Kapitel 3

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Ivan stand im Schein der Sonne an einer Tankstelle und betankte gerade sein gemietetes Auto mit dem er unterwegs war, als er sein Handy hervorzog. Gelangweilt blickte er darauf nur um Sekunden später zu Stein zu erstarren. Ein Anruf. Es war etwas so banales, doch er hatte einen Anruf verpasst, obwohl Ruby wusste das er längst unterwegs war. War es wichtig gewesen? Sofort lag ein ungutes Gefühl in seinem Bauch und ohne zu zögern wählte er Rubys Nummer nur um sich das Gerät ans Ohr zu halten. Es dauerte nicht lang als die mechanische Stimme erklang. „Kein Anschluss unter dieser Nummer.." Sie redete weiter doch Ivan legte längst wieder auf. Kein Anschluss? Ein Anruf und kein Anschluss. Er kannte die Welt in der er und Ruby lebten und er wusste, das konnte einfach nichts gutes bedeuteten. Es wäre nicht das erste mal. Besorgt zog er den Tankhahn aus seinem Auto und steckte ihn in die Halterung zurück, ehe er in die Tankstelle eilte um zu bezahlen. In den Augenwinkeln sah er zwei Frauen die sofort zu ihm blickten und sich etwas zu tuschelten. Er wusste um seiner Wirkung mit seinen feuerroten Haaren und den Eisblauen Augen. Dem durchtrainierten Körper, der makellosen Haut. Er wusste darum und es interessierte ihn nicht im geringsten. „Die 3 bitte." Sagte er kurz angebunden und der Tankwart blickte träge auf. „Macht 52,97. Bar oder mit Karte?" „Bar." Kaum gesagt zog Ivan seinen Geldbeutel hervor und kramte das Geld heraus. „Du ich glaub die Chicks stehen auf dich.." Verwirrt blickte Ivan auf und dann über die Schulter. Sein Blick streifte kaum die der Mädchen da lächelten sie ihm schon schüchtern zu und wandten sich kichernd ab. Gott wie alt waren die? 6? „Hier den Rest kannst du behalten." „Hey warte das ist-" „-Jaja ich weiß. Kauf den Chicks was davon." Damit war Ivan auch schon wieder aus der Tür heraus und eilte zu seinem Wagen. Er verschwendete keine Zeit und fuhr los nur um ihn wenige Meter später im hinteren Teil des riesigen Rasthofes zu parken. Niemand würde hier so schnell dem Auto Beachtung schenken. Nicht einmal das Personal das hier eher weniger vorbei kam. Zufrieden stampfte er durch eine schlecht gemähte Wiese zu den Bäumen. Er blickte sich ein letztes Mal um, dann sprang er einfach hoch in den Baum. Noch einmal scannte er den Parkplatz, doch niemand schien ihn beachtet zu haben. Also lies er seinen Wagen endgültig links liegen und sprang vom Baum davon. Es war als hätte er übermenschliche Fähigkeiten und als Vampir hatte er diese. Normal ging er in diesem Gebiet hier vorsichtiger vor. Wollte kein Aufsehen erregen, eben weil die Jäger hier die Vorherrschaft hatten. Doch sein Bauchgefühl trieb ihn um und wenn er Recht hatte, war keine Zeit mehr um vorsichtig zu sein. Der Anruf war noch nicht lange zurück und sein Gefühl wurde immer schlechter. Noch ein paar Mal versuchte er Rubys Nummer zu wählen. Dann Rogers. Dann Aine. Nicht eines der Handys schien aktiviert zu sein. Er schluckte. Das waren ihm zu viele Ungereimtheiten. Er setzte noch einen Zahn zu und stürmte durch die Landschaft, die ihn jetzt längst nicht mehr wahrnehmen konnte. Menschen spürten nur einen kurzen Windzug. Tiere hoben die Köpfe, doch keines dieser Augen war fähig zu sehen, was gerade an ihnen vorbei gerannt war. So überwand er eine Strecke, die mit dem Auto noch 3 Stunden gekostet