Kapitel 2.2

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Aine hatte so viele Fragen, aber die Neugier was passieren würde überwog, obwohl Aine überzeugt war das nichts passieren würde. Ihre Mutter hatte recht. Was wenn doch? Also atmete sie tief ein und aus und sah dann zuerst die brennende Kerze an. Sie beobachtete genau, wie das kleine Flämmchen an der Lunte züngelte. Wie die Spitze der Lunte golden leuchtete. So golden wie die Linien die sie gestern auf sich gesehen hatte. Vielleicht war das die Idee? Die Kerze brannte von allein, wenn die Lunte diese Farbe annehmen würde.

Entschlossen blickte Aine zur zweiten Kerze. Wieder atmete sie ein und aus, ehe sie mit ihren Augen die Stelle fixierte die Brennen sollte. Konzentriert starrte sie darauf. Spannte alle Muskeln an. Hielt die Luft an. Es war als wollte sie mit aller Wut und Gewalt das goldene Leuchte an der Kerze sehen wollen, und doch tat sich rein gar nichts. Fast 5 Minuten starrte sie auf die selbe Stelle und sie begann bereits die Lunte mehrfach zu sehen, bis sie frustriert die Augen schloss und sich zurück an die Lehne sinken lies. „Mam das hat doch keinen Wert. Vielleicht hab ich es mir doch eingebildet oder ich habe gar keine Macht oder keine, die das hier kann." Aine sah auf und Ruby wirkte noch immer in Gedanken vertieft. Statt ihrer Tochter zu antworten, starrte sie auf ihr Essen.

„Mam?" Ruby hob nur kurz den Fingern. „Gleich ja?" Bat Ruby und so wartete Aine. Wartete bis es ihr zu blöd wurde und sie ihr Essen wieder entdeckte. Es war mittlerweile kalt geworden, doch das tat dem Geschmack wenig ab. So kaute Aine auf dem Essen und wartete bis Ruby plötzlich triumphierend aufsprang. „Engelchen! Starr nochmal die Kerze an und konzentrier dich darauf was du erreichen möchtest!" Ob man in dem Fall wirklich von möchten reden konnte? Das war eine Frage, die Aine herunterschluckte während ihre Mutter aufsprang und davoneilte.

„Mam?" Verwirrt blickte Aine ihr hinterher. „Die Kerze! Schau auf die Kerze!" Rief Ruby noch einmal und verschwand in den Keller hinab. Das hier war doch ein dummer Scherz? Wann erwachte sie endlich aus diesem Witz? Wann tauchte ihre Mutter auf und verkündete ihr das sie Aine veräppelt hatte? Doch da nichts davon geschah, wandte sie sich wieder der Kerze zu. Noch einmal starrte sie auf die Lunte und versuchte sich alles vorzustellen. Vorzustellen was sie erreichen sollte. Form. Farbe. Temperatur. Verhalten. Geruch. >Lass es so aussehen, wie die andere Kerze.< Dachte sie immer und immer wieder.

 „TRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖTT!!!" Hupte plötzlich einer dieser Handalarme an ihrem Ohr. Panisch sprang Aine von ihrem Stuhl auf und ein Schrei entwich ihr. Ihr Herz begann wie wild zu schlagen, als plötzlich Hitze vor ihr aufflammte. Ihre Augen rissen weit auf, als eine Stichflamme von der Kerze aufstieg. Erschrocken von der Hitze sprang Aine zurück und es war Ruby, die sie stabilisierte als Aine über den umgefallenen Stuhl stolperte. Aines Ohr klingelte regelrecht von dem Lärm. „MAM BIST DU WAHNSINNIG!" Langsam verstrich der Schockmoment und betretenes Schweigen legte sich über Aine und Ruby, während sie die Kerze betrachteten. Die Kerze, die unter physikalischen Gesetzen jetzt nicht hätte brennen dürfen und es trotzdem tat.

„Es war erschrecken." Setzte Ruby an und statt weiterer Erklärung pustete sie die Kerze noch einmal aus. „Noch einmal. Jetzt solange deine Macht aktiv ist." Aine blinzelte und starrte dann wieder zu der Kerze. Es war nicht so sehr der Befehl ihrer Mutter. Es war ihre eigene Neugier, die sie dazu bewegte es noch einmal zu probieren. Gemäß dem Motto einmal ist keinmal. Vielleicht war nur etwas aberwitziges passiert? Noch immer pochte ihr Herz wild und ein Schauer jagte über ihre Haut, als sie die Kerze genau betrachtete. Bildete sie sich das ein oder war dort ein pulsierendes Gefühl um sie herum? Ein Flimmern, das auch um die Kerze herum war und alles was Aine sich vorstellte war, wie das Flimmern an der Kerze stärker wurde.

