so viele Leute da waren hätte ich kaum Zeit. Und so ein Sturz darunter musste ja auch nicht alle Tage passieren. Er sollte sich ja nicht verletzten.

Ich grinste und nickte. "Jap, da sind sogar ganz viele kleine Schokostückchen drinnen. Das sollen die Melonenkerne darstellen." erklärte ich und nahm mit meiner freien Hand schonmal die Eiskelle zur Hand. "Willst du davon eine Kugel?" fragte ich nun weiter, woraufhin er nickte und einmal aufsprang. So machte ich dem Jungen sein Eis und überreichte es ihm. Er wollte sogar noch Erdbeersirup darauf. Die Kombination sah schon sehr lecker aus.

Wenn ich Zeit hatte und nicht so viel los war erzählte ich den Kindern immer viel. Am liebsten fragte ich sie, was ihr Lieblingstier war und erklärte ihnen dann ganz viel über dieses Tier, während ich ihnen eine coole Eiskugel machte. Natürlich erzählte ich den Kindern nur die coolen und tollen Sachen über die Tiere. Sie hörten dann immer ganz aufmerksam und fasziniert zu. Es war schön zu sehen, wie man in so einem jungen Alter schon so konzentriert zuhören und aufpassen konnte.

Der kleine Junge warf sein restliches Trinkgeld in meine Trinkgeldkasse und grinste mich an. "Erzählst du mir das nächste Mal wieder was über Adler?" fragte er, während er von dem Hocker herunter stieg. Stimmt, sein Gesicht kam mir bekannt vor und jetzt erkannte ich ihn auch richtig. Er war schonmal da und blieb ganze zehn Minuten vor der Theke stehen und aß sein Eis hier, während ich ihm über die Adler erzählte.

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