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🔸Sebastian🔸

Am nächsten Morgen, als meine Tür wieder offen war und die Frau schon außer Haus war, es war bestimmt schön zwölf gewesen, hatte ich mir erstmal nichts anmerken lassen. Trotz der Einsicht, dass er mich eingeschlossen hatte, damit er seine Flamme hier her einladen konnte und ich definitiv wieder frei kommen würde, hatte ich panische Angst teilweise gehabt, konnte kaum schlafen und hatte mehrer Panikattacken, vor allem, sobald ich das Licht ausschuld.

Meine Augen waren feuerrot und brannten, als ich sie im Bad auswusch. So könnte ich ihm definitiv nicht unter die Augen treten, er würde definitiv sofort etwas bemerken. Auch zitterte ich leicht und fühlte mich relativ schwach auf den Beinen. Mein Kopf tat ein wenig weh und ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. Ich fühlte mich müde und schlapp, selbst nach dem Zähneputzen und dem siebten Mal mein Gesicht mit eiskaltem Wasser waschen wurde es nicht besser.

Ich seufzte einmal und stellte mich innerlich darauf ein von ihm angemotzt zu werden und auf die Situation an sich gleich. Immerhin hatte er bestimmt einen schönen Abend gehabt und dürfte deswegen garantiert nicht grundlegend schlecht gelaunt sein. Trotzdem konnte er schnell kalt und emotionslos werden. Außerdem hielt er sich an seine Prinzipien und seine Vorschriften, welche er hatte, bedingungslos.

Hoffentlich hatte er sie gut behandelt. Und hoffentlich klappte zwischen den beiden alles. Hoffentlich hatte er sie schick Essen ausgeführt, ihr Komplimente gemacht und sie respektiert. Hoffentlich war sie eine nette, freundliche und liebenswerte Frau, die ihn verstand und die ihn in seinem Leben begleiten würde. Ich wünschte mir einfach, dass die beiden glücklich wurden und einander gut taten.

Sicherheitshalber und vielleicht um noch ein wenig Zeit zu schinden ging ich noch duschen und wusch meine Haare. Sie lagen verstrubelt, verknotet und zerzaust, durch das an ihnen ziehen und in sie hinein Krallen, auf meinem Kopf und meine ganze Haut klebte vom Schweiß. Es tat gut das ganze abzuwaschen und mich erst danach der Welt zu stellen. Unter dicken Klamotten versteckte ich mich, ein flauschiger, warmer Pullover und eine weite Jogginghose, welche mich schützten und größer wirkten lassen.

Mit leisen Schritten schlich ich weiter in die Küche. Ich lugte durch die Tür und sah Mister Siebler niergens,  einen Blick weiter sah ich ihn am Esstisch sitzen. Er tippte auf seinem Laptop herum und bemerkte mich garnicht oder reagierte zumindest nicht auf mich. Schnell, bevor er mich doch noch ansprach oder sonstiges.

In der Küche stand ein Tablett, auf welchem noch Teller standen, der Brotkorb war noch offen, Sektgläser und sonstiges Zeug fürs Frühstück. Allgemein war die Küche ein riesiges Chaos. Mister Siebler hatte sich wohl am Kochen probiert. Oder ihr Frühstück gerichtet. Also hatte er schon gegessen, so musste ich also nichts mehr richten.

So machte ich mir schnell zwei Toast mit etwas Belag und füllte mir ein Glas mit Orangensaft. Mit beidem in den Händen tippelte ich leise in mein Zimmer zurück oder versuchte es zumindest. Denn als ich meine Zimmertüre mit dem Fuß aufstieß und gerade darin verschwinden wollte rief es aus dem Wohnzimmer. "Wenn du nicht bald hier her kommst sondern in dein Zimmer verschwindest und mich weiter meidest wird es ernsthafte Folgen für dich geben." sagte er eher desinteressiert und müde als sauer.