Sie konzentrierte sich darauf wie das Flimmern an der Lunte ansetzte und ein Funken entstand als hielte man ein Feuerzeug an die Kerze. Es dauerte einen Moment ehe dort tatsächlich ein Funke entstand und eine Flamme in die Höhe schoss, kleiner wurde und das Kerzchen schließlich brannte, wie das Zweite daneben. Wieder legte sich Schweigen über Mutter und Kind. Das hier war gerade nicht wirklich passiert.. War alles was Aine wieder und wieder dachte. Sie schaffte es nicht mal zu fragen, was Rubys Schweigen bedeutete. Ob sie nun wieder traurig und müde dreinblicken würde. Stattdessen dachte Aine an die Worte ihrer Mutter. Nur wenn die Kerze nicht brennt, könnte sie ihr Leben weiterleben, wie sie es immer getan hatte. Doch die Kerze brannte und das hieß das sie mindestens stark genug war, das sie .. Ja was? Für was war sie stark genug? Warum bedeutete stark genug zu sein, das man zaubern lernen musste?

Da waren Fragen in Aines Kopf, die sie nicht schaffte auszusprechen, weil das was sie vor sich sah, einfach zu verrückt war. Diese Kerze war einfach aus dem nichts angegangen. Zwei mal. Einfach so. Ohne jeden sinnvollen Grund. Als der Schock und die Fassungslosigkeit sich langsam legte, realisierte Aine auch, das das Flimmern, das sie geglaubte hatte zu sehen, fort war. Realität sickerte in Aine hinein als Ruby sie plötzlich in ihre Arme zog und fest an sich drückte. „Oh Engelchen. Es tut mir so leid." Es tat ihr leid. Was genau tat ihrer Mutter leid? Aine wusste nicht was sie sagen sollte. Was sie fühlen sollte. Diese Kerze hatte bedeutet, das ihre Macht stark genug war für etwas das sie weit weg vom Journalismus bringen würde. Konnte sie nicht Beides machen? Musste sie wirklich zaubern lernen? Gab es noch mehr wie sie?

Die Realität erreichte Aine und lähmte sie. „Mam, ich glaube ich brauch einen Tee." „Warte ich mach uns einen. Ich brauch das jetzt auch. Pfefferminze?" Aine nickte nur fahrig und starrte noch einmal zu der Kerze. Ihr Herz hatte sich beruhigt. Das Flimmern war fort. Erneut beugte sie sich vor und pustete die Kerze aus als könnte das all das schlechte Omen von ihr vertreiben. Wieder fokussierte sie die Lunte und versuchte mit Gedanken allein die Kerze zum Brennen zu bringen, doch diesmal rührte sich nichts mehr. Es war davor so einfach gewesen... Hatte die Kerze vielleicht einfach doch noch ein wenig gebrannt und war zufällig in dem Moment wieder losgegangen? Und wenn es doch Magie war.. Was war das für eine Magie, die losging wenn sie sich erschreckte? Sie versuchte sich ein Leben damit vorzustellen. Wie sie vielleicht von einem Auto geschnitten wurde und sie erschrak und dann.. was würde in so einem Moment passieren? Würde auch irgendwas in Flammen aufgehen? Ganz ohne Zweifel, das musste sie unter Kontrolle bekommen oder es könnte sonst etwas passieren. Allen voran könnte sie in einem Versuchslabor der Regierung landen...

Aine war vollkommen in ihre Gedanken versunken, als Ruby ihr eine dampfende Tasse Pfefferminztee hinstellte und sich selbst wieder setzte. Vielleicht träumte sie? Sie hob den Arm und zwickte sich selbst und fluchte leise. „Kein Traum?" Fragte Ruby sanft und Aine schüttelte den Kopf. „Kein Traum..." Wieder legte sich Schweigen über sie, die die Beiden mit Essen und am Tee schlürfen füllten. „Und du meinst Onkel Ivan kann mir wirklich helfen... Wenn ich mich irgendwo erschrecke könnte sonst was passieren." Sprach Aine aus, was in ihrem Kopf arbeitete. „Ja, deswegen musst du das Zaubern lernen und wenn jemand weiß was jetzt zu tun ist, dann dein Onkel." Erschlagen hob Aine den Blick und sah zu ihrer Mutter. Auf dem Gesicht ihrer Mutter lag Sorge, auch wenn sie versuchte sich diese nicht zu sehr anmerken zu lassen. „Wieso Onkel Ivan?" „Weil-"

Das Klirren von zerschlagenem Glas durchbrach die Stille, gefolgt von dem dumpfen Schlag von etwas das gegen die Wohnzimmerwand krachte. Rubys Augen weiteten sich panisch, dann sprang sie auf und stürmte los. „Bleib hier!" Befahl sie Aine mit einer ungewohnten Härte, ehe sie aus dem Zimmer gestürmt war. Perplex saß Aine einen Moment da, ehe auch sie aufsprang und ihrer Mutter folgte. Doch während ihre Mutter das Wohnzimmer betrat, blieb sie im Flur stehen. Dort im Wohnzimmer hing ein Mann in dem was einmal eine Wohnwand gewesen war. Der Körper von Schusswunden gezeichnet. Blut quoll aus den Wunden hervor. Klebte am Boden, an der Wand, an den Resten der Wohnwand. Alles war voll mit Blut. Aine war gelähmt von dem Anblick und sie schaffte es nicht irgendwo anderst hin zu sehen. Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Irgendjemand griff sie gerade an und ihre Mutter stellte sich dem ohne mit der Wimper zu zucken während Aine nicht einmal mehr denken konnte...

Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt