Kapitel 16.2

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--- Ivan ---

Eigentlich wusste er nicht warum er überhaupt hier war. Wieso war er hergekommen? Was hatte ihn dazu geritten? Sie hatte es ihm selbst gesagt. Sie hatte ihn von allen Verantwortungen freigesprochen und ihn gebeten sein Leben zu leben. Sie hatte ihn gebeten sie zu vergessen. Trotzdem stand er jetzt hier in diesem Dorf im Scheine des Mondes und starrte schweigend in die Bar hinein. Jede Macht, die er normalerweise ausstrahlte, unterdrückte er. Jason nahm ihn nicht wahr während er vor Lexa stand und ihr vorschlug zu verschwinden. Und auch Lexa nicht, trotz der Narbe. Sie war so abgelenkt und betrunken. Dort stand Jason und schlug ihr vor einfach zu gehen und alles hinter sich zu lassen. Und ihr auch versprach bei ihr zu sein. An ihrer Seite zu sein, wenn sie vorhatte zu kämpfen. Er hatte Janina. Warum also war er überhaupt gekommen? Warum stand er hier und belauschte die beiden. Wieso verdammt nochmal war er so wütend? Er hatte kein Recht dazu. Er hatte sie im Stich gelassen und hatte weitergemacht. Ohne sie. Er hatte weder ein Recht hier zu sein, noch war es fair Janina gegenüber. Trotzdem stand er hier und schluckte. Versuchte die Gefühle in sich unter Kontrolle zu bringen. Dort war so viel in seinem Kopf. Das Bild und die Kinderkette. Die Blutmondhochzeit. Der Hexenhügel. Ihr leerer Blick und dann seine Gefangenschaft. Ihre Stärke als sie einfach kam um ihn zu retten. Sie hatte gehandelt ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Hatte Ihm so viel Blut gegeben. Und nicht zuletzt ihr Anblick als sie mit Jason das Schloss verlassen hatte. Nichts davon lies ihn mehr los. Das alles war in seinem Kopf während er stumm zusah wie ein anderer Mann vor ihr stand und ihr Dinge versprach, die er ihr einmal gesagt hatte. Ein Mann, den er ihr selber zur Seite gestellt hatte und jetzt... Er war so unfair. So erbärmlich. Er hatte kein Recht dazu hier zu sein. Kein Recht dazu sich einzumischen. Langsam ballte er die Faust wandte sich ab und verschwand.

Als er das Schloss wieder erreichte und den Innenhof betrat, sahen die Wachen bereits auf. „Meister ihr wart fort?" Ivan sah zu ihnen und schenkte ihnen ein schiefes Lächeln. „Ja hab Auslauf gebraucht." Damit lief er weiter. Er lief bis er vor seiner Tür stand. Der Tür hinter der er mit Janina lebte. Schuld nagte an ihm, die er einfach versuchte wegzuschieben. Das hier war richtig. Es war nur eine Phase. Es hatte nichts zu bedeuten.... Als er die Tür öffnete, schlug Janina verschlafen die Augen auf. „Ivan, warst du fort?" Sie gähnte müde und er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. „Ich musste einfach ein wenig raus und frische Luft schnappen." Sofort öffnete sie die Augen ganz und richtete sich auf. „Aber Ivan. Du kommst gerade aus einer Gefangenschaft. Was wenn die Jäger dich wieder kriegen?" Er kam zu ihr und patete ihren Kopf. „Mach dir darüber keine Gedanken. Ich war vorsichtig." Warum nur hatte er das getan und warum war er fähig jetzt einfach alles zu überspielen? „Bitte bleib jetzt hier. Bei mir. Ivan. Leg dich hin." Er unterdrückte den Impuls zu schlucken als er lächelnd nickte. „Ok versprochen."Es war ok so. Sie begann endlich weiterzumachen und die Vergangenheit abzuschließen. Sie sollte glücklich werden. Es war ok so. Immerhin hatte auch er weiter gemacht. Das hier war jetzt sein Leben. Was auch immer ihre Entscheidung sein würde. Es würde ihr Leben endlich wieder weiterführen. Doch tief in sich wusste er welchen Weg sie wählen würde. Es waren Jahre vergangen. So viele Jahre die sie trennten, doch er wusste das dort noch immer die alte Lexa war. Die, die den richtigen Weg wählte, auch wenn es hart werden würde. Die, die nicht wegsah. Die, die über Grenzen hinweg dachte. Sie hatte es ihm bewiesen als sie kam um ihn zu retten. Er wusste es ohne dort zu sein. Welchen Weg sie wählen würde und, das er ihr dabei nicht helfen konnte. Nicht so wie Jason es konnte. Es war ok so.

Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt