Kapitel 6.2

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Aine musste Lexa eines lassen. Punkt 14 Uhr betrat die Ältere das Wohnzimmer in dem Aine seit Lexas verschwinden Däumchen gedreht hatte. Zu Aines Überraschung trug die Hexe ein Buch in den Händen. Aines Augen wanderten zu dem alten Schmöker. Es war dick, in Leder eingebunden und es fiel schwer auf den Couchtisch. Es wirkte abgegriffen und dunkel. Es sah genauso aus, wie Aine sich ein Hexenbuch vorgestellt hätte. Ein dicker Wälzer, der vielleicht alle Zauber enthielt, die sie brauchte. Vielleicht auch den einen, der Aines Wunsch erfüllen würde? „Lerne ich jetzt Zaubersprüche?" Fragte Aine sofort mit leuchtenden Augen. Lexa folgte ihrem Blick und seufzte. „Noch lange nicht." Es waren 3 kurze Worte, die Aines Hoffnung sofort trübten. „Und was soll ich dann mit dem Buch?" Lexa setzte sich und schlug die Beine übereinander ehe sie Aine wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte. „Ich lehre dich nur wenn du meine Regeln akzeptierst. Brichst du sie, beende ich deine Ausbildung sofort." Aines Augen weiteten sich erschrocken und sie riss sich förmlich von dem Buch los um die Ältere zu betrachten. Regeln? Misstrauisch verengten sich ihre Augen. Regel Nr. 1 kannte sie schon. Ihr Onkel. Eine weitere würde schwarze Magie sein, dessen war Aine sich nach der Drohung sicher. Doch was war der Rest und wie wollte Lexa das kontrollieren. Ihre Augen wanderten zu dem Buch und in ihr wuchs die Gewissheit, das die Kontrolle etwas mit diesem Buch zu tun hatte. Aufregung und Neugier begannen sie zu erfüllen. „Regeln was für Regeln?" Fragte Aine. Lexas Augen legten sich auf Aine und wieder bekam diese das Gefühl, als würde die Hexe ihre Gedanken lesen. Ob sie das konnte? Machte das die mächtigste Hexe aus? Es war Lexas Stimme, die Aines Gedanken zurück zu den Regeln lenkte. „Erstens, keine Frage zu dem Blutsauger. Zweitens, du wirst unter keinen Umständen alleine mit deiner Magie üben. Drittens, der Dachboden ist Tabu. Viertens, du darfst mit keinem Wort anderen gegenüber erwähnen, das du eine Hexe bist oder irgendetwas was damit zu tun hat. Solltest du soweit sein, das du außerhalb zaubern darfst, wirst du dafür sorgen das man dich nicht dabei sieht und ich bestimme, wann du soweit bist. Fünftens, sollten wir je eine andere Hexe finden, wirst du ihr nichts über deine Lehre erzählen solange sie nicht Teil unseres.." Für einen Bruchteil einer Sekunde stockte Lexa ehe sie tat als wäre nichts gewesen. „Zirkels ist. Sechstens, du erzählst niemanden das ich es war, die dich gelehrt hat. Die Welt hat mich vergessen und ich möchte daran nichts ändern. Siebtens, Schwarze Zauber sind Tabu. Die Achte und letzte Regel. Es ist dir verboten deine Macht zu missbrauchen um anderen zu Schaden oder dir einen materiellen Vorteil zu verschaffen. Irgendwelche Fragen?" Die grauen Augen legten sich streng auf Aine und Lexas Blick machte klar, das sie Fragen erwartete. „Wieso darf man mich nicht zaubern sehen? Und warum dürfen wir mit keiner anderen Hexe reden?" Fragte Aine schnell und nutzte damit die Chance, die ihr gegeben wurde. „Die Jäger würden dich jagen und töten wenn sie von dir erfahren. Willst du das?" Bilder tauchten vor Aines innerem Auge auf und sofort vertrieb sie diese in dem sie sich auf die zweite Frage konzentrierte. „Und was ist mit anderen Hexen?" Für einen Moment musterte Lexa die junge Frau, dann verlor sich ihr Blick an der Terrassentür. Nicht nur einmal fragte sich Aine, warum die Ältere so oft den Blickkontakt brach. „Hexen sind im Grunde auch nur Menschen. Der falsche Zauber für die falsche Hexe kann großes Unglück bedeuten. Kenne dein Gegenüber bevor du ihm vertraust und selbst dann, solltest du niemals zu gutgläubig werden." Langsam begann Aine zu nicken. Es gab also Zauber, die nur im Zirkel blieben. Es leuchtete ihr ein. „Aber was unterscheidet den Zirkel von fremden Hexen?" Aines grüne Augen blickten auf und doch fand sie nicht die grauen Augen von Lexa. „Der Schwur unterscheidet es. Wenn du meine Regeln akzeptierst, dann lege deine Hand auf dieses Buch und schwöre einen magischen Schwur. Brichst du den Schwur, obliegt es allein mir, ob deine Lehre beendet wird." Aine schluckte und sah von der Hexe zu dem Buch und zurück. Ihr Herz rutschte ihr tiefer. Sie musste einen Schwur ablegen? Einen magischen obendrein? Doch die Regeln klangen einleuchtend. Übersah sie etwas? „Wenn du Bedenkzeit brauchst.." Setzte Lexa an und wollte schon aufstehen doch Aine schüttelte hastig den Kopf. „Nein!" Noch einmal ging sie alle Regeln durch und sie dachte an ihren Onkel. Er war überzeugt das diese Blonde, die Richtige war um Aine zu trainieren. Das mit den schwarzen Zaubern war ein Tabu war kritisch... Doch wenn Aine ausgelernt war, spielte es dann überhaupt noch eine Rolle? Immerhin war die einzige Bedingung, das die Lehre beendet werden würde. Zur Not konnte sie sicher auch allein weitermachen, sobald sie die ersten Kniffe kannte. „Ok ich mache den Schwur." Sie sah mit Entschlossenheit in den Augen auf und statt Ernsthaftigkeit erwartete sie Strenge. „Naiv bist du auch noch." Röte flammte an Aines Wangen auf. „Aber ich meine es ernst!" Etwas blitzte in den Augen der Älteren auf. Irgendetwas das Aine nicht fähig war zu verstehen. „Das sehe ich, das macht dich trotzdem naiv. Aber gut. Dann leg deine Hand auf das Buch und sprich mir nach." Aine schluckte und hob die Hand, dann blickte sie zum Buch und Aufregung machte sich in ihr breit. Was würde passieren? Es sollte sie misstrauisch machen, doch die Neugier überwog und so berührte sie den ledrigen Einband des dicken Wälzers, doch nichts passierte. Es war fast enttäuschend. „Mehr erhofft?" Fragte die Ältere und Aine glaubte tatsächlich etwas amüsiertes aus der Stimme herauszuhören. Sie versuchte die Röte ihres Gesichtes einfach zu ignorieren. „Wie mache ich den magischen Schwur?" Sie sah auf und trotz der Wärme in ihren Wangen war ihr Blick noch immer ungebrochen Entschlossen. Lexa musterte sie eine ganze Weile ohne das Aine von dem Buch zurückwich. „Gut sprich mir nach und nimm die Hand erst runter, wenn du zu Ende gesprochen hast." Aine nickte und schluckte. „Ich, dein Name, erbitte den großen Zirkel der Sterne im Namen des Planeten Jupiter sich meiner Anzunehmen. Mich zu Leiten und zu Führen. Durch die hellsten Tage und die dunkelsten Nächte. Ich schwöre im Namen Jupiters meine Magie mit Weisheit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit zu führen und die Ordnung der Welt zu erhalten. Möge Jupiter mir die Kraft und den Glauben an das Gerechte schenken. Ich erkenne die Regeln der Meisterin an und werde mich den Konsequenzen beugen. Lupitterzirkel, akzeptiere mich als Lehrling." Schweigen entstand während Aine schluckte. „Lupitterzirkel? Ist das der Name unseres Zirkels?" Etwas leeres lag in Lexas Augen. „Ja Lupitterzirkel, Zirkel des Jupiters." Noch einmal horchte Aine in sich hinein. Wollte sie diesen Schwur schwören? Doch was hatte sie sonst für Optionen? Einfach verschwinden, den Tod ihrer Mutter akzeptieren und das Journalismus Studium beginnen? Konnte sie das so einfach, jetzt wo sie von Vampiren, Hexen, Jägern und allem wusste was es vielleicht noch auf dieser Welt gab? Wollte sie jetzt wo sie davon wusste, nicht auch jedes Geheimnis dieser Welt erforschen? War es nicht das, was sie dazu getrieben hatte Journalismus studieren zu wollen? Sie war einfach so. Sie wollte die Welt verstehen und sich selbst und auf diesem Wege würde sie etwas über sich lernen, das ihr sonst niemand beibringen konnte. Ihre Mutter war keine Hexe gewesen, doch ihre Verwandten? Eine Familie, über die ihre Mutter ihr nie etwas erzählt hatte? Würde sie auch darauf Antworten finden? Aine konnte es nicht mit Gewissheit sagen, doch sie wusste das dieser Weg sie näher an alles brachte als der Journalismus es könnte. Ihre Mutter zurückzuholen würde ins Mögliche rücken, ihren Onkel verstehen war ebenfalls möglich und dann war dort diese blonde Hexe vor ihr, die nichts über sich preis gab und doch war da eine Gewissheit in Aine, das diese ein Geheimnis besaß das Aine entschlüsseln wollte. Nervosität, als hielt sie eine Abschlussprüfung, breitete sich in ihr aus, ehe sie den Mund endlich öffnete und begann den Schwur zu sprechen. „Ich, Aine St. Johns, erbitte den großen Zirkel der Sterne im Namen des Planeten Jupiter sich meiner Anzunehmen. Mich zu Leiten und zu Führen. Durch die hellsten Tage und die dunkelsten Nächte. Ich schwöre im Namen Jupiters meine Magie mit Weisheit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit zu führen und die Ordnung der Welt zu erhalten. Möge Jupiter mir die Kraft und den Glauben an das Gerechte schenken. Ich erkenne die Regeln der Meisterin an und werde mich den Konsequenzen beugen. Lupitterzirkel, akzeptiere mich als Lehrling." Aine hatte kaum das letzte Wort zu Ende gesprochen, als Licht aus dem Buch sprühte als wäre eine riesige Wunderkerze losgegangen. Sie fürchtete das der Tisch Feuer fangen könnte, doch Lexa blieb vollkommen ruhig, als die Funken zu schweben begannen. Um Aine und um Lexa herumflogen, als wären sie in einem weißen Strudel gefangen. „Aine St. Johns. Der Jupiter hat dich mit seinem hellen Licht als würdig befunden und so werde ich, Alexis, an die Gerechtigkeit und Weisheit Jupiters glauben und deine Meisterin werden. Ich schwöre dich zu lehren soweit es meine Macht ermöglicht. Ich will dir Leitung und Hilfe sein. Weggefährte und Kritiker. Ich werde einnehmen was nötig ist, um dich auszubilden." Der Strudel wurde schneller, während eine Wärme in Aine lebte, die sie mit Geborgenheit erfüllte. Es war ihr als konnte sie schemenhaft Gestalten in dem Wirbel erkennen und für einen Moment war sie überzeugt das Lächeln ihrer Mutter zu sehen. Ein Lächeln, das ihr die Gewissheit gab, das sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Eine Wärme, die ihr Herz berührte und ihr Tränen in die Augen trieb. Das Licht schoss plötzlich wie ein Schwarm davon und dann direkt in ihr Herz. Presste ihr einen Moment die Luft aus den Lungen und erfüllte sie kurz darauf mit Ruhe und Sicherheit. „Willkommen Aine. Willkommen in der Lehre des Jupiters." Aine kannte Lexa nicht und doch glaubte sie etwas brüchiges in der Stimme der Hexe zu hören. Etwas glänzendes in den trüben Augen. Für Augenblicke saßen die Beiden einfach nur da und Aine wusste, das sie gerade etwas einzigartiges erlebt hatte. Auch ohne das man es ihr erklärte, war ihr klar, das sie diesen Schwur nicht nur vor Lexa gesprochen hatte. Sie hatte mehr damit bewirkt und ihr wurde bewusst wieso sie Hexen des Zirkels trauen konnten. Sie würden das selbe ehrenhafte Ziel verfolgen, auch wenn Aine nicht wusste was genau ihr Ziel sein würde. Sie wusste nur mit Gewissheit, das es gut sein musste, sonst hätte der Zirkel und dieses Buch, sie nicht als würdig erwiesen.

Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt