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🔸Sebastian🔸

Das Zimmer hatte ein großes Fenster. Direkt darunter stand mein Bett. Die Matratze sah federweich aus und darauf lag genauso eine samtige Decke, wie die in Mister Sieblers Zimmer. Das Bettgestell war schlicht und dunkel gestrichen. Es war ein kleines Bett, was mich tatsächlich freute. In einem großen fühlte ich mich meistens so fehl am Platz und alles um mich herum war leer und kalt...da gehört ich irgendwie nicht wirklich hin, dachte ich mir dabei immer.

Daneben stand ein kleiner Nachttisch, auf welchem ein kleines Buch und ein Stift lag. Auf dem Buch stand in schönen, geschwungenen Buchstaben "Tagebuch". Er sah meinen Blick dort hin und lief darauf zu. "Das habe ich dir geholt, damit du deine Gedanken auch Mal nieder schreiben kannst. Die ganzen letzten Jahre hast du dazu ja nie Zeit gefunden. Und wenn nicht kannst du es zum Zeichnen oder sonstigem benutzen." erklärte er, woraufhin ich nickte.

Der Nachttisch hatte sogar eine Schublade, in welcher ich mein Zeig verstauen konnte. Doch ich hatte ja garnichts...keine persönlichen Gegenstände...keine Wertgegenstände...garnichts...Doch vielleicht würden sich über die Zeit ja welche ansammeln. Ein wenig Hoffnung hatte ich nun ja wieder.

Am anderen Ende des Bettes, also am Fußende und somit auch am Ende des riesigen Fensters, stand ein Schreibtisch. Er war genauso schlicht und dunkel wie das Bett. Eine einzige Schublade und ansonsten nur die Ablage darauf. Mehr nicht, aber das war mehr, als ich mir jemals erhofft hatte und dementsprechend war ich so unglaublich glücklich und dankbar, wie schon lange nicht mehr. Es war unglaublich.

Alles, was in diesem Zimmer war, konnte ich als mein eigen beschreiben. Das hier war ja sogar mein Zimmer! Wie lange hatte ich sowas nicht mehr mit einem guten Gefühl oder gutem Gewissen sagen können. Immer hatte ich dabei an ein dunkles odee kaltes Loch, an frieren und alleine sein, gedacht. Doch jetzt war das nicht mehr der Fall. Spätestens morgen Früh, wenn der Raum von Licht durchflutet werden würde, wäre er heller und belebter, als jedes meiner früheren Zimmer.

Ansonsten gab es in dem Raum noch einen kleinen Kleiderschrank, in welchem auch schon ein paar Hemden und andere Klamotten hingen. Aber nirgends war irgendwelches Folterwerkzeug oder Spielzeug zu finden oder zu sehen, was mich noch mehr freute und beruhigte und gleichzeitig seine Aussage, dass er wirklich nichts von mir wolle, bestätigte. Der Schrank hatte eine Spiegeltür, wodurch ich nun immer schauen konnte, wie ich aussah. Auf dem Boden lag noch ein Teppich und er war genauso weich, wie der im Wohnzimmer.

An den Wänden hingen zwei Bilder und alles war ein wenig in einem warmen Orange gehalten. Unbewusst hatte er sogar meine Lieblingsfarbe getroffen. Vor allem hatte er das ganze hier ja gemacht und vorbereitet, bevor er mich überhaupt ausgesucht hatte.

"Das ist dein Zimmer, richte dich ein wie du willst. Aber auch hier gibt es ein paar Grundregeln." fing er an und lies sich auf dem Bett nieder. Ich nickte und setzte mich automatisch neben ihn. Meine Vermutung hatte gestimmt, denn die Matratze war wirklich federweich und am liebsten hätte ich mich direkt ganz ins Bett gelegt.

Er nahm einen Zettel, welcher in dem Tagebuch gelegen war und reichte ihn mir. Er sah genauso aus, wie die anderen beiden aus dem Auto. "Also, dein Zimmer hat eine Zeitschaltuhr und ich wird ab einer bestimmten Zeit abgeschlossen. Wie du schon gesehen hast, kann ich aber trotzdem noch zu dir rein oder dich raus lassen, falls etwas dringendes ist. Von 22 bis 6 Uhr morgens wird dieses Zimmer abgeschlossen sein und du darin. Das ist einfach nur, damit du über die Nacht keine waghalsigen Aktionen startest oder die ganze Bude auf den Kopf stellst, sowas eben." begon er zu erklären und ich nickt.

In meinem Zimmer eingeschlossen sein...irgendwie kam mir dabei ein ungutes Gefühl auf...Erinnerungen an die Zeit bei Caleb, wo ich tagelang, ohne eine jegliche Angabe oder sonst was, eingesperrt war und nicht wusste, wie lang ich diesen Zustand noch aushalten musste. Ein geschlossener Raum und ein abgeschlossener Raum hatten ja eigentlich kaum Unterschiede...solange man es nicht wusste. Vielleicht...Ich würde das bestimmt irgendwie schaffen...

"Ansonsten ist es dir verboten in dieser Zeit Krach zu machen. Wir haben hier Nachbarn und wir wollen ja so wenig Aufmerksamkeit wie möglich. Außerdem sind das dir Zeiten, in denen ich auch schlafe, also brauche ich da meine Ruhe." fuhr er fort. Das machte ja Sinn...und keinen Krach machen war ja auch verständlich...und es bedeutete ja nicht, dass ich komplett still sein musste. Falls ich wieder begon mit mir selbst zu reden...wäre leises Flüstern bestimmt okay...

"Die Möbel bleiben so stehen, wie sie gerade sind. Du wirst die Wände auf keinen Fall anmalen und all solche Kleinigkeiten eben. Der Rolladen wird mit den anderen gegen 19 Uhr geschlossen und das war es grob auch schon." beendete er seine Erklärung, wobei es sogar ein paar Punkte auf der Liste ausließ und nun aufstand. "Dann gehen wir jetzt noch ins Bad und dann ist es genug für heute." sagte er und deutete mir an ihm zu folgen.

Er griff sich noch zwei Sachen aus dem Schrank und lief dann mit mir ins Bad. Im Flur deutete er auf die andere verschlossene Tür und meinte, dass das sein Büro ist und er es nur aufschließen würde, wenn er selbet gerade darin war. Machte ja auch Sinn und es verständlich...Ich verstand auch garnicht, was ich in seinem Büro anfangen sollte...was ich da machen sollte...

Im Bad schob er mich vor eines der beiden Waschbecken und holte eine Zahnbürste, so einen Zahnputzbecher und einen Waschlappen und ein Handtuch raus. Den Becher stellte er neben seinen, das Handtuch hing er über die Heizung und den Waschlappen gab er mir. "Geduscht wird immer morgens, ich vor dir. Aber den genauen Tagesablauf sprechen wir morgen einmal durch." erklärte er und griff nach seiner eigenen Zahnbürste.

"Mach dich fertig." deutete er mir noch zu, während er selbst begon die Zähne zu putzen und sowas. Ich eilte schnell nach, putze mir die Zähne, wusch mein Gesicht und bekam sogar einen kleinen Kam für meine Haare. Über die Nacht machte ich meine Haare zu einem kleinen Zopf zusammen, zumindest die, die hinein wollten. An manchen Ecken waren sie einfach noch zu kurz und fielen immer wieder heraus.

Er begutachtete mich und nickte. "Das passt doch." murmelte er, wahrscheinlich eher zu sich selbst, als zu mir. Dann deutete er auf die Klamotten. "Das sind deine, zieh dich um, und dann bring ich dich wieder aufs Zimmer." Vor ihm umziehen also...wenn er das so wollte...

Innerlich stellten sich mein Geist und mein Körper unbewusst auf Sex vor...Ich spürte, wie meine Hände und Beine leicht zittrig würden, wie meine Atmung schneller ging und wie sich manche Muskeln lockerten. Zittrig und mit abghackten, garantiert nicht feinmotorischen Bewegungen, zog ich mein Oberteil aus und das neue an. Mein Blick huschte immer wieder zu ihm, doch er stand nur da und beobachtete mich. Auch wenn es respektlos und ein wenig verachtend war...rutschte mein Blick immer wieder zu seinem Schritt, um mich zu vergewissern, dass er wirklich nichts wollte.

Im Endeffekt zog ich mich komplett um und er hatte nichts gemacht. Erst als ich fertig war kam er zu mir und nahm mir die Klamotten ab, um sie in den Wäschekorb zu werfen. Dann lief er zu meinem Zimmer und hielt mir die Tür offen. Mit gesenktem Blick lief ich hinein und blieb ein wenig verloren im Raum stehen. Ein paar Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich...wollte nicht eingeschlossen werden...nicht schon wieder...

Er seufzte und kam einen Schritt ins Zimmer. "Hier, der Knopf. Das ist eine Art Sprechanlage, wenn du ihn kurz drückst piepst es bei mir nur einmal, wenn du ihn gedrückt hälst höre ich, was du sagst. Das ist für den Notfall." sagte er und deutete dabei mit dem Finger auf den Knopf. Ich schniefte einmal und nickte. Er blickte mich noch einmal an, warf mir eine Taschentuchpackung zu und verließ dann den Raum.

Durch ein Klicken hörte ich, wie die Tür geschlossen wurde und wie das Schloss nun auch zu war...nun war ich also alleine...in meinem eigenen Zimmer...bei meinem neuen Master...

🔸Upload: 25.01.2022🔸

🔸1380 Wörter🔸

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