Trotzdem lief mir ein Schauer über den Rücken und meine Nackenhäärchen stellten sich auf. Ich stellte meine Sachen schnell ab und lief dann mit gesenktem Kopf ins Wohnzimmer. Mittlerweile saß er auf der Couch und schaute mich nun abwartend an. Irgendwie...machte sich das ungute Gefühl in mir nur noch breiter. Irgendwas war im Busch. Irgendwas, was ich nicht erwartete.

"Setz dich." sagte er und deutete auf die andere Seite der Couch. Bedrückt setzte ich mich dort hin und zerbrach mir den Kopf darüber, was nun wirklich los war. Er hatte eine Geliebte...war ich deshalb nun störend? Überflüssig? Nicht mehr von Nöten? Würde er mich zurück bringen? Oder an Herr Walter oder so verkaufen? Oder mich...nein, bei ihm müsste ich mir keine Sorgen machen, wie bei Caleb damals, dass er mich vielleicht umbringen würde. Er war Mister Siebler...er war kein Monster...oder?

Sein Blick lag immernoch auf mir, das spürte ich deutlich. Meine Hände würden schwitzig und ich biss mir leicht auf die Lippen um ihm nicht all meine Fragen an den Kopf zu werfen. Zum Glück ließ er mich nicht all zu lange warten. "Wie du gestern wahrscheinlich unschwer mitbekommen hast hatte ich Besuch." fing er an, woraufhin ich leicht nickte und ihn anschaute. Er mochte es nicht wirklich, wenn ich ihm beim Sprechen nicht ins Gesicht schaute. Bei der Lautstärke der beiden konnte ich es ja kaum überhören.

"Ihr Name ist Lynn und sie ist meine Verlobte. Wir heiraten nächsten Sommer und ziehen in einen anderen Teil der Stadt." erklärte er, woraufhin ich ihn nun geschockt ansah. Bitte was? Seine Verlobte schon? Und sie würden bald heiraten? Wie konnte man sich verloben, wenn man noch nicht einmal in der Wohnung des Partners war? Wie konnte das so schnell passieren? Mister Siebler verhielt sich doch erst seit wenigen Monaten so komisch! Vielleicht gerade Mal vier oder so. Ich meine...für sowas brauchte man doch Zeit...und alles...um sich kennen zu lernen und so...

"Aber...Sie kennen sich doch garnicht so lange...und...also..." schaffte ich es nun nicht mehr meine Gedanken und Zweifel bei mir zu behalten. Er seufzte und rieb sich das Nasenbein. "Ja und nein. Es ist eine Ehe auf geschäftlicher Ebene. Anfangs war es nur aus dinglichen Zwecken begründet, also mit Vorteilen für unsere Firmen und so weiter und so fort, aber es hat auch auf emotionaler Ebene geklappt. Also hinterfrag es nicht, denn so ist es nun und damit passt das." erklärte er.

Mein Mund stand offen, ungläubig schaute ich ihn an. Meinte...er das wirklich ernst? Ich meine...konnte das überhaupt so funktionieren, wie er es schilderte? Oder redete er sich nicht nur was ein? Ich fing mich wieder und schloss meinen Mund. Wenn er sagte, dass es so war, dann war das so. Dann hatte ich da nichts zu hinterfragen. So nickte ich wieder nur leicht und zog meine Beine nahe an mich. Ich fühlte mich nun ganz unsicher. Meine Vermutungen lagen richtig und somit würde sich wieder irgendwas verändern...

Veränderungen mochte ich nicht...immer hießen sie irgendwas Neues, irgendwas anderes. Ich hatte mich erst an mein Leben hier langsam gewöhnt und kam sogar damit klar. Ich mochte es täglich die Leute auf der Arbeit zu sehen und hatte mich mit meinen Aufgaben abgefunden. Doch wenn Mister Siebler nun auch umziehen würde...was bedeutete das alles für mich?

"U-Und...was passiert mit mir?"

🔸Upload: 11.02.2022🔸

🔸1110 Wörter🔸

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