hätte. Ihn nicht mal 10 Minuten. Als er am Anfang des Dorfes ankam, blieb er wie vor die Wand gerannt stehen. Das hier war kein Dorf mehr. Es war ein Trümmerfeld und sein ganzer Körper begann zu zittern. Nein... Nicht.. Bitte nicht.... War alles was er dachte als er endlich wieder einen Schritt vor den nächsten setzte während sein Inneres wie betäubt war. Es stank fürchterlich nach verbranntem Fleisch. Das ganze Dorf war in die Luft geflogen. Überall waren eingestürzte Häuser. Zusammengebrochen als sie von Teilen eines Hauses getroffen wurden. Er wollte es nicht sehen. Er fürchtete es, doch als er Rubys Haus erreichte wurde es ihm klar. Rubys Haus war durch eine riesige Explosion zu einem Krater geworden. Nichts war mehr übrig davon. Der Rest lag und hing jetzt in den anderen Häusern, die durch die Explosion schwer beschädigt wurden. Viele der Häuser brannten. Ivan konnte die Toten riechen, doch er konnte keine Schreie hören. Er starrte auf dieses Loch im Boden und sank auf die Knie. Schloss die Augen. Dort waren so viele Bilder in seinem Kopf. Bilder die ihn heimsuchten. Das durfte nicht Realität sein. Vielleicht.. vielleicht lebte Ruby ja doch noch und nur die Handys waren Schrott? Weil das alles war um ihn nicht verzweifeln zu lassen, stand er wieder auf und lief in den Krater hinab. Blickte sich um, dann hüpfte er aufs nächste Dach das noch stand. Überblickte die Umgebung. Nicht weit entfernt konnte er die Sirenen hören. Polizei und Feuerwehr waren von Nachbardörfern auf dem weg hier her. Die Explosion war sicher noch in Kilometern zu hören gewesen. Langsam verschwanden seine Gefühle und machten der puren Logik platz. Konzentriert betrachtete er die Trümmer. Er konnte Einschusslöcher sehen. Es gab einen Kampf. War es ein Jäger? Wenn es ein Jäger war, musste er Roger entdeckt haben. Wäre Roger wirklich so dumm und versteckte sich in Rubys Haus? Und wenn es ein Jäger war, warum hätte er sich dafür in die Luft sprengen müssen? Das würde bedeuten, er wurde vielleicht tödlich getroffen? Es gab sicher nicht viele Leute, die gegen einen Jäger kämpfen könnten.. Hieß das, Ruby beteiligte sich im Kampf? Egal ob sie Roger mochte, nichts kam an Aine heran. Ruby hätte es nur getan um Aine zu schützen. Ivan schluckte. Waren sie alle 3 bei der Explosion ums Leben gekommen? Er könnte vermutlich wochenlang hier herumsuchen und er würde nicht mal mehr ein Knochenfragment finden. Er wusste nicht was er fühlen sollte, den er fühlte nichts. Er war einfach leer. Sein Körper hatte von ganz allein auf den Selbstschutz gewechselt. So stand er einfach da und starrte das Loch an, bis er aufschreckte. Jemand stöhnte. Seine Augen weiteten sich. Aine! Sofort sprang er los und folgte dem Geräusch. Er hüpfte in den Wald hinein. Überall waren auch hier die Trümmerreste zu sehen. Der Gestank des Verbrannten zu riechen und das leise Stöhnen einer Frau zu hören. Es dauerte nicht lange ehe er die junge Frau im Gras sah. Sie richtete sich langsam auf. Wirkte desorientiert und verwirrt, doch ihr Körper sah unverletzt aus. Einzig die Trümmerteile und die mitgerissenen Äste der Bäume, die unter ihr lagen, verrieten das Aine sich hier nicht einfach schlafen gelegt hatte, sondern das sie hier unsanft gelandet war. „Aine!" Rief Ivan besorgt aus und landete sofort an der Seite der hübschen 18 jährigen.

Